HNA: Hier wurde platt geschwatzt
Mundartabend mit Sketchen sorgte zwei Stunden lang für Heiterkeit HÖRINCHAUSEN. Waldecker Platt in allen seinen örtlichen Facetten stand im Mittelpunkt des Mundartabends im Höringhäuser Bürgerhaus. Dazu eingeladen hatte der Waldecker Förderverein Wajuku, der während der Veranstaltungsreihe „Literarischer Herbst“ dem heimischen Dialekt eine Bühne bot. Über 80 Zuschauer lauschten den insgesamt vierundzwanzig Beiträgen. Für musikalische Unterstützung sorgte Bernhard Neubauer mit seinem Akkordeon. Die größte Gruppe waren die Höringhäuser, die unter Leitung von Heinrich Figge Schulaufsätze, die in den 1920er und 30er Jahren aufgeschrieben worden waren, zum Vortag brachte. Darin stand das dörfliche Leben im vergangenen Jahrhundert im Mittelpunkt. Zu den Plattschwatzern gehörten Erika Österling, Ilse Paar, Heinrich Krummel, Willi Pfeifer, Lina Herdt sowie Elsbeth und Karl Heinz Zimmermann. Von der multifunktionalen Verwendung der „Schörze“ zu früherer Zeit erzählte Helga Kühn aus Nieder-Werbe: Nase putzen, Äpfel ernten, Hände wärmen und noch vieles andere mehr. Brunhilde Pohlmann aus Sachsenhausen schilderte in ihrer selbstgeschriebenen Geschichte vom Schlachten die Erfahrungen ihres Vaters, der in die Bauernhäuser ging, um dort ein Ferkel zu schlachten. Gertrud Braune aus Sachsenhausen und Gertraud Braune aus Freienhagen brachten die Besucher mit ihrem Sketch „Anna fährt zur Kur“ zum Lachen. Anna hat Verschleiß und packte ihren Koffer für die Kur. Sie nahm pro Woche einen Schlüpfer mit und einen Regenschirm gegen den Kurschatten. Auch die Gruppe von „Mie Meinerküser“ war wieder mit dabei. Lieselotte Schmidt und Annemarie Klinke zeigten mit dem Sketch „Mutter und Tochter“, dass es heute gar nicht mehr so einfach ist sich zu verabreden, weil jeder zu viele Termine hat. Mit der Geschichte von der neuen Waschmaschine, die zur Körperpflege genutzt wird und von der „Schottel“ sorgten sie für großes Gelächter. Die Meinerküser sind sehr stolz auf ihre Jugendgruppe, als deren Vertreterin Lisa-Marie auftrat. Schnell vergingen zwei Stunden unterhaltsamen Programms. Alle waren sich einig, dass es nicht der letzte Plattschwatzabend gewesen sein soll, (nh/ukl)
Akteure beim Waldecker Platt in allen seinen örtlichen Facetten: Dazu eingeladen hatte der Waldecker Förderverein Wajuku während der Veranstaltungsreihe „Literarischer Herbst“.
WLZ: Platt entführte in die alten Dörfer
Ein ganz besonderer WaJuKu-Abend für „Wibbeslüde und Mannslüde’„ LieveWibbeslüdeun Mannslüde“. So begrüßte der Höringhäuser Ortsvorsteher Uwe Wagner die zahlreichen Gäste im Höringhäuser Bürgerhaus und eröffnete damit den Plattschwatzabend standesgemäß. VON TINA FISCHER Waldeck. Zum zweiten Mal hatte der Förderverein WaJuKu einen solchen Abend organisiert und freute sich über die vielen Teilnehmer und Besucher. „Den ersten gab es bereits vor sechs Jahren“ berichtete die Vorsitzende Ute Wiesenberg. Während es bei den übrigen Terminen beim „Literarischen Herbst“ mehr darum geht, die Lust am Lesen neuer Bücher zu wecken, stand in Höringhausen das gesprochene alte Wort im Mittelpunkt. In Vorträgen und Sketchen erhielten die Besucher einen Einblick in das frühere Dorfleben. Natürlich auