2023 WLZ 29. 09. Erinnern an bestattete Juden2023 WLZ 29. 09.

Gedenktafel auf jüdischem Friedhof in Vöhl geplant

VON STEFANIE RÖSNER

Stellen die Pläne vor: Jürgen Römer, Antje Paul (Fachdienst Bauen, Denkmalpflege beim Landkreis), Karl-Heinz Stadtler, Gerhard Henkel (Kellerwaldverein), Ortsvorsteher Peter Göbel und Künstler Christian Schnatz. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl – Auf dem jüdischen Friedhof in Vöhl soll eine Gedenktafel aufgestellt werden. Die Tafel wird die Namen von 160 Vöhler Jüdinnen und Juden zeigen, die dort einst begraben wurden. Am 19. Oktober wird dies mit einem öffentlichen Festakt gefeiert.
Die Idee dazu hatte Karl-Heinz Stadtler, der bei einer Studienreise nach Polen einen jüdischen Friedhof besuchte, der im Jahr 1940 von den Nationalsozialisten komplett eingeebnet worden war. Als Erinnerung an die dort begrabenen Menschen ist dort eine Gedenktafel mit Namen errichtet worden. Für Vöhl mit seiner früheren jüdischen Gemeinde sei dies ebenso sinnvoll, dachte Stadtler, der Vorsitzender des Förderkreises der ehemaligen Synagoge ist.
Der jüdische Friedhof wurde 1831 offiziell ausgewiesen. Ein erstes Mal wurde der jüdische Friedhof 1935 oder 1936 geschändet, indem Grabsteine umgeworfen wurden. Von wem, ist heute unklar. Im Jahr 1940 gab es dort die letzte Bestattung. Alle Grabsteine wurden laut den Recherchen des Förderkreises der ehemaligen Synagoge während der Zeit des Zweiten Weltkriegs entfernt. Der damalige Regierungspräsident hatte veranlasst, dass die jüdischen Friedhöfe eingeebnet werden sollten.
Die entfernten Grabsteine lagerte man am Ortsausgang Richtung Basdorf, wo jeder sich für private Bauzwecke bedienen konnte, berichtet Karl-Heinz Stadtler, der sich intensiv mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde befasst. Damals sei es üblich gewesen, dass alte Grabsteine vor allem für Fundamente verwendet wurden.
Die meisten der Grabsteine sind seitdem verschwunden. Nach dem Kriegsende, in der Zeit der Besatzung durch die Amerikaner, wurden die 46 übrig gebliebenen zurückgebracht und wieder aufgestellt. Somit sind auf dem jüdischen Friedhof 46 Grabsteine erhalten.
Der Landesverband der jüdischen Gemeinden befürwortet, dass eine Gedenktafel aufgestellt wird. So stellte der Verein einen Antrag auf Fördergeld, denn die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 12 000 Euro. Der Kellerwaldverein gab seine Zustimmung, und der Landkreis genehmigte dies. Somit wird die Gedenktafel zur Hälfte vom Leader-Programm bezuschusst.
Mit 1500 Euro fördert zudem die Denkmalbehörde das Projekt. Bei dem Friedhof handelt es sich um ein Kulturdenkmal, sagte Antje Paul von der Denkmalpflege bei der Vorstellung des Projektes. Zwei Vereinsmitglieder haben zudem größere Geldbeträge gespendet, berichtete Stadtler.
„Dieses kulturell wichtige Projekt muss gefördert werden“, sagte Jürgen Römer, Fachdienst Dorf- und Regionalentwicklung beim Landkreis. „Dies ist ein Teil unserer Geschichte. Dem müssen wir uns stellen.“ Er lobte die ehrenamtliche Arbeit des Förderkreises der Synagoge sowie des Kellerwaldvereins.
Der Künstler Christian Schnatz hat die Gedenktafel entworfen. Sie ist in ihrer Form vier typischen jüdischen Grabsteinen nachempfunden. So ist eine Tafel aus Beton mit Schriftrelief entstanden, wo die Namen der Beigesetzten hintereinander eingraviert sind. „Man muss sich der Schrift nähern und wirklich nachlesen“, erläuterte Schnatz den Gedanken dahinter.
Die Gedenktafel trägt dazu bei, die Geschichte sichtbar zu machen. „Dies kann eine Anregung sein für andere, etwas ähnliches zu realisieren“, sagte Karl-Heinz Stadtler.
Die Feier zur Errichtung der Gedenktafel findet statt am Donnerstag, 19. Oktober, um 17 Uhr auf dem jüdischen Friedhof, Herzingsgrube in Vöhl. Wegen wenig Parkmöglichkeiten wird ein Shuttle-Service von der Henkelhalle aus angeboten. Männliche Besucher sind eingeladen, einen Hut oder eine andere Kopfbedeckung zu tragen.