Deponiegase sinnvoll nutzen
Müllumladestation: Kreis und Grüne wollen bessere Klimabilanz
Dr. Peter Koswig Grüne
Waldeck-Frankenberg – Rund 600 000 Kubikmeter Deponiegas entstehen pro Jahr auf der Müllumladestation in Flechtdorf – im vergangenen Jahr hat diese Menge für eine Klimabelastung in Höhe von 1805 Tonnen CO2e geführt. Das geht aus einer Großen Anfrage der Grünen in der jüngsten Kreistagssitzung hervor. Die Fraktion will mit ihrem Vorstoß erreichen, dass die Umladestation zukünftig eine bessere Treibhausgasbilanz bekommt.
Deponiegas entsteht hauptsächlich durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Es besteht meist aus Kohlenstoffdioxid und Methan.
Wie der Landkreis in seiner Antwort zur Großen Anfrage berichtet, liegt der Methananteil im Flechtdorfer Deponiegas bei 13 Prozent. Auf der Müllumladestation werde eine Schwachgasfackel betrieben, die das Deponiegas bis zu einem Methangehalt von 12 Prozent verbrennt. Eine weitere Verwertung des Gases finde nicht statt. Allerdings habe der Kreis 2022 einen Förderantrag zur Untersuchung des Gasmanagements gestellt. Dieser befinde sich noch in Bearbeitung bei der ZUG (Zukunft-Umwelt-Gesellschaft) – einer Bundesgesellschaft für alle Themen rund um den Schutz von Umwelt, Natur und Klima.
Erst nach Eingang des Förderbescheids kann nach Auskunft des Landkreises mit einer Machbarkeitsstudie begonnen werden – der Kreis hoffe darauf, den Bescheid noch dieses Jahr zu erhalten. Ein denkbares Szenario sei, dass mit dem Deponiegas Wärme für die Beheizung von Liegenschaften erzeugt werde. Die Gesamtmenge des Gases müsse aber eine Investition in eine neue Fackelanlage mit Wärmetauscher ökonomisch rechtfertigen.
„Wir sind sehr gespannt auf den Förderbescheid, um auf dessen Basis hoffentlich die Treibhausgase auf der Deponie vermindern zu können“, sagte Dr. Peter Koswig von den Grünen. Das Deponiegas ohne einen Nutzen abzufackeln, sei schließlich unbefriedigend. Emissionen fielen zwar immer an. „Aber wenn durch eine sinnvolle Verbrennung beispielsweise eine Heizung, die unter Kohlenstoffverbrennung betrieben wird, künftig schwächer laufen kann, würde der Emissionsausstoß zumindest ein Stück weit kompensiert“, sagte Koswig. Foto: PR PHILIPP DAUM
CO2e-Fußabdruck: Das steckt dahinter
Der deutsche Ausstoß an Treibhausgasen pro Person liegt – wenn man den Export und den Import von Gütern berücksichtigt – laut Umweltbundesamt derzeit im Durchschnitt bei 10,8 Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2e) pro Jahr. Klimaverträglich wäre ein weltweiter Pro-Kopf-Ausstoß von unter einer Tonne CO2e pro Jahr. Für den Treibhausgasausstoß pro Person in Deutschland sei daher eine Minderung in Höhe von rund 95 Prozent gegenüber dem heutigen Stand notwendig. red/dau
2024 WLZ 26. 11.