Protokoll der 2. Ortsbeiratssitzung vom 19.05.2021
Protokoll der 2. Öffentlichen Ortsbeiratssitzung in Höringhausen vom 19.05.2021
 Tagesordnungspunkte:
 1. Begrüßung
 2. Errichtung und Betrieb von Windkraftanlagen in der Gemarkung Höringhausen
 3. Anerkennung der Stadt Waldeck als Tourismusort
 4. Hessischer Integrationspreis
 5. Verschiedenes
Anwesende
 Ortsbeirat: Uwe Wagner, Falk Elkmann, Latif Hamamiyeh Al-Homssi, Klaus-
 Wilhelm Figge, Dieter Kiepe, Kerstin Martens, Bruno Mecke,
 Alexander Schacht
Entschuldigt: Stefan Becker
 Bürgermeister: Stadtrat Dr. Harald Schaaf in Vertretung für den Bürgermeister
 Stadtverordnete: Latif Hamamiyeh Al-Homssi, Dirk Walter
 Magistrat: Eberhard Diebel, Dr. Harald Schaaf
TOP 1: Begrüßung
 Der Ortsvorsteher begrüßt die Anwesenden und stellt die Beschlussfähigkeit fest. Es gibt keine
 Einwände zur Tagesordnung. Der Ortsvorsteher stellt den Antrag auf Erweiterung der
 Tagesordnung: Auf Punkt 5 kommt die Information zur „Verleihung der Landesauszeichnung
 Soziales Bürgerengagement“. Danach folgt an sechster Stelle der Punkt Verschiedenes.
 Der Antrag zur Tagesordnung wird einstimmig angenommen.
TOP 2: Errichtung und Betrieb von vier Windkraftanlagen im Langen Wald, Gemarkung
 Höringhausen
 Der Ortsvorsteher fasst für die Zuschauer noch einmal die Ereignisse zusammen:
 Ortsbeiratsmitglied Bruno Mecke entdeckt durch seine berufliche Tätigkeit Ende April durch
 Zufall eine Veröffentlichung im Staatsanzeiger und beantragt die sofortige Beratung durch den
 Ortsbeirat.
 Im Staatsanzeiger wird die Errichtung und Betrieb von vier Windkraftanlagen im Langen Wald,
 Gemarkung Höringhausen bekanntgegeben.
 Wie sich herausstellt, ist dieses Vorhaben der Stadt Waldeck im Rahmen der Anhörung der Träger
 öffentlicher Belange schon im letzten Jahr bekannt gewesen und wurde ohne weitere Bedenken
 positiv beschieden. Der Ortsbeirat wurde darüber nicht in Kenntnis gesetzt.
Der Ortsbeirat erkennt die Notwendigkeit der Errichtung von Windkraftanlagen als alternative
 Energiequellen grundsätzlich an. Bei der Ausweisung entsprechender Flächen muss jedoch die
 Verträglichkeit für Mensch und Natur berücksichtigt werden. Darüber hinaus haben die
 Bürger*innen ein Anrecht auf entsprechende zeitnahe Information zu Vorhaben und Sachverhalt.
Der Ortsbereit beschließt den nachstehenden Text als Stellungnahme zur Einreichung beim
 Regierungspräsidium Kassel. Die Stellungnahme wird den Anwesenden vorgelesen:
Stellungnahme zum Vorhaben der Windenergiepark Höringhausen GmbH,
 77704 Oberkirch auf Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung zur Errichtung und
 zum Betrieb von vier Windkraftanlagen (WKA) des Typs Vestas V162,
 Nennleistung je 5,6 MW, Gesamthöhe 247m, Nabenhöhe 166 m in 34513 Waldeck, Landkreis Waldeck-
 Frankenberg
WKA N02: Gemarkung Höringhausen, Flur 24, Flurstück 4
 WKA N03: Gemarkung Höringhausen, Flur 26, Flurstück 6,5
 WKA S02: Gemarkung Höringhausen, Flur 28, Flurstück 1/4; Flur 29, Flurstück 10/3
 WKA S03: Gemarkung Höringhausen, Flur 29, Flurstück 11/1
Der Ortsbeirat Höringhausen spricht sich gegen die geplanten Windkraftstandorte im
 „Langen Wald“ u.a. aus den folgenden Gründen aus:
Landschaftsschutz
Die Genehmigung der o.g. Windkraftanlagen verbietet sich aus Gründen des Landschaftsschutzes.
Durch den Bau der Windkraftanlagen im „Langen Wald“ werden die Bewohner von Höringhausen
 überproportional belastet. Gerade für den Stadtteil Höringhausen, der sich von einer fast schon 360
 Grad-Umzingelung von Windvorrangflächen eingeschlossen sehen muss, ist eine Genehmigung der
 vier Windkraftanlagen nicht akzeptabel.
Durch ihre Größe werden die WEA und gerade die landschaftsbeeinträchtigenden Rotoren von
 nahezu jeder Stelle des Ortes Höringhausen zu sehen sein. Der Blick wird sich einzig und allein auf
 die sich drehenden Rotoren und die hohen WEA Anlagen konzentrieren.
Die Tourismusregion um den Bereich Edersee wird ständig weiter erschlossen. Wir sehen dadurch
 den Erholungswert unserer touristischen Region deutlich eingeschränkt.
Nicht nachzuvollziehen ist die Aussage der Gutachter, dass die Auswirkungen der geplanten
 Windkraftanlagen auf die landschaftsgebundene Erholung gering seien.
Immissionsschutz
Aufgrund der vorgelegten Daten (Ramboll, Schallimmisionsprognose Langer Wald vom 05.02.2021,
 Bericht Nr. 19-1-3087-004-NH) hinsichtlich der Abstände zur Wohnbebauung bzw. zu
 Einzelgehöften ist offensichtlich, dass es zu Beeinträchtigungen durch Geräuschimmissionen
 kommen wird, die das zulässige Maß überschreiten. Es wird nicht sichergestellt, dass durch die neuen
 WEA die zusätzlichen Lärm- und Schattenwurfimmissionen nicht zu einer Überschreitung der o.g.
 Richtwerte führen.
Der Lärm der neuen Windräder vermindert die Lebens- und Wohnqualität unserer Bürger weiter
 erheblich. Die Einwohner von Höringhausen befürchten eine deutliche Wertminderung von
 Wohneigentum und Grundstücken, bis hin zur Unverkäuflichkeit. Dies betrifft vor allem auch die
 Neubaugebiete.
Zahlreiche neuere medizinische Untersuchungen zum Infraschall lassen starke Zweifel am aktuellen
 offiziellen Sachstand aufkommen. Diese aktuellen Untersuchungen, die gesundheitliche
 Auswirkungen belegen, finden sich nicht in den aktuellen Bestimmungen und Planungsgrundlagen
 wieder. Nur weil die aktuelle Gesetzeslage es zulässt, darf eine mögliche Gesundheitsgefährdung
 nicht in Kauf genommen werden.
Naturschutz
Der Artenschutz darf nicht nachrangig gegenüber dem Ausbau der Windenergie betrachtet und
 damit ausgehöhlt werden.
Die Haselmaus, die Wildkatze, der Schwarzstorch und der Rotmilan ist im „Langen Wald“
 nachgewiesen. Der Bereich des „Langen Waldes“ wird intensiv von Schwarzstörchen und Rotmilan
 genutzt. Es wird zum Tod vieler dieser extremgeschützten Arten kommen, wenn sie mit den
 Auswirkungen der Windanlagen in Berührung kommen.
Auch die jährlichen Zugrouten der Kraniche passieren die geplanten Standorte, diese wichtigen
 Aspekte werden aus unserer Sicht nicht berücksichtigt. Das Zuggeschehen konzentriert sich hier auf
 zwei Hauptflugrouten, einem Korridor im Bereich des Werbetales sowie einem Korridor, der von
 Höringhausen in Richtung Sachsenhausen verläuft.
Ebenso die notwendigen wegetechnischen Veränderungen bedeuten einen erheblichen Einschnitt in
 diesem waldreichen Gebiet. Ausgleichsaufforstungen bieten keinen vollständigen Ersatz für die
 zerstörte Natur in diesem empfindlichen Ökosystem.
Der Umstand, dass für den Bau und die spätere Infrastruktur enorme gesunde Waldflächen in einer
 noch intakten Landschaft (6 ha) gerodet werden müssen, stößt bei uns, nach dem derzeitigen
 Waldschadensbericht (Borkenkäferbefall, Buchensterben etc.) auf Unverständnis.
Die Standorte mit den dazugehörigen Aufstellflächen für Bau- und Wartungsmaschinen, die neuen
 Zuwegungen, die Kabelverlegungen und ein eventuell notwendig werdendes neues Umspannwerk
 werden mit erheblichen Waldrodungen und Flächenversiegelungen verbunden sein, die das
 vorhandene geschlossene, vielfältige Waldgebiet des „Langen Waldes“ grundlegend verändern
 werden.
Sollte eine Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb der Windkraftanlagen
 erteilt werden, so vermittelt das den Eindruck, dass die Bedürfnisse der Höringhäuser Bürger
 nicht mit dem notwendigen Gewicht in Ihre Entscheidung eingegangen sind.
Abstimmungs-Ergebnis: 6 Ja-Stimmen, 2 Enthaltungen
Danach stimmt der Ortsbeirat darüber ab, ob die Stellungnahme beim Regierungspräsidium durch
 den Ortsvorsteher fristgerecht (Stichtag 28.5.21) eingereicht wird.
Beschluss:
Im Rahmen der jetzt bekanntgewordenen Anhörung zu den geplanten Windkraftstandorten der
 Windenergiepark Höringhausen GmbH, 77704 Oberkirch auf Erteilung einer
 immissionsschutzrechtlichen Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von vier Windkraftanlagen
 (WKA) des Typs Vestas V162, Nennleistung je 5,6 MW, Gesamthöhe 247m, Nabenhöhe 166 m
 in 34513 Waldeck, Landkreis Waldeck-Frankenberg
 WKA N02: Gemarkung Höringhausen, Flur 24, Flurstück 4
 WKA N03: Gemarkung Höringhausen, Flur 26, Flurstück 6,5
 WKA S02: Gemarkung Höringhausen, Flur 28, Flurstück 1/4; Flur 29, Flurstück 10/3
 WKA S03: Gemarkung Höringhausen, Flur 29, Flurstück 11/1
 beschließt der Ortsbeirat die Stellungnahme fristgerecht beim RP abzugeben.
Abstimmungs-Ergebnis: 6 Ja-Stimmen, 2 Enthaltungen
Darüber hinaus bittet der Ortsbeirat den Ortsvorsteher bei der nächsten
 Stadtverordnetenversammlung auf den mangelnden Informationsfluss in der Sache hinzuweisen mit
 folgendem Beschluss:
Der Ortsbeirat beauftragt den Ortsvorsteher auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung die nicht
 erfolgten Informationen zum geplanten Bau von 4 Windkraftanlagen an äußerst sensiblen Standorten zu
 bemängeln. Sowohl der Ortsbeirat, als auch die Bevölkerung haben das Recht, von derart gravierenden
 Eingriffen in den Lebensbereich unterrichtet zu werden. Der Ortsbeirat bittet die
 Stadtverordnetenversammlung, auf den Magistrat und die Verwaltung einzuwirken, dass zukünftig derart
 gravierende Veränderungen im Ort zeitnah der Bevölkerung und allen Gremien bekannt gegeben
 werden.
 Abstimmungs-Ergebnis: 7 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung
Im Gebiet, in dem die Windkraftanlagen errichtet werden sollen, befinden sich historische
 Grenzsteine. Der Ortsbeirat sieht die Gefahr, dass die Steine während der Bauarbeiten beschädigt
 werden und fasst folgenden Beschluss:
Während der gesamten Bauzeit ist es zu vermeiden, dass es zu Beschädigungen an den Historischen
 Grenzsteinen kommt. Falls dies doch geschehen sollte, sind alle Maßnahmen vom Bauherren zu
 ergreifen, diese wieder herzustellen/aufzustellen.
