Geschichte und Geschichten aus Höringhausen. Das Stadtarchiv Waldeck in Sachsenhausen, Friedrich Sauer, Der Förster Eigenbrodt, Die Häuser Kiepe/Berges und Möbus

Das Stadtarchiv Waldeck in Sachsenhausen

Verzeichnis
Die Gesamtmaßnahme Waldeck, wie auch der von Höring­hausen, geht wesentlich mit auf Herrn Landrat Dr. Karl – Hermann Reccius zurück.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg beteiligte sich mit einer beträchtlichen finanziellen Beihilfe an den Kosten. Erstmals gab auch das Land Hessen, hier der Herr Hessische Minister des Inneren, einen Zuschuß.
Seitens des Landkreises war Herr Amtmann Dietmar Plesdenat mit koordinierenden Fragen beschäftigt. Seitens der Stadt Waldeck ist Herr Verwaltungsan­gestellter Rolf Oschinski als städtischer Archiv­pfleger koordinierend mit der Beratungsstelle und deren Mitarbeitern tätig gewesen.
Leitung der hessischen kommunalen Archivpflege: Hessischer Landkreistag
Beratungsstelle für Gemeindearchivpflege Dienststelle:
Messeler-Park-Straße 81 in 6100 Darmstadt-Wixhausen Ehrenamtlicher Leiter:
Dr. Ernst Jakobi Oberstudienrat an der Prälat-Diehl-Schule in Groß-Gerau
Die Neuordnung und Inventarisierung des Archives Höringhausen wurde von folgenden Mitarbeitern, die hier in lediglich alphabetischer Reihenfolge angeführt sind, bewerkstelligt:
Dümke, Heinz, Waldeck, Eitel – Hermann,  Waldeck, Kaltenbach, Rainer, Trebur, Lummitsch, Rudolf, – Niddatal, Sauer, Friedrich – Waldeck Herr Kaltenbach zog außerdem weitere Hilfs- und Diktatkräfte heran.

Vorwort

des Leiters der Beratungsstelle für Gemeindearchivpflege beim Hessischen Landkreistag: Auf die verdienstvollen Vorarbeiten von Herrn Friedrich Sauer will ich hingewiesen haben. Mit der Vorlage der Inventare zum 23. Mai 1981 ist erneut ein wesentlichster hessischer Beitrag zum Programm:
Erhalten, Erschließen und auch Erfassen von Kulturgut geleistet worden.
Die Stadt Waldeck hat zwischenzeitlich weitere Einrich­tungen auch in räumlicher Hinsicht geschaffen.
Die durch den Landkreis Waldeck-Frankenberg zusätzlich zur Verfügung gestellten Ausfertigungen der Inventare werden die gesamte kommunale Archivpflege in diesem Bundeslande unterstützen.
St. Märgen/Schwarzwald und Darmstadt-Wixhausen,
2 7- Oktober 1980 (Dr. phil. Ernst Jakobi)

Des Bürgermeisters der Stadt Waldeck zum Archivband der ehemaligen Gemeinde Höringhausen, jetzt Stadtteil:

Das vorliegende Verzeichnis führt uns in die geschicht­liche Vergangenheit der ehemaligen selbständigen Gemeinde Höringhausen, die seit dem 1.10.1971 ein Stadtteil der Großgemeinde Stadt Waldeck ist.
Es ist ein weiterer wichtiger Beitrag in dem Bemühen, die lange und wechselvolle Geschichte von Höringhausen für die Nachwelt zu erhalten.
Die Registrierung und Erfassung dieser Dokumente wurde wesentlich dadurch erleichtert, daß Herr Friedrich Sauer – Bürger aus Höringhausen – schon in früheren Jahren mit viel Liebe zur Heimat alle ihm zugänglichen Unterlagen der Vergangenheit sammelte und bewahrte.
Die Archivstelle des Hessischen Landkreistages hat diese Belege mit allen weiteren auffindbaren Dokumenten geordnet und zu dem Archivband Höringhausen zusammen gestellt.
34513 Waldeck 1, den 11.12.1980
– D r e y e r Bürgermeister

Das Archiv wurde bei einer Feier auf Schloß Waldeck der Stadt übergeben.
Zu dieser Feier nahm mich Fr. Sauer mit.

