2024 WLZ 05. 08. Bergwacht übt Rettung am Riesenrad
Was ist, wenn ein Mitarbeiter dort oben in Not gerät? Training gibt Sicherheit
VON SABINE DEGENHARDT
Los geht´s mit der Rettungsfahrt. Fotos: Degenhardt
Edersee/Bad Wildungen – Das Riesenrad von Gerhard und Jakob Hans steht noch bis zum 11. August auf dem Sperrmauervorplatz. Beim Auf- und Abbau des Fahrgeschäfts hilft Mitarbeiter Justin Schwarz und steigt dabei auch mit Klettergeschirr bis zur Mittelnabe.
Was aber wäre, wenn er sich dort oben verletzen oder gar ohnmächtig werden würde? Das fragte sich Gerhard Hans und wandte sich an die Bad Wildunger Bergwacht, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Die Folge: eine Übung des Spezialteams an Ort und Stelle.
„Sollte einmal in einer Gondel etwas passieren, wäre das kein so großes Problem, da das Rad von Hand gedreht werden kann“, erklärt Hans. Die Rettung von der Mittelnabe aus gestalte sich schon wegen der Speichen und Verstrebungen schwieriger. Darum wäre auch ein einfaches Abseilen geradeaus abwärts nicht möglich.
Bergwacht-Bereitschaftsleiter Yannek Wagener und sein Stellvertreter Michael Parlow rücken zum Trainieren der ungewöhnlichen Höhenrettung mit 21 Einsatzkräften an. „An einem Riesenrad üben wir heute zum ersten Mal“, sagte Yannek Wagener.
Sein Team ist es aus Einsätzen und Trainings in der Region gewohnt, zur Rettung von Gleitschirmfliegern zu eilen, die sich zum Beispiel in Bäumen verfangen haben. Ebenso befreit die DRK-Bergwacht Wanderer aus misslicher Lage an den Steilhängen des Edersees, wenn sie den Halt verloren haben und abgerutscht oder -gestürzt sind. Weitere Übungen zur Höhenrettung laufen unter anderem auf Baukränen oder an Seilbahnen. In vielen Fällen arbeitet die Bergwacht dabei mit dem THW Korbach zusammen oder trainiert mit der Bergwacht Willingen.
Viele Zuschauer versammelten sich rund um die Absperrung auf dem Sperrmauervorplatz, um die Rettung von Justin Schwarz, der sich auf der Mittelnabe „verletzt“ hatte, zu beobachten. Drei Kameraden der Bergwacht stiegen zu ihm hinauf, während die Retter am Boden Seile für eine Schrägseilbahn spannten.
Sie verankerten die Seile an zwei Bäumen. Mithilfe eines Evakuierungsdreiecks wurde der „Verletzte“ dann über die errichtete Seilbahn langsam hinabgelassen.
Die Erleichterung nach gelungener Aktion war Justin Schwarz im Gesicht abzulesen. Der 21-Jährige lächelte und meinte: „Das war schon ein anderes Gefühl da oben, eine ganz neue Situation.“
Jeder habe gewusst, was er zu tun habe, „alles wurde mehrfach abgesichert“, beschreibt er, glücklich am Boden gelandet, die professionelle Arbeit der Bergwacht aus seiner Sicht. „Gott sei Dank haben sie mich langsam und geschmeidig heruntergelassen“, ergänzt der junge Mann mit einem Augenzwinkern.
35 Minuten dauerte die Rettungsübung. „Im Ernstfall wären wir sicher zehn Minuten schneller“, schätzt Michael Parlow. Die Zeit sei entscheidend, vor allem wenn ein Verletzter frei hänge. „Die Übung ist so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben“, lobt Parlow am Ende das gesamte Team.
Die Mitglieder der Bergwacht Bad Wildungen treffen sich immer mittwochabends von 20 bis 22 Uhr an der Bergrettungswache Am Bruch 4 in Bad Wildungen. Interessierte sind dort stets willkommen.