Bewegung bis ins hohe Alter

Willi Gänßler feiert 100. Geburtstag in Korbach ■ Höringhausen vielfältig mitgeprägt
Im Jahr 1915 ist Willi Gänß­ler zur Welt gekommen. Heute feiert er in Korbach seinen 100. Geburtstag.

Korbach. Trotz seiner Waldecker Wurzeln erblickte der Jubilar in Wiesbaden das Licht der Welt. Seine Mutter war auf der Suche nach Arbeit an den Rhein ge­kommen. Er war noch jung, als es seine Mutter im Ersten Welt­krieg mit den drei älteren Ge­schwistern zurück nach Höring­hausen zog. Sein Vater war der­weil bis 1919 in russischer Kriegs­gefangenschaft.

Nach der Schule kehrte er in seine Geburtsstadt zurück: Bei einem großen Verputzer-Be- trieb absolvierte er eine Lehre als Stuckateur. Dass er schon da­mals sportlich aktiv war, kam ihm zugute: Die mehreren Kilo­meter von seiner Wohnung zur Arbeit absolvierte er zu Fuß, bis sein Chef ihm ein Fahrrad schenkte – das er nach seiner vierjährigen Ausbildung nutzte, um nach Höringhausen zurück­zukehren. Für die Reise brauch­te der „gut gekleidete junge Städter“ 15 Stunden.

Zu Hause arbeitete Gänßler im väterlichen Stuckateur- und Putzbetrieb, bevor er 1935 zum Arbeitsdienst nach Frankenberg musste. 1937 folgte die zweijährigen Ausbildung beim Militär. „Im September 1939 hätte ich wieder nach Hause gekonnt, aber da brach der Krieg aus.“

Während des Zweiten Weltkriegs heiratete er seine FrauMartha und erwarb seinen Meisterbrief. Außerdem wurde derJubilar in dieser Zeit verwundet

und kam in russische Gefangen­schaft, wo er beim Wiederauf­bau der Sowjetunion half: „Als Stuckateur war ich ein gesuchter Mann“, erzählt er.

1949 kehrte er zu seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn Horst zurück: „Da fing unser neues Leben an.“ 1950 kam seine Tochter Ursel zur Welt. Er arbei­te wieder im Betrieb seines Vaters, wo er 1958 die Leitung übernahm. 20 Jahre war er Chef, bevor er den Familienbetrieb an seinen Sohn übergab.

Über Arbeit und Familie hi­naus war Gänßler in Höring­hausen sehr präsent: Acht Jahre lang war er Vorsitzender des Männergesangvereins, war Trai­ner beim Turnverein, spielte selbst lange Handball und grün­dete einen Heimkehrer-Ver­band. Ein Vierteljahrhundert seines Lebens wirkte er beim Ortsgericht. Auch im Kirchen­vorstand war er aktiv und in Zeiten ohne Pfarrer hielt er in der Gemeinde die Lesungen. Mit Renteneintritt gründete er einen Seniorenkegelclub.

2011 verließ er Höringhausen und lebt seitdem mit seiner Frau im Korbacher Haus am Nord­wall. Er ist gesund und weiter aktiv: Singen zählt zu seinen liebsten Hobbys, gelegentlich tritt er auch noch mit seiner Mundharmonika auf. „Und ich habe noch an keinem Morgen vergessen, meine Gymnastik zu machen“, sagt der fünffache Großvater und siebenfache Ur­großvater.

Zu seinem Ehrentag gratuliert die Waldeckische Landeszeitung dem Jubilar herzlich und wünscht ihm alles Gute. (wf)

willi gänßler

Willi Gänßler blickt zu seinem 100. Geburtstag auf ein Leben voller Bewegung, Musik und Freunde zurück – und genießt diese Dinge noch immer.   Foto: Wilhelm Figge