2024 WLZ 07. 05. Tauch-Abenteuer bei einer Ruine im Edersee

dersee Vor 110 Jahren wurde der Edersee angestaut, und der ehemalige Schafstall von Gut Vornhof, das zum Dorf Berich gehörte, versank in den Fluten. Ein Tauchteam unter der Leitung von Stefan Pape aus Kassel begab sich am Edersee rund 36 Metern unterhalb des Wasserspiegels auf Spurensuche nach den Ruinen.
Edersee Vor 110 Jahren wurde der Edersee angestaut, und der ehemalige Schafstall von Gut Vornhof, das zum Dorf Berich gehörte, versank in den Fluten. Ein Tauchteam unter der Leitung von Stefan Pape aus Kassel begab sich am Edersee rund 36 Metern unterhalb des Wasserspiegels auf Spurensuche nach den Ruinen.
Das Gebäude bei den Hopfenbergen ist eines der wenigen, das beim Anstau des Sees seinerzeit nicht zerstört wurde. Auch nach mehr als einem Jahrhundert unter Wasser ist der Zustand nach Angaben der Taucher erstaunlich gut.
Mit Speziallampen leuchteten sie in der Dunkelheit bei extrem ungünstigen Sichtbedingungen die Gebäudereste aus und fertigten eine Vielzahl an Fotografien an. Damit soll nun ein 3D-Modell angefertigt werden, kündigt Pape an. sb ➔ SEITE 11

Edersee – Bei einer Tauchexpedition im Edersee erkundete Unterwassertauchführer Stefan Pape mit einem Team den früheren Schafstall an den Hopfenbergen, der beim Anstau des Edersees im Jahr 1914 überflutet wurde. 110 Jahre später erkunden die Taucher im vollen Stausee die Ruinen etwa 36 Meter unter der Wasseroberfläche.
Faszinierende Unterwasserwelt direkt vor der Haustür: Der Schafstall ist eines der wenigen Gebäude, die beim Anstau des Edersees nicht zerstört worden sind. Er gehörte zu Gut Vornhagen beim früheren Dorf Berich, unterhalb des Waldecker Schlossbergs. Vornhagen war einst selbstständige Meierei. Deren Gebäudereste tauchen nur bei extremem Niedrigwasser aus dem Edersee auf. Der Schafstall indes liegt noch weiter unten im früheren Tal der Eder bei den Hopfenbergen. Er ist vor 110 Jahren in den Fluten versunken und nie mehr aufgetaucht.
Unterwassertauchführer Stefan Pape aus Kassel ist nun mit einem Team nach acht Jahren zum zweiten Mal auf den Grund des Edersees zu den Resten des Stalls abgetaucht. Sein Ziel: ein 3D-Modell von dem versunkenen Gebäude zu erstellen.
Der Schafstall liegt außerhalb der zugelassenen Tauchzonen, somit benötigten die Taucher eine Ausnahmegenehmigung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser, das die Talsperre bewirtschaftet. Dimitri Schill von Edersee-Fishing begleitet das Team und stellt die Technik eines Seitensichtsonars zur Verfügung, um den genauen Standpunkt des Objekts zu orten.
Stefan Pape taucht dann mit zwei Begleitern an einem Seil entlang in die absolute Dunkelheit ab. „Die Sichtweite da unten beträgt nur 1,50 Meter“, sagt der Tauchlehrer. Während Tobias Buhle die Wände des Stalls ausleuchtet, macht Stefan Pape mit einer Spezialkamera mit 70 000 Lumen rund um das Gebäude Serienfotos, am Ende sind es insgesamt 1300.
Während dieser Zeit sorgt Marek Robrecht oberhalb des Objekts für die Sicherheit der beiden, damit sie in der Dunkelheit nicht die Orientierung verlieren. „Während des ungefähr 45-minütigen Tauchvorgangs mussten wir einige Male auftauchen, da der Grund mit 36 Metern relativ tief ist“, sagt Pape. Dazu benötigen die drei Taucher zusätzlich zu ihren zwei Gasflaschen auf dem Rücken eine weitere Flasche zur Dekompression.
Die Messdaten sind inzwischen ausgewertet. Der fotografierte Stall ist laut Pape 26 Meter lang und 18 Meter breit, die Mauern ungefähr 3,50 Meter hoch. Von den vier Wänden ist mittlerweile eine eingestürzt, berichtet der Unterwassertauchführer. Er vermutet, dass der sogenannte Schafstall den Schäfern einst als Herberge diente. „Für einen Stall ist er erstaunlich solide“, bemerkt der passionierte Taucher.
Der Kasseler will mit der Expedition zu dem überfluteten Gebäude Licht ins Dunkel der Geschichte bringen. Mit der entsprechenden Software, aber auch in Handarbeit wird es nun acht Tage Rechenzeit benötigen, bis das 3D-Modell hergestellt ist.
Stefan Pape ist es ein Anliegen, den Zustand des Gebäudes auf dem Grund des Edersees zu dokumentieren und digital zu konservieren. Das Modell und weitere Informationen sollen dann auf seiner Internetseite www.tauchsport-pape.de zu sehen sein. Dort soll es auch einen Blog mit einer Dokumentation geben.
„Es ist so interessant, an Orten zu tauchen, die historisch relevant sind“, schwärmt der Unterwassertauchführer. Aber der Stausee unterhalb der Waldecker Burg berge auch besondere Herausforderungen. „Für den Edersee muss man gut ausgebildet sein“. Der Stausee sei zwar ein spannendes Tauchgewässer, aber auch nicht ganz einfach, da es unter der Wasseroberfläche schnell sehr dunkel werde. Pape ist daher überzeugt: Die Auflösung seiner Unterwasserfotos wäre noch hochwertiger, wenn die Sicht dort unten ein bisschen besser wäre.