2024 WLZ 21. 05. Al-Homssi löst Duo Sommer/Wilke ab

SPD-Unterbezirksvorsitz: Daniela Sommer vermisst in Abschiedsrede Solidarität

VON MARTINA BIEDENBACH

Neuer Vorstand: Latif Hamamiyeh Al-Homssi (vorne Mitte, im Anzug) ist der neue Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Waldeck-Frankenberg. Direkt neben ihm stehen die Stellvertreter Andreas Schaake (links) und Christoph Ostrowski (rechts). Mit auf dem Foto die weiteren Vorstandsmitglieder sowie Beisitzer und die Bundestagsabgeordnete Esther Dilcher (roter Anzug). Auf dem Foto fehlt Heide-Rose Barbe (stellvertretende Vorsitzende). Foto: Martina Biedenbach

Waldeck-Frankenberg – „Es wird von ein paar Genossen geunkt, wir hätten nichts getan. Nichts würde ich das nicht nennen!“ In einer emotionalen Rede schilderte Dr. Daniela Sommer (Frankenberg) auf dem SPD-Unterbezirksparteitag in Frankenberg, warum sie der Vorwurf treffe – und warum sie und Cord Wilke (Diemelsee), die seit November 2021 als Doppelspitze den Unterbezirk Waldeck-Frankenberg leiteten, nach der Kandidatur von Latif Hamamiyeh Al-Homssi (Höringhausen) für den Unterbezirksvorsitz nicht mehr für das Amt antraten.

„Als eure Landtagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende, als Gesicht der SPD, bin ich in den vergangenen zwei Jahren so gut wie möglich jeder Einladung gefolgt“, sagte die 45-Jährige zu den 70 Delegierten im Philipp-Soldan-Forum – und meinte damit Veranstaltungen wie Heimat- und Vereinsfeste, Diskussionsrunden oder Betriebsbesuche.

Bei 200 bis 400 Terminen im Monat und mehr als 90 Stunden wöchentlich habe sie sich mit Herzblut für die SPD eingesetzt – und bereue nun, dass sie dabei viele private, familiäre Angelegenheiten in den Hintergrund gestellt habe.

„Wir brauchen Solidarität und Respekt“, sagte Sommer und erteilte eine „Absage an Intrigen, Geklüngel, das Hintenrum.“ Daniela Sommer betonte aber auch, dass sie ihre politischen Ämter als Landtagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, als Mitglied der SPD-Fraktionen im Kreistag und im Parlament Frankenberg weiter ausüben werde.

Für die scheidende Vorsitzende in die Bresche sprang ihr Vorgänger als Landtagsabgeordneter, Reinhard Kahl (Allendorf/Eder). „Wir sollten ihr den Rücken stärken. Sie ist ein Aushängeschild der SPD. Und so viele Aushängeschilder haben wird nicht mehr“, sagte er und erinnerte daran, dass die SPD sowohl bei der Kreistagswahl 2021 als auch bei der Landtagswahl ihre schlechtesten Ergebnisse eingefahren hätte.

In seiner Bewerbungsrede für den Unterbezirksvorsitz richtete Al-Homssi (34) den Schwerpunkt auf die Zukunft: „Es ist jetzt Zeit, dass wir die Handbremsen lösen und deutlich machen, dass mit der SPD zu rechnen ist – auf Bundes- und Landesebene – und in unseren Städten und Gemeinden.“ Es gelte, neue Mitglieder zu gewinnen. „Wir brauchen neue Gesichter, frische Idee und neue Sichtweisen“, sagte er. Dass es interessierte, junge und kompetente Leute gebe, das habe er beim Unterbezirksparteitag der Jusos erlebt.

Al-Homssi war bisher Beisitzer im Unterbezirksvorstand, ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Höringhausen, Fraktionsvorsitzender im Waldecker Stadtparlament und Beisitzer im Landesvorstand der Hessen-SPD. Der Sohn syrischer Einwanderer ist im Landkreis Waldeck-Frankenberg für Migration und Integration zuständig. Er lebt mit Frau und zwei Töchtern in Höringhausen.

