2023 WLZ 15. 06. „Pioniere, greift sie!“
Höringhäuser pflegen Brauchtum beim Grenzbegang
Auftakt am Dorfplatz: Die Gemarkungsgrenze zu Dehringhausen und Niederwaroldern war das Ziel. Fotos: PR
Waldeck-Höringhausen – Der Grenzbegang des Ortsbeirats führte diesmal vom Dorfplatz aus durch den Kempen über das Himmelreich entlang der Gemarkungsgrenze zu Dehringhausen und weiter in Richtung Hüneburg und Niederwaroldern.
Rund 30 wanderfreudige Grenzgänger hatten sich auf dem Dorfplatz eingefunden. Sie wurden vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Höringhausen musikalisch empfangen, bevor Ortsvorsteher Uwe Wagner die offizielle Begrüßung vornahm.
Anhand von zwei Grenzsteinen aus dem Jahr 1753, die auf dem Dorfplatz stehen, erläuterten Wagner und Heinrich Figge Wissenswertes zur Dorfgeschichte und zum Brauch des „Stutzens“.
Das Stutzkommando für die sieben Kilometer lange Wanderung bestand aus Markus Lamm (Stutzmeister), Jörg Fingerhut und Ingo Göbel als Stutzgesellen. Das Stutzkommando hatte entlang der Strecke alle Hände voll zu tun. Höringhäuser Männer und Frauen machten gleichermaßen Bekanntschaft mit der Gemarkungsgrenze.
Nach Aufforderung durch den Stutzmeister mit den Worten „Pioniere, greift sie!“ wurden sie von den Stutzgesellen gepackt und mit Blick auf den Heimatort mit den Worten „Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit“ dreimal auf einen Grenzstein gestutzt. Denn so will es der Brauch: Den Grenzverlauf prägt man sich am besten ein, wenn man direkt mit ihm in Berührung kommt. Auf der Dehringhäuser Höhe gab es eine Überraschung. Abordnungen der Ortschaften Niederwaroldern und Dehringhausen schlossen sich der Wandergruppe an und hatten sogar „flüssigen Proviant“ mitgebracht. Bei einer gemeinsamen Rast kamen die Wanderer ins Gespräch.
Am Schnadestein, der 2002 im Grenzdreieck der drei Gemeinden von den damaligen Ortsvorstehern als Zeichen der Verbundenheit gesetzt worden war, wurden dann auch die Vertreter der anderen Orte gestutzt.
Vor dem Abstieg nach Niederwaroldern gab es noch Wissenswertes über die Hüneburg zu erfahren. Die Fliehburg (etwa 400 bis 800 n. Chr.) war eine burgähnliche Verteidigungsanlage, die von Wällen umgeben war. Sie wurde von der Bevölkerung nur im Kriegsfall als Fluchtburg genutzt.
Einige Höringhäuser berichteten, dass sie vor Jahren bei Ausgrabungen eine mit Steinen ausgekleidete trichterförmige Anlage gefunden hätten, die darauf schließen lasse, dass die Burg sogar mit einer Zisterne ausgestattet war.
Nachdem die Grenzgänger Niederwaroldern erreicht hatten, ging es mit dem Bus zurück zum Dorfplatz in Höringhausen.
Leckeres vom Grill war bereits vorbereitet, so dass die Grenzgänger gleich zum gemütlichen Teil übergehen konnten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zogen ein positives Fazit der Veranstaltung: Das Wandern, Rasten und Feiern hat Spaß gemacht und die Dorfgemeinschaft gestärkt. Damit der Tag in Erinnerung bleibt, überreichte der Ortsvorsteher am Ende allen Gestutzten eine Urkunde. Der Ortsbeirat dankte allen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben. red