2023 WLZ 17. 05. Angriff auf die Sperrmauer

Vor 80 Jahren bombardierten britische Flugzeuge den Edersee

VON ULI KLEIN

Nach dem Volltreffer der Alliierten Luftstreitkräfte: Durch die Öffnung der zerstörten Sperrmauer strömen mit zerstörerischer Kraft 160 Millionen Kubikmeter Wasser in das untere Edertal. ReproFoto: Klein

Waldeck-Frankenberg – Am heutigen Tag genau vor 80 Jahren ist die Sperrmauer des Edersees Ziel eines Luftangriffes der alliierten Streitkräfte. In den frühen Morgenstunden des 17. Mai 1943 trifft eine speziell entwickelte Rollbombe der streng geheimen Royal Air Force-Militäraktion „Operation Chastise“ das massive Bauwerk und reißt ein halbovales Loch in die Talsperre.
Durch die Öffnung stürzen mit rasender Geschwindigkeit etwa 160 Millionen Kubikmeter Wasser in das untere Edertal. In der bis zu neun Meter hohen Flutwelle kommen viele Menschen und Tiere ums Leben. Auch die Schäden an unzähligen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie der öffentlichen Infrastruktur sind an den Ufern von Eder und Fulda enorm. Im Besonderem betrifft es die überfluteten Gebiete in den Landkreisen Waldeck, Fritzlar, Melsungen und Kassel.
Die nationalsozialistischen Machthaber sind von der Unverwundbarkeit der Sperrmauer überzeugt. Nur wenige Stunden vor den Bombenabwürfen wird während einer Luftschutzversammlung in einem Hemfurther Gasthaus den Bewohnern beider Dörfer vollmundig erklärt: „Wegen ihrer außergewöhnlichen Lage in dem engen Tal ist die Sperrmauer vor Bomberangriffen sicher.“
Nur wenige Tage vor der Zerstörung haben sie den Befehl zum Abzug von Flakgeschützen gegeben, um sie an der Ostfront einzusetzen. Auch Ballons – befestigt an langen Stahlseilen – die die Mauer vor tieffliegenden Flugzeugen schützen sollten, sind abgebaut und abtransportiert worden.
Wie sich später herausstellen sollte, handelte es dabei um eine Kette fataler Fehleinschätzungen der latent vorhandenen Bedrohung aus der Luft. Lediglich eine Handvoll Wachtposten des Wasserstraßenschutzes sollte die Sperrmauer vor möglichen Angriffen oder Sabotageanschlägen schützen. Die Männer sind nur mit Gewehren ausgerüstet.
Die Besatzungen von 19 speziell umgerüsteten Lancaster-Bombern des 617. Squadrons bereiten sich für den Angriff auf deutsche Talsperren in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 vor. Mit im Gepäck: von Ingenieur Barnes Wallis entwickelte Rollbomben mit einem Gewicht von vier Tonnen, gefüllt mit annähernd drei Tonnen Sprengstoff. Die Maschinen heben mit den unter dem Rumpf der Maschinen montierten „Bouncing Bombs“ vom Militärflugplatz Scampton Richtung Südosten ab. ➔ SEITEN 2 UND 3

Das Ziel der „Operation Chastise“ (Züchtigung) sind die Talsperren an der Eder und Möhne sowie die Sorpe-, Lister- und die Talsperre im Ennepetal nahe Hagen. In Affoldern und Giflitz sterben jeweils zehn Menschen, in Hemfurth sieben, in Bergheim, Edersee und aus Lohne kommt jeweils ein Mensch ums Leben, in Fritzlar neun. Die Zahl der verstorbenen Soldaten der Wehrmacht, von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern verschweigen die Nationalsozialisten.  uh

„Operation Chastise“

Das Ziel der „Operation Chastise“ (Züchtigung) sind die Talsperren an der Eder und Möhne sowie die Sorpe-, Lister- und die Talsperre im Ennepetal nahe Hagen. In Affoldern und Giflitz sterben jeweils zehn Menschen, in Hemfurth sieben, in Bergheim, Edersee und aus Lohne kommt jeweils ein Mensch ums Leben, in Fritzlar neun. Die Zahl der verstorbenen Soldaten der Wehrmacht, von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern verschweigen die Nationalsozialisten.  uh

Dieser Bericht gehört nicht zum Beitrag der WLZ:

Im April des Jahres 2000 fertigte Metallbau Figge, Korbach, im Betrieb Waldeck – Höringhausen
2 Stück der englischen Rollbomben nach durch Herrn Köhler zur Verfügung gestellten Plänen. Eine Bombe steht in der
„Wehrtechnischen Studiensammlung WTS in Koblenz“
die andere im Museum in Hemfurth. Letztere wurde gespendet.