Über alle Grenzen hinweg

Auftakt der Demokratiewoche: Zeichen für Toleranz und Erinnerung

 „Woche für die Demokratie“: (von links) Sibylle Teuber-Blechschmidt, Iris Vent, Ute Wiesenberg und Gitte Freugt vom ausrichtenden Verein Wajuku freuen sich über die Resonanz bei der Auftaktveranstaltung im Waldecker Bürgerhaus.

Waldeck Im voll besetzten Bürgerhaus wurde am Samstag die Woche der Demokratie eröffnet. Der Waldecker Verein Jugend Kultur Verein (Wajuku) unter der Leitung von Vorsitzender Ute Wiesenberg und ihrer Stellvertreterin Sibylle Teuber-Blechschmidt hatte ein abwechslungsreiches und inspirierendes Programm zusammengestellt, das die Bedeutung der Demokratie und des Zusammenlebens in Vielfalt ins Zentrum rückte.

Die Auftaktveranstaltung begann mit einer warmherzigen Begrüßungsrede von Ute Wiesenberg. Erster Stadtrat Bruno Arlt, Pfarrer Till Follmann, der künftige Bürgermeister Nicolas Havel sowie Helena Heider vom Netzwerk für Toleranz sprachen Grußworte, die den gemeinschaftlichen Geist der Veranstaltung unterstrichen und die Wichtigkeit des Themas hervorhoben.

Dr. Jürgen Römer setzte sich mit dem historischen Datum des 9. November und seiner Bedeutung für die Demokratie in Deutschland auseinander. „Muss man über den 9. November in Deutschland sprechen? Ich denke, dass man das muss und dass man das auch kann. Dieser Tag ist in die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert eingebrannt wie kein zweiter.“

Römer erinnerte in seinem Vortrag an zentrale Ereignisse der deutschen Geschichte, die sich an diesem Datum ereigneten, und warf damit wichtige Denkanstöße auf, wie Demokratie erlebt, geschützt und wie sie auch erneuert werden muss. Musikalisch wurde die Veranstaltung durch ein Konzert des Pianisten Aeham Ahmad bereichert, der als „Der Pianist aus den Trümmern“ international bekannt ist. Aeham Ahmad, der in seiner Heimat Syrien unter Lebensgefahr in einem Flüchtlingslager musizierte, um den Menschen Hoffnung und Freude zu schenken, zog das Publikum mit emotionalen Melodien in seinen Bann.

Gekonnt animierte er die Anwesenden, gemeinsam zu singen. So wurden unter anderem „Freude schöner Götterfunken“ und „Die Gedanken sind frei“ vereint angestimmt, was den Gemeinschaftsgeist in der Veranstaltung noch verstärkte.

Im Anschluss trugen Ute Wiesenberg und Sibylle Teuber-Blechschmidt Passagen aus den Büchern „Und die Vögel werden singen“ und „Ankommen…?! Wie schaffen wir das“ von Aeham Ahmad vor, was die bewegenden Erlebnisse des Künstlers und dessen Botschaft der Hoffnung weiter veranschaulichte.

Ein Höhepunkt war die Eröffnung der interaktiven Ausstellung „Out of the Box“, die an allen Veranstaltungstagen bis zum 16. November ab 16 Uhr im Bürgerhaus zugänglich ist. Diese Ausstellung klärt über Rassismus auf und informiert über dessen Facetten. Durch ein breites Spektrum an Eindrücken zum Fühlen, Sehen und Hören wird eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht.

Die Woche der Demokratie verspricht eine Vielfalt an Veranstaltungen, die nicht nur zur Reflexion anregen, sondern auch für einen aktiven Austausch über die Werte der Demokratie werben. Der gelungene Auftakt lässt aus Sicht der Veranstalter auf eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe hoffen, in der sich die Gemeinschaft für die Förderung von Toleranz und Verständnis über alle Grenzen hinweg einsetzen möchte. Besucher sind bei allen Veranstaltungen herzlich willkommen. TANJA FLÖRSCH

Die weiteren Termine

12. November, 19 Uhr, Bürgerhaus: „Alles Lügenpresse oder was?“ Redakteure berichten über ihre Arbeit bei der WLZ. 13. November, 19 Uhr, Bürgerhaus: Filmabend „Wir waren in der AfD“ eine MDR-Dokumentation. 14. November, 19 Uhr, Bürgerhaus: „Wir sind anders oder doch nicht…? Poetry Slam, Vortrag, Gesprächsrunde mit Sina Kase, der im falschen Körper geboren ist und dem Netzwerk LSBTIQ Hessen. 15. November, 19 Uhr: Konzert in der Evangelischen Stadtkirche Waldeck: Paul Hoorn und die Kapelye Corazon „Dele Divane“. 16. November, 18 Uhr, Bürgerhaus: Offener Gesprächsabend mit Gästen aus Politik, Religion, Netzwerken sowie der Politpunkband „Feine Sahne Fischfilet“ und Vivamus Sonus mit Dorothea Stock und Jörn Schimmelmann. Der Eintritt ist frei. Red

Lieder von Offenheit und Toleranz

Paul Hoorn und Kapelye Corazon in der Stadtkirche

Waldeck Paul Hoorn und die Kapelye Corazon mit „Dele Divane“ sind am 15. November um 19 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche zu Gast, in der Woche für Demokratie des Kulturvereins Wajuku in Waldeck. Hoorn engagiert sich musikalisch in der Arbeit mit Geflüchteten, Menschen mit Migrationshintergrund und ist aktiv gegen Extremismus. Dank der Unterstützung durch das Netzwerk für Toleranz und private Spenden sei es gelungen, die Band zu engagieren, freuen sich Ute Wiesenberg und Sibylle Teuber-Blechschmidt vom Verein Wajuku. „Unsere Lieder erzählen von Offenheit und Toleranz. Liebe statt Hass“, sagt Hoorn. Im Programm: Ein persisches Liebeslied, ein Tango aus dem Wilnaer Ghetto, der Gefühle eines Menschen beschreibt, der seine Geliebte verloren hat durch die Gewalt der Nazis sowie ein jiddisches Lied für Frieden. Hoorn sieht Musik als Brücke zwischen den Welten: „Heilendes Element in einer zerrissenen Welt.“ Der Eintritt ist frei, der Verein bittet um Spenden. red

2024 WLZ 12. 11.