2023 WLZ 13. 07. Bewegung beim Wolfskurs
Hessisches Umweltministerium geht auf Schafhalter zu
VON CHRISTOPHER ZIERMANN
Hersfeld-Rotenburg – Als „Paradigmenwechsel“ bei möglichen Abschüssen von Wölfen ordnet der Hessische Verband für Schafzucht und -haltung Aussagen von Umwelt-Staatssekretär Oliver Conz im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Der Stellvertreter von Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) macht darin deutlich, dass Weidetierhalter nach Nutztierrissen durch Wölfe nicht erst höhere Zäune verwenden müssen, bevor ein Abschuss in Frage kommt.
„Unser Verband hat sich schon immer für einfache, praktikable und aus der Situation entstehende Vorgehensweisen in der Wolfsproblematik stark gemacht. Die Aussagen von Herrn Conz gehen genau in diese Richtung und läuten einen Paradigmenwechsel ein. Dies begrüßt unser Verband sehr“, sagt Pressesprecher Burkhard Ernst aus Großalmerode (Werra-Meißner-Kreis) in einer ersten Reaktion. Er verweist aber auch darauf, dass dafür der hessische Wolfsmanagementplan, in dem bislang hohe Bedingungen festgeschrieben seien, angepasst werden müsse. Staatssekretär Conz betont, dass man mit Weidetierhaltern regelmäßig im Austausch stehe. Mit der Rückkehr der Wölfe müssten alle Seiten lernen, mit der Situation umzugehen. Das gelte für die Weidetierhalter, die Bevölkerung im Allgemeinen, aber auch für die Politik. „Man lernt am meisten, wenn man in einer sachlichen Diskussion zuhört und auch die Argumente des anderen gelten lässt. Wir tun das.“ In einem regelmäßigen Austausch würden auch die „schon guten Fördermaßnahmen für Weidetierschutz“ und die Haltung zu Abschüssen immer wieder hinterfragt und weiterentwickelt. Auch in Zukunft müsse – nach gesetzlicher Vorgabe – jeder Abschuss individuell geprüft werden. Pauschale Zahlen könne der Staatssekretär dazu also nicht nennen.
„Ebenfalls hohe Erwartungen“, so Burkhard Ernst, weckt eine weitere Aussage von Conz beim Schafhalterverband. Der hatte nach der Aktualisierung der Förderrichtlinie „Weidetierschutz“ im Winter bemängelt, dass es in Hessen finanzielle Unterstützung für den Einsatz von Herdenschutzhunden nur gibt, wenn bereits die Anschaffung im Rahmen der Richtlinie gefördert wurde – also nicht für Halter, die die Hunde vorher angeschafft haben. Dazu sagt Conz: „Die Richtlinie wird zeitnah wieder überarbeitet und soll dann – nach einer Zertifizierung der Tiere – eine Pauschale für alle Herdenschutzhunde umfassen.“
Über 2500 getötete Nutztiere im Vorjahr
Während die Wiederbesiedlung in Hessen noch am Anfang steht, leben in großen Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen schon seit mehreren Jahren wieder Wölfe. In diesen vier Ländern sind nach offiziellen Zahlen 2022 über 2500 Weidetiere Wölfen zum Opfer gefallen. Demgegenüber stehen seit 2020 zehn per Genehmigung erschossene Wölfe in ganz Deutschland – Kritiker bemängeln immer wieder die zu hohen Voraussetzungen dafür. czi