2024 WLZ 30. 09. Geladen beim Thema Umspannwerk

Aufgeheizte Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung

VON CONNY HÖHNE

In der weiträumigen Feldflur zwischen Netze und Waldeck soll das Umspannwerk entstehen. archivFoto: Schuldt

Waldeck – Dicke Luft herrschte am Donnerstagabend bei der Stadtverordnetenversammlung in der Sachsenhäuser Stadthalle. Die Grünen kritisierten in einer Großen Anfrage, das Parlament sei nicht rechtzeitig und nicht voll umfänglich über das geplante Umspannwerk in Netze informiert worden.
Das Vorhaben sei der Stadtverwaltung laut Öffentlichkeitsbeteiligung zum Netzausbau spätestens seit September 2023 bekannt, die Parlamentarier hätten eine schriftliche Stellungnahme der Nationalparkstadt erwartet, hieß es in der schriftlichen Anfrage.
Das dementierte Bürgermeister Jürgen Vollbracht bei seiner Antwort am Sitzungsabend. Unterlagen über eine Öffentlichkeitsbeteiligung lägen der Stadt nicht vor. „Es existiert kein Vorgang, und dem zu Folge konnte auch nicht frühzeitig eingebunden werden.“ Ein „Kommunikations-Desaster“, wie von den Grünen formuliert, sieht Vollbracht nicht. Er habe bei Tennet seit Ende Februar auf eine Vorstellung gedrängt, die dann im Juni in Netze und im Juli in Sachsenhausen gelaufen sei. „Für Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Umspannwerke, erfolgen auf Basis der Netzentwicklungsplanung keine Konsultationen oder Öffentlichkeitsbeteiligungen“, informierte der Bürgermeister.
Seinen Angaben zufolge sind aktuell fünf Suchräume in Sachsenhausen, Netze und im Edertal im Gespräch. Details können Interessierte beim Info-Markt von Tennet und Avacon am 1. Oktober von 17.30 bis 19 Uhr im DGH Netze erfragen.
Jürgen Schanner (Grüne) warf dem Bürgermeister mangelnden Informationsfluss bei dieser wichtigen Angelegenheit vor. „Wir müssen ein einheitliches Bild abgeben, nur so können wir etwas bewegen.“ Auch Martin Merhof (FDP) vermisste frühzeitige Informationen und forderte eine klare Meinung der Stadt Waldeck. Es sei wichtig, dem Vorhaben „pro aktiv“ entgegenzutreten. Das bekräftigte Martin Schwechel auch für die FWG: „Eine gemeinsame Meinung von Magistrat und Parlament wäre richtig.“
Michael Keller (CDU) forderte die Mandatsträger auf, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Wir müssen alle daran arbeiten, dass wir eine Stelle bekommen, wo es erträglich ist.“ Auf konstruktive Lösungen bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Umspannwerk setzt auch die SPD, denn „dass es kommen wird, wissen wir alle“, merkte Michaela Herzog-Reinhard an.
Stadtverordnetenvorsteherin Anni Maria Berthold räumte dem Netzer Ortsvorsteher Dirk Möller in der Sitzung Rederecht ein. Bei der vielfach geäußerten Kritik an mangelnden Informationen redete sich der Ortsvorsteher in Rage. Der Ortsbeirat habe frühzeitig die Initiative ergriffen, sagte der Netzer. „Am 11.6. – dafür habe ich gesorgt – erhielten wir die ersten Informationen von der Firma Tennet.“ Der Ortsbeirat habe Flyer und Plakate gedruckt und das Thema in die Öffentlichkeit gebracht. Das Interesse aus den politischen Gremien und dem Nachbarort Waldeck sei leider gering, bedauerte Möller.