2023 WLZ 14. 07.  „Der Wolf ist längst keine gefährdete Art mehr“

Kreisbauernverbände reagieren auf Meinungsbeitrag in der WLZ

Waldeck-Frankenberg – Der Kommentar „Standpunkt“ von Redakteurin Bea Ricken zum Thema Wolf in der Donnerstagsausgabe unserer Zeitung, „Den Wolf nicht dämonisieren“, hat für Unmut bei den Landwirten gesorgt. Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Frankenberg, Matthias Eckel, und seine Korbacher Kollegin Andrea Bohle nehmen dazu Stellung.

„Der Standpunkt von Frau Ricken spiegelt genau die Sichtweise nicht betroffener Bevölkerungsgruppen wider und hat bei den Weidetierhaltern große Empörung hervorgerufen“, sagen sie. Der Wolf werde als erfolgreiches Beispiel im Kampf gegen das Artensterben glorifiziert. Dabei sei genau das Gegenteil der Fall: „Der Wolf ist längst keine gefährdete Art mehr, es wird höchste Zeit, sich Gedanken zu machen, wie es mit der unkontrolliert wachsenden Wolfspopulation weitergeht“, sagt Eckel. Durch die zunehmenden Übergriffe auf Weidetiere werde sich der Artenschwund noch beschleunigen.

„Zahlreiche Naturschutzprojekte, wie zum Beispiel das Naturschutzgroßprojekt in Frankenau, sind nur durch die Pflege mit Tieren fortzuführen. Hochwertige Heideflächen, wie der Battenfelder Triescher, werden ohne Schafe zu Wald. Überall im Landkreis haben wir tausende Hektar extensives Grünland mit einer atemberaubenden Artenvielfalt. Ohne Beweidung haben diese Flächen keine Zukunft“, geben die Geschäftsführer zu bedenken.

Aufgrund der Topografie seien solche Wiesen nicht wolfssicher einzuzäunen. „Wenn also der hilflose Schäfer zu seiner Herde kommt und ein nächtliches Massaker vorfindet, zieht er die einzig logische Konsequenz: Er hört auf. Daran ändern auch Zuschüsse und Entschädigungen nichts. Kein Landwirt kann einen solchen Anblick ertragen“, sagt Eckel.

Zahlreiche Naturschützer und Schutzgebietsbetreuer vor Ort teilten diese Sorge. Der Wolf werde nicht zum Erfolgsmodell für den Artenschutz, sondern zum Problem. „Es geht nicht darum, den Wolf auszurotten, aber es muss ein pragmatischer, ideologiefreier Umgang mit Problemtieren her, bei dem man die Gesamtpopulation im Blick hat“, fordert Eckel. Die „Entnahme“ von übergriffigen Einzeltieren und Rudeln müsse deutlich erleichtert werden, denn sie spiele für die Population keine Rolle mehr.  red/sub