2024 WLZ 11. 06. Förderkreis besteht seit 25 Jahren

Ehemalige Synagoge Vöhl: Ehrenamtliche halten Erinnerungen wach

VON STEFANIE RÖSNER

Als kulturelle Begegnungsstätte hat sich die ehemalige Synagoge in Vöhl etabliert. Hier soll vermittelt werden, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens friedlich miteinander leben können. Das Bild zeigt die finnische Band Tjango! beim Konzert in der Synagoge im Mai dieses Jahres. Foto: Armin Haß

Vöhl Seit 25 Jahren engagieren sich Ehrenamtliche unermüdlich für den Erhalt der ehemaligen Synagoge in Vöhl. Die Bedeutung der Historie wird dabei nicht weniger – im Gegenteil.

Das Schicksal der verfolgten und ermordeten Vöhler Juden während der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch das friedlichere Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften in den Jahrzehnten davor werden rund um die ehemalige Synagoge regelmäßig in Erinnerung gerufen. Der Vorsitzende Karl-Heinz Stadtler pflegt seit Jahren regen Kontakt zu Nachfahren von Vöhler Juden. Er forscht zu den jüdischen Familien, die früher in Vöhl und Nachbarorten lebten. Erinnerungstafeln werden an Häusern angebracht, wo Juden wohnten. Eine neue Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof erinnert mit Namen an die in Vöhl beigesetzten Juden.

Die Arbeit des Förderkreises ist vielseitig: Der Vorstand organisiert jedes Jahr eine Konzertreihe, die sich aufgrund ihres hohen Niveaus auch über Waldeck-Frankenberg hinaus einen Namen gemacht hat. Konzerte mit hochklassigen Künstlern sind und waren vor allem vor der Pandemie oft ausverkauft.

Die Webseite des Förderkreises Synagoge in Vöhl wird kontinuierlich aktualisiert und enthält jede Menge Daten, darunter Stammbäume und Fotos der jüdischen Familien aus Vöhl. Das Nazi-Regime ließ 45 Männer, Frauen und Kinder jüdischen Glaubens aus Vöhl und Marienhagen in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern ermorden.

Das Ziel des Förderkreises, der sich vor 25 Jahren gründete, war es, das alte Fachwerkgebäude zu erhalten und es zu einem Museum über christlich-jüdisches Zusammenleben einzurichten. Was darüber hinaus seitdem entstanden ist, lässt sich nicht nur bei der jährlichen kulturellen Veranstaltungsreihe mit Konzerten, Ausstellungen, Lesungen und Vorträgen beobachten, sondern beispielsweise auch bei dem Projekt Landkulturboten, bei dem Jugendliche in den Sommerferien Projekte rund um die Synagoge erarbeiten sowie bei der Zusammenarbeit mit Schulen.

Der Förderkreis versammelte sich ein erstes Mal am 9. November 1999 – am Holocaust-Gedenktag. Mehr als 70 Menschen waren von Anfang an Mitglieder. Kurt Willi Julius stand dem Verein seitdem bis zum Jahr 2014 vor.

Der Verein erwarb die Synagoge für 45 000 D-Mark und restaurierte sie mitsamt dem Sakralraum mithilfe von Spenden und Fördergeld aufwendig. Das Haus war 1827 erbaut worden. Es war in der Reichspogromnacht 1938 nicht zerstört worden, weil es kurz zuvor an eine christliche Familie verkauft worden war.

Mit einem umfangreichen Programm will der Förderkreis sein Jubiläum von Donnerstag, 11. Juli bis Sonntag, 14. Juli feiern. 15 Nachfahren von Vöhler Juden, darunter die meisten aus den USA, werden zu dem Festwochenende erwartet. Höhepunkte werden die öffentliche Feier am Freitagabend in der Synagoge sowie am Samstagvormittag ein Ortsrundgang durch Vöhl mit Einweihung von drei Haustafeln an Häusern, in denen früher jüdische Familien wohnten.

synagoge-voehl.de