Zehn Prozent mehr Gäste

Edersee-Marketing „sehr zufrieden mit der Saison“

VON MATTHIAS SCHULDT

Lisa Zölzer Edersee- Marketing

Bad Wildungen/Edersee „Wir sind sehr zufrieden mit der Saison“, sagt Claus Günther, Geschäftsführer der Edersee Marketing-Gesellschaft. Die Auswertungen bis Ende August liegen vor. „Die Erlebnisregion Edersee einschließlich Bad Wildungen verzeichnete bis dahin 1,3 Millionen Übernachtungen. Das sind 1,5 Prozent mehr als Ende August ‘23“, erklärt Lisa Zölzer, zuständig für Marketing, PR und Kommunikation.

Noch höher fällt der Zuwachs bei den Gästeankünften aus. Mehr als 200 000 Ankünfte bedeuten ein Plus von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2023.

Daraus geht hervor: Die Region etabliert sich weiter als Ziel für Kurzurlauber. „Die durchschnittliche Verweildauer im Sommer liegt bei sechs Tagen“, sagt Lisa Zölzer. Dabei ziehen die Wildunger Reha-Gäste den Durchschnitt deutlich nach oben. Bereinigt um deren mehrwöchige Aufenthalte „bleiben Urlaubsgäste in unserer Erlebnisregion durchschnittlich drei bis vier Tage“, führt Lisa Zölzer aus.

„Bei den Urlaubsgästen ohne Klinikpatienten liegt Vöhl deutlich vorne mit 220 000 Übernachtungen“, ergänzt Claus Günther. Die Ursache finde sich in der Nachfrage auf den Vöhler Campingplätzen. Richtet sich der Blick auf den Edersee ohne Bad Wildungen, ging die Zahl der Übernachtungen in Relation zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent zurück. Das sei dennoch als Zuwachs zu werten, ordnet Claus Günther ein, „denn wir hatten 2024 am See rund 330 Übernachtungsgelegenheiten weniger als 2023.“

Das Reduzieren der Stellplatzzahl auf Campingplätzen mit Blick auf den Brandschutz trug zu dem Rückgang ebenso bei wie der konstant hohe Wasserstand im Edersee in der Saison 2024. „Am Rehbach standen erheblich weniger Zeltplätze zur Verfügung als in Jahren mit niedrigeren Pegelständen“, erklärt Günther.

Das durchwachsene Wetter habe wohl keinen negativen Einfluss gehabt, meint er: „Wir hatten keine länger andauernden Sonnenperioden, aber stattdessen einen Mix mit immer wieder schönen Tagen und einem vollen See.“ Die Quote der Online-Buchungen betrage dabei mittlerweile mehr als 90 Prozent, schließt Lisa Zölzer. Foto: Edersee Marketing/pr

Die Region kennt die Vorlieben ihrer Urlauber

Über Abfragen bei den Gästen nach deren Werten hat das Edersee Marketing zwei Kern-Zielgruppen der Region ermittelt, erläutert Lisa Zölzer: Gäste ab 40, die zu zweit oder mit Kindern herkommen und Gäste, die in der Natur unterwegs sind und Wert auf Work-Life-Balance legen. Beide Gruppen suchen Natur erleben, Entspannung, Sport, Bewegung und Genuss. Sie kommen aus einem Umkreis von zwei Autostunden mit Schwerpunkt Hessen und Nordrhein-Westfalen.  su

Mehr Gäste, als die Statistik besagt

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Die Campingplätze rund um den Edersee (hier am Rehbach) haben eine große Bedeutung für die Statistiken der Übernachtungen und Gästeankünfte. Foto: Matthias Schuldt/Archiv

Bad Wildungen/EderseeMehr als 90 Prozent aller Buchungen laufen in der Erlebnisregion Edersee online. Zwar buchen nur wenige Urlauber direkt über das Buchungsportal edersee.com, doch fast alle Gastgeber nutzen laut Edersee-Marketing-Geschäftsführer Claus Günther das Buchungssystem des Edersee Marketings, sprich den Kalender, der den Gast über freie und belegte Übernachtungszeiten informiert.

Auf diese Weise flössen die meisten Buchungen in die Statistik ein, die über einschlägige Portale wie Booking.com, Casamundo oder FeWo-Direkt erfolgen, erklärt Lisa Zölzer. Ausnahme: Airbnb. Welche Rolle dieser wachsende Zweig des Geschäfts in der Region spielt, lässt sich aktuell schwer beurteilen.

