„Viel Potenzial“ für Lückenschluss

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VON PHILIPP DAUM

Viadukt in Selbach: Der Ederseebahnradweg ist bei Einheimischen und Touristen beliebt. Der Kreistag sprach sich nun dafür aus, dass eine Verlängerung der Trasse bis Giflitz geprüft werden soll. Foto: Stadt Waldeck

Waldeck-Frankenberg „Es steht außer Frage, dass der Bahnradweg zwischen Korbach und Buhlen sehr beliebt ist. Das ist nicht nur im touristischen Sinne der Fall. Auch für den Alltagsradverkehr wird die Strecke von den Einheimischen sehr gut genutzt“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Timo Hartmann im Kreistag und begründete damit den Vorstoß von CDU, SPD und Freien Wählern, den Radweg auf der vor fast 30 Jahren still gelegten Trasse der Ederseebahn bis nach Edertal-Giflitz zu verlängern. Hartmann betonte zugleich, dass in Giflitz die Anbindung an den Ederradweg bestehe und somit auch eine durchgängige Radwegeverbindung über Wega bis nach Bad Wildungen geschaffen werden könnte. „Ob das möglich ist, soll vom Kreisausschuss geprüft werden“, sagte der CDU-Fraktionschef.

Klaus Gier (Freie Wähler) sagte, dass die Verkehrssituation am Edersee einer „besonderen Betrachtung“ unterliegen sollte. „Hier ist nicht das Potenzial des Alltagsradverkehrs so gegeben, wie das zum Beispiel zwischen Korbach und Frankenberg der Fall ist. Am Edersee spielt der Individualverkehr die dominierende Rolle. Für viele Ausflügler, die an den See kommen, gehört die Fahrt mit dem Auto dazu“, sagte Gier, der auch Bürgermeister in Edertal ist. Dieser Situation habe man bereits mit Großparkplätzen Rechnung getragen. Außerdem gebe es in jedem Ort am Edersee eine ÖPNV-Anbindung, die Touristen nutzen könnten.

„Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue“, sagte Andreas Schaake (SPD). Da die Reaktivierung der Ederseebahn aufgrund des vorliegenden Gutachtens vom Tisch sei, müsste man nun umso mehr die Verlängerung des Bahnradweges nach Giflitz vorantreiben. Der Lückenschluss sei doppelt wichtig. „Wir sprechen oft über Radwege, die einem touristischen Zweck dienen. Hier würde die Strecke aber auch den Alltagsradverkehr der Bürgerinnen und Bürger verbessern – außerdem wäre durch den Radweg der Schulweg für die Schülerinnen und Schüler sicherer“, sagte Schaake.

„Die Bahn geht nicht. Dafür sehen wir aber Potenzial für den Radweg“, sagte auch Bastian Belz von der FDP. Seine Fraktion sei nun gespannt auf die Ergebnisse, welche die Prüfung des Kreisausschusses ergebe.

„Ich fahre sehr oft auf dieser Strecke“, sagte Arno Wiegand (fraktionslos), der sich ebenfalls für die Verlängerung des Bahnradweges aussprach. Weil Brücken und Viadukte ohnehin unterhalten werden müssten, ergebe ein Radweg auf der Trasse der ehemaligen Ederseebahn auch „absolut Sinn“.

„Untersuchung basiert nur auf Annahmen“

Daniel May Grüne

Daniel May von den Grünen machte deutlich, dass seine Fraktion ebenfalls den Radwegeausbau bis nach Bad Wildungen befürworte. Ob dies aber zwingend auf der ehemaligen Trasse der Ederseebahn geschehen müsse, sei fraglich. Auch abseits dieser Strecke könnte ein Radwegeausbau stattfinden.

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende machte keinen Hehl daraus, dass er Zweifel an dem Gutachten habe, das sich gegen eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Buhlen und Bad Wildungen ausspricht. „Die Untersuchung basiert nur auf Annahmen, die ich als äußerst konservativ und vorsichtig wahrnehme“, sagte May. Was von dem Planungsbüro als Ausflugsverkehr angenommen worden sei, habe mit der tatsächlichen Verkehrsbelastung im Edertal nicht viel zu tun. Ein attraktiver Eisenbahnverkehr von Kassel über Bad Wildungen bis fast an die Edersee-Staumauer hätte aus Sicht der Grünen „eine hohe Qualität“.

Die Fahrgastzahlen auf der reaktivierten Bahnstrecke zwischen Frankenberg und Korbach seien zudem viel höher gewesen als seinerzeit prognostiziert worden war. „Sollte dies auch bei der geplanten Reaktivierung der Oberen Edertalbahn zwischen Frankenberg und Battenberg später der Fall sein, lohnt es sich mit Sicherheit, den Blick dann such noch einmal auf eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Ederseebahn von Bad Wildungen nach Hemfurth zu richten“, schlug Daniel May vor, der deshalb auch eine Verlängerung des Bahnradwegs auf einigen Teilen dieser Trasse kritisch sieht. „Damit wäre die Bahn-Reaktivierung an den Edersee endgültig Geschichte“, so May.

Bei der Verlängerung des Bahnradweges müssten zudem ein Viadukt und eine Eisenbahnbrücke über die Eder ertüchtigt werden – dies wäre teurer, als den Radweg „woanders entlang führen zu lassen“, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende. dau Foto: PR

2024 WLZ 13. 11.