Eine emotionale Achterbahnfahrt
Konzert von Paul Hoorn und Kapelye Corazon zur Woche der Demokratie
Konzert in der Stadtkirche Waldeck: Klara Fabry mit Klarinette (von links), Paul Hoorn mit Akkordeon, Anna von Koch mit Cello und Karolina Petrova mit Geige und Gitarre brachten internationale Lieder zum Thema „Dele divane – das verrückte Herz“. Foto: Ursula Neubauer
Waldeck – Mit einem gut besuchten Konzert in der evangelischen Stadtkirche ging die Woche der Demokratie des Waldecker Vereins Wajuku auf die Zielgerade. Vorsitzende Ute Wiesenberg begrüßte etwa hundert Besucher beim Konzert mit Paul Hoorn und seiner Kapelye Corazon.
Alle Veranstaltungen der Woche seien bisher sehr gut besucht gewesen. Wiesenberg freute sich über das rege Interesse.
Das Konzert begann mit dem Lied „Menschenskind“ von Friedrich Hollaender, der in den 1920er-Jahren in Berlin ein erfolgreicher Künstler war und 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung auswandern musste.
Wie schon das Thema des Abends „Dele Divane – verrücktes Herz“ andeutet, geht es laut Paul Hoorn „um die Belange der Liebe gegen die Belange der Vernunft und Vorsicht“. Das wurde deutlich in einem Liebeslied eines jüdischen Migranten in New York, der mit einem Loblied auf die heimische Küche der verlorenen Heimat gedenkt.
Die Besucher erlebten eine emotionale Achterbahnfahrt. Da ist die satirische Verherrlichung der verlorenen Heimat in dem jiddischen Lied „Rumenye“, die Verzweiflung über die Einsamkeit in „More than rain“ von Tom Waits oder in „To treno fevgi stis okto“ von Mikis Theodorakis und die melancholische Ironie in dem persischen Titellied.
Internationale Lieder in verschiedenen Sprachen, die Fröhlichkeit, aber auch Melancholie zeigen, wurden von Paul Hoorn am Akkordeon, von Klara Fabry an der Klarinette, Anna von Koch am Cello und Karolina Petrova an der Geige und Gitarre mit großer Spielfreude und hoher Professionalität vermittelt.
Pablo Gomez, der auch zur Band gehört, konnte krankheitsbedingt nicht auftreten. Vor der Pause hörten die Zuschauer noch Rhythmen eines Tangos aus Litauen. Mit ihrer engelsgleichen Stimme betrauerte Karolina Petrova im Lied „Frühling“ den Verlust des Liebsten.
Neben der hervorragenden Geigerin und Sängerin stach Karla Fabry mit ihrer Klarinetten heraus. Von melancholisch-klagend bis zu temperamentvoll-spritzig reichte die Bandbreite ihres ausdrucksstarken Klarinettenspiels.
Gestärkt durch leckere kleine Häppchen von Mitgliedern des Wajuku-Teams ging es im zweiten Teil des Konzerts weiter mit Balladen über Lebensfreude und Lebensleid von Papadopolous und Theodorakis. Hoffnung schimmerte in dem Song aus Argentinien nach der Militärdiktatur „Wer sagt, dass alles schon verloren ist“. Besonders nahe gingen dem Publikum einige Lieder aus dem Ghetto von Wilna über einen jungen Ghettohändler und über den Brand im Ghetto von Krakau.
Doch das Wichtigste ist Frieden und das brachten die vier Musiker mit ihrem gemeinsamen Gesang und dem jiddischen „A Lid fun Sholem“ zum Konzertabschluss zum Ausdruck. Als Zugabe spielten Paul Hoorn und die Kapelye Corazon „Wir leben ewiglich“, eine Hymne an das Leben. Es war ein bewegender Konzertabend mit Liedern voller Kraft in Klage und Freude.
Pfarrer Til Anders Follman dankte den Musikern für den unvergleichlichen Konzertabend und meinte: „Die wichtigste Botschaft aller Lieder ist die Menschlichkeit.“ Das Publikum dankte mit langem Applaus und stehenden Ovationen. URSULA NEUBAUER