2023 WLZ 22. 12. „Sankt Niklas war ein Seemann“
Maritime Weihnacht beim Konzert mit dem Shanty-Chor in der Waldecker Kirche
VON PETER FRITSCHI
Weihnachten auf hoher See: Der Edersee Shanty Chor nahm seine Zuhörer mit auf eine maritime Reise. Fotos: Peter fritschi
Waldeck – „St. Niklas war ein Seemann, er liebte Wind und Meer und alle Jahr zur Weihnachtszeit fährt er Millionen Meilen weit durch Sturm, durch Wind und See“ – dieser Refrain von einem außergewöhnlichen Weihnachtskonzert hallte noch lange nach. Der Edersee Shanty Chor gestaltete die maritime musikalische Weihnacht in der evangelische Stadt Kirche von Waldeck.
Zu Beginn sangen alle Kirchenbesucher gemeinsam „Es ist für uns eine Zeit angekommen“. Karl-Joachim Dietz, Vorsitzende und „alter Seebär“ des Edersee Shanty Chors, begrüßte die Zuhörer und nahm sie mit auf eine lange musikalische Reise, begleitet von einer Erzählung des bekannten Schriftstellers Rudolf Kinau „Thees Bott“, einem Bruder von Gorch Fock, erzählt und bearbeitet von Klaus Schröder.
Die von ihm vorgetragene Geschichte – altes Seemannsgarn über den röhrenden Nordwestwind auf der Nordsee und die Gefahren, die der Schifffahrt beim Wechsel von Ebbe und Flut drohen – gliederte er in einzelne Abschnitte, die jeweils von Seemannsliedern unterbrochen wurden. Es begann mit dem Lied „Weihnachten auf hoher See“, es folgten „Heilige Nacht am Hafen“, „Weihnachten bin ich wieder zu Haus“, „Auf Weihnacht Hafen Wache“, „Weihnacht Weihnacht Rum Bum Bum“, „Weihnachtszeit auf den Meeren“, „Sankt Nikolaus war ein Seemann“, „Ave-Maria der Meere“, „Tausend Meilen von zu Hause“, „Wiehnacht an de Waterkant“.
Als die tiefen Bässe und hohen Tenortöne erklangen, stellten sich bei den Zuhörern Ruhe, Besinnlichkeit und Freude ein. Sehnsüchte nach der Ferne und die Wiederkehr in die Heimat wurden geweckt bei der außergewöhnlichen Darbietung des Edersee Shanty Chors. „Seefahrt tut Not“, so steht es auf Schiffen geschrieben, die in fremde Länder fahren, um Gaben in die Heimat zu bringen. Pfarrer Follmann erzählte aus der Bibel, wie Seeleute im stürmischen Mittelmeer die Orientierung verloren und nur durch ein helles Licht am Horizont den Hafen fanden, es war der Stern von Bethlehem. Der Pfarrer wünscht allen Besuchern Orientierung, damit sie nie vom rechten Weg abkommen. Zum Abschluss stimmten Chor und Gemeinde gemeinsam das Lied „Oh Du Fröhliche“ an.
Zum Abschied kreisten die Gedanken der Zuhörer noch einmal um Niklas, den Seemann. „Viele tausend Lichter brannten, ich sah den Steuermann, da wusst ich, dass ich Weihnacht bei Muddern feiern kann…“ – Frohe Weihnachten! ➔
In Kroatien bei Starkwind in Seenot geraten
Klaus Schröder erzählt im Gespräch mit der WLZ seine eigene Seefahrtsgeschichte, die unter die Haut geht: Er selbst ist mit einem kleinen Segelboot in Kroatien aufs Meer gefahren, hat zwei vorgelagerte Inseln umrundet. In seinem Herzen brannte die Sehnsucht nach der Unendlichkeit des Meeres, nach fernen Ländern. Bei angenehmen Temperaturen, ruhiger See und säuselndem Wind segelte er der untergehenden Sonne entgegen, bis ein aufkommender Starkwind und eine unbekannte Strömung ihn in Seenot brachten. Sein kleines Boot sank und zerschellte an den Klippen – Schröder rettete sich an Land.
Die Nacht brach herein und er verlor die Orientierung. Auf dem Heimweg nach Hause verließen ihn seine Kräfte. Daheim fürchtete Frau um sein Leben. Er irrte einige Zeit umher, erinnert sich der verunglückte Segler noch genau, „bis mir eine göttliche Stimme den Weg nach Hause wies“. pf