Unvollständig bleibt der Überblick aus einem weiteren Grund: Private Gastgeber mit weniger als zehn Betten sind nicht meldepflichtig und fallen durchs Raster, etwa wenn Gäste direkt bei ihnen anrufen. Viele Urlauber schauten sich auf den Portalen um und kontaktierten dann den Anbieter persönlich. „Dieser Trend nimmt zu“, berichtet Lisa Zölzer.

Eine höhere Genauigkeit der Statistik wäre dennoch möglich, wenn Bad Wildungen seine Kurtax-Einnahmen und die Kommunen mit Tourismusabgabe ihre betreffenden Gäste-Zahlen ebenfalls ans Edersee Marketing gäben. „Denn jeder Gastgeber ist ja verpflichtet, diesen Beitrag von seinem Kunden einzuziehen und an die jeweilige Kommune durchzureichen“, erläutert Günther.

Auswertungen zu Stornierungen liegen dem Edersee-Marketing nicht vor. Vermutlich spielt das in einer Region mit dem Fokus auf Kurzurlaub eine geringere Rolle. Den Hintergrund benennt Lisa Zölzer: „In der Regel wird erst kurzfristig gebucht.“

Claus Günther hat großes Verständnis, wenn private Vermieter mit wenigen Betten keine kurzfristige Gratis-Stornierung akzeptieren. „Wir versuchen aber, auf eine Frist von vier Wochen für die Saison hinzuwirken, weil wir in dieser Zeit dank der hohen Nachfrage einen anderen Gast vermitteln können“, erläutert der Geschäftsführer des Edersee Marketings. MATTHIAS SCHULDT

Einheimische zu Fans und Botschaftern machen

Über Zukunftsausrichtung informiert: Vertretungen der sechs Kommunen der Erlebnisregion. Foto: Edersee-Marketing/pr

„Nur durch das Bündeln unserer Kräfte können wir eine starke und einheitliche Urlaubsregion schaffen, die sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für die Touristen attraktiver wird.“ Das rief Claus Günther in der Sachsenhäuser Stadthalle allen Vertreterinnen und Vertretern aus den sechs Kommunen der Erlebnisregion Edersee zu. Wie diese sich in der Zukunft ausrichten soll, stellte er gemeinsam mit Cornelius Obier vor, Geschäftsführer von „Project M“.

Sie formulierten einen hohen Anspruch gegenüber den Parlamentariern, Bürgermeistern, Stadträten und Gemeindevorständen: Die Region werde gemeinsam „auf Grundlage unserer einzigartigen Marke zu einer der begehrtesten Leben- und Erlebnisräume in der Mitte Deutschlands“.

Dass der Edersee eine etablierte Marke sei, belege das eigene Portal edersee.com. 50 Prozent aller Online-Buchungen würden mittlerweile über diesen Zugang erzeugt. „Die Gäste kennen unsere Region und suchen gezielt nach ihr“, erläutert Günther. Die um zehn Prozent gestiegene Gästezahl im Vergleich zu 2023 verstärke diesen Effekt und erzeuge weitere positive Mundpropaganda für die Erlebnisregion, ist er sich mit Marketing-Expertin Lisa Zölzer einig. Um dem Schneeballeffekt zusätzliche Dynamik zu geben, will die Gesellschaft das „Innen-Marketing“ stärken.

„Wir möchten die Bevölkerung zu Fans und damit Botschaftern unserer Erlebnisregion werden lassen“, kündigte Günther an. Weitere Angebote und Infrastruktur sollen entwickelt werden, wobei Günther und Zölzer auch das Thema Gastronomie im weitesten Sinne in den Blick nehmen.

Die Verantwortlichen wollen Anregungen aus anderen Urlaubsregionen aufgreifen. Sie möchten neue Konzepte auf deren Übertragbarkeit prüfen: von saisonal betriebenen Imbissen an Stellen mit hoher Besucherfrequenz (aber bisher ohne Angebot) über Automaten-Kioske bis zum Waldpicknick von Direktvermarktern. „Wir wollen im Vorfeld mit den Kommunen geeignete Stellen auswählen, Genehmigungsfragen klären und dann nach interessierten Anbietern suchen“, fügt Günther hinzu.

Kommt die Region bei all dem voran, fällt es leichter, die Einheimischen zu begeistern. Sie profitieren von besseren Angeboten in gleicher Weise wie Urlauber und Tagesgäste – deren Rolle oft unterschätzt sei, sagt Günther: „Tagesbesucher bringen 40 Prozent des Umsatzes.“  su

2024 WLZ 12. 11.