Als Ziele seiner Arbeit nannte er als erstes, den Feinden der Demokratie und Rassisten deutlich zu machen, „dass wir Freiheit und Demokratie entschlossen verteidigen werden“. Im Landtagswahlkampf 2023, als er im Nordkreis als Kandidat angetreten war, habe er erlebt, dass viele seiner Wahlplakate zerstört wurden.

Er wolle Politik machen für Menschen, die „sich nicht eben einfach ein Bio-Steak und ein E-Auto leisten könnten, für Alleinerziehende, dafür, dass Migranten Teil der Gesellschaft werden, für Menschen, die trotz harter Arbeit kaum den Abtrag für ihr Haus leisten können, für Handwerksbetriebe, für Rentner.

Der 34-Jährige wurde mit 78,75 Prozent der Stimmen gewählt. 55 Delegierte hatten für ihn gestimmt, zehn gegen ihn und fünf hatten sich enthalten. Als seine Stellvertreter wurden die drei Nominierten gewählt; Christopher Ostrowski (Allendorf-Bromskirchen), Andreas Schaake (Edertal), Heide-Rose Barbe (Lichtenfels). Der weitere Vorstand wurde weitgehend bestätigt. Bei den Beisitzern gab es Veränderungen. „Unser Vorstand ist nun jünger, weiblicher und vielfältiger“, freute sich Al-Homssi am Ende der Vorstandswahl.

 „Europa Basis für Sicherheit und Wohlstand“

Waldeck-Frankenberg – Ein Thema, das sich durch den vierstündigen SPD-Unterbezirksparteitag zog, war die Sorge vor einem Erstarken rechtsextremer und europafeindlicher Parteien nach der Europawahl im Juni. In einem Grußwort der nordhessischen SPD-Europakandidatin Martina Werner, das Daniela Sommer verlas, hieß es: „Europa ist die Basis für Sicherheit, Frieden und Wohlstand. Europa steht für Menschenrechte, Vielfalt, Partizipation, Solidarität und Rechtssicherheit“. Den Aufruf zur Wahl zu gehen und andere dazu zu ermutigen, bekräftigte auch Bundestagsabgeordnete Ester Dilcher.  mab

Al-Homssi neuer Vorsitzender im SPD-Unterbezirk

Waldeck-Frankenberg – Wechsel an der Spitze des SPD-Unterbezirks Waldeck-Frankenberg: Am Wochenende wählten die Delegierten beim Unterbezirksparteitag in Frankenberg Latif Hamamiyeh Al-Homssi zum neuen Vorsitzenden. Der beim Landkreis tätige 34-Jährige löst damit die Doppelspitze ab, die die Frankenberger Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer und Cord Wilke (Diemelsee) seit November 2021 gebildet hatten. Sie traten nicht mehr für den Vorstand an. In einer emotionalen Rede wehrte sich Sommer gegen ihr zu Ohren gekommene Vorwürfe, sie habe nichts getan. Sie behält ihre politischen Ämter. mab

Mitglieder im SPD-Unterbezirksvorstand

Der neue Vorstand, in Klammern der SPD-Ortsverein, dem sie angehören:
Vorsitzender: Latif Hamamiyeh Al-Homssi (Höringhausen).
Stellvertretende Vorsitzende: Christopher Ostrowski (Allendorf-Bromskirchen), Andreas Schaake (Edertal), Heide-Rose Barbe (Lichtenfels).
Kassierer: Harald Schaaf (Waldeck), Stellv. Günter Schmitt (Allendorf-Bromskirchen).
Schriftführer: Peter Manoury, Stellvertreter Dominik Schook (beide Höringhausen).
Pressesprecher: Hilmar Potente (Lichtenfels).

Beisitzer: Daniela Ernst-Frank (Burgwald), Michaela Herzog-Reinhard (Waldeck), Dirk Langhammer (Edertal) , Mohammad Sulati (Frankenberg), Thomas Öckei (Diemelstadt), Niklas Keim (Volkmarsen), Henrik Ludwig (Korbach) , Hannelore Behle (Diemelsee), Iris Ruhwedel (Frankenau).  mab