Die anliegende Mappe mit 23 Schriftstücken habe ich (Fr. Sauer) der Abteilung XXII Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei zugeordnet:
Konvolut 1, Fasz. 8 – Förster Carl Eigenbrodt, hier: Lebenslauf des Försters, angefertigt durch Friedrich Sauer: 1978 (beiliegend 23 Schriftstücke, von ihm angefertigt, mit verschiedenem Inhalt wie Holzabfuhr, aber auch Bitten und Gesuche, sowie Anzeigen 1882/83

Der Verfasser und Schreiber beiliegender Blätter war der Fürstlich- Solms-Lichsche Förster Carl Eigenbrodt Er war um 1860 nach Höringhausen gekommen und als Förster in den Dienst des Fürsten von Lich getreten. Das heutige Wohnhaus Karl Kiepe, Hauptstraße wurde von ihm erbaut. Die Steine für die Grundmauern dieses Hauses hat er, so ist es mündlich überliefert, durch seinen Nachfolger, den Förster Theodor Schlag, von der verfallenen Sachsenhäuser Warte entnommen. Diese Warte stand auf dem kleinen Hügel am Eingang zum Walde des „Schwarzenbruch“, unmittelbar an der Gemarkungsgrenze und frühe­ren Landesgrenze Höringhausen – Sachsenhausen, am Grenzstein Nr.11. An dieser Stelle findet man heute noch zahlreiche kleinere Kalksteine, die von dieser Warte stammen. Damals war es allgemein üblich, daß man sich Steine von verfallenen Gebäuden, ja selbst von Schlössern und Burgen zum Bau von Wohnhäusern holte. Carl Eigenbrodt heiratete am 26.12.1869 in Höringhausen die Tochter des Bäckermeisters und späteren Gastwirts Friedrich Möbus. Er war der Sohn des früheren Schulmeisters Philipp Möbus, der von Altenlotheim stammte und 25 Jahre hier Schulmeister war. Fr. Möbus baute das heutige Lehrerwohnhaus (1980), (davor Schule, Bürgermeisteramt und Kindergarten) das die Gemeinde im Jahre 1871 von ihm kaufte und da­rin 2 Schulräume einrichtete (siehe hierzu: Ortssippenbuch Höringh., Familien Nr.320, 1377, 1375 u. den Aufsatz „Schule und Lehrer“). Der Vater des Carl Eigenbrodt war Oberförster des Fürsten Solms-Lich in Lich. Er selbst besuchte – nach eigenen Angaben – das Gymnasium in Gießen, bis zu seinem 17. Lebensjahre. Danach besuchte er die Forstschule für Böhmen in Weißwasser und trat danach in Mähren die Stelle eines Forstgehilfen an. Nach 11/2 Jahren verließ er diese Stelle und trat als Förster in den Dienst des Fürsten Solms- Hohensolms – Lich in Höringhausen. Hier war er bis zum Jahre 1881 tätig und wurde dann fristlos entlassen. Über die Gründe seiner Entlassung wurde im Dorf noch nach der letzten Jahrhundertwende, bis zu Beginn des 1. Weltkrieges diskutiert. Die anliegenden Schreiben, die alle eindeutig von ihm verfaßt sind, geben einen Einblick in Charakter und Persönlichkeit des Schreibers, dessen wirtschaftliche und familiären Verhältnisse immer schwieriger wurden. Er verkaufte seinen Besitz (Haus und Garten) in Höringhausen an Karl Kiepe und wanderte, vermutlich 1884-, mit seiner ganzen Familie nach Amerika aus.

Höringh., den 12.1.1978 ,  Fr. Sauer