Abstimmungs-Ergebnis: 8 Ja-Stimmen
TOP 3 Anerkennung der Stadt Waldeck als Tourismusort
 Der Ortsvorsteher informiert über das Vorhaben der Stadt Waldeck, das Prädikat „Tourismusort“ zu
 beantragen. Damit verbunden ist die Erhebung eines Tourismusbeitrages pro Übernachtungsgast/Tag
 von 1 Euro in allen Stadtteilen. Die Stadt bittet im Schreiben um die Stellungnahme der Ortsbeiräte.
 Der Ortsbeirat begrüßt die Initiative, dass alle Stadtteile gemeinsam zum Thema Tourismus an einem
 Strang ziehen. Gleichwohl sieht er teilweise eine Diskrepanz zwischen Tourismus, Natur und
 Erholung auf der einen Seite und der Errichtung von Windkraftanlagen in empfindlichen
 Ökosystemen wie z.B. dem Langen Wald auf der anderen Seite.
 Der Ortsbereit befürwortet den Antrag der Stadt Waldeck per Abstimmung.
Abstimmungs-Ergebnis: 7 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung
TOP 4: Hessischer Integrationspreis
 Der Ortsvorsteher informiert über ein Schreiben der Hessischen Landesregierung zum Hessischen
 Integrationspreis. Vereine und Gruppierungen, die sich in besonderer Weise für die Themen
 Gesundheit und Teilhabe engagieren, können sich bis 2. Juli 2021für den Preis bewerben.
TOP 5: Verleihung der Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“
 Der Ortsvorsteher informiert über ein Schreiben des Hessischen Ministeriums für Soziales und
 Integration. Vorschläge für die Landesauszeichnung können bis 15.9.21 eingereicht werden.
TOP 6: Verschiedenes
 Der Ortsvorsteher informiert über die Ausschreibung des Landkreises zum Ausbau des kreisweiten
 Radewegenetzes. Die Vorschlagsfrist ist am 11.4.21 abgelaufen. Bislang sind 600 Anträge
 eingegangen. Im Juni wird das Konzept vorgestellt.
Der neue Termin für den Dorfputz ist der 19.6.21. Die Beete entlang der Hauptstraße und der
 Dorfplatz sollen gesäubert werden.
Die in der letzten Ortsbeiratssitzung angekündigte neue Sitzgelegenheit in der Dorfscheune ist
 installiert. Der Ortsbeirat bedankt sich bei der Initiative „Wir für Höringhausen“ für den
 Arbeitseinsatz.
Der Nabu hat das Insektenhotel am Radweg errichtet. Auch wenn noch ein paar Feinarbeiten zu
 erledigen sind, dankt der Ortsbeirat schon jetzt für die tolle Aktion.
Die Markierungen „30 km/h“ auf dem Asphalt einiger Nebenstraßen innerhalb des Ortes sind sehr
 verblichen. Es wird gebeten zu prüfen, ob der städtische Bauhof die Markierungen nicht nachzeichnen
 kann, wenn er ohnehin demnächst die Markierungen zum Radweg auf der Hauptstraße anbringt.
Die Baumbepflanzung auf dem Dorfplatz hat sich gut entwickelt. Es besteht die Befürchtung, dass
 die Bäume, wie in anderen Stadtteilen, durch falschen Schnitt geschädigt werden könnten. Die Stadt
 Waldeck hat zum Sommer einen entsprechenden Fachmann eingestellt. Ein Ortstermin mit der neuen
 Fachkraft wird angestrebt.
Einige Spielgeräte auf dem Spielplatz Violinenweg sind instabil/wackelig. Eine Überprüfung wird
 angeregt.
Ortsvorsteher                           Protokollführerin
 Uwe Wagner                             Kerstin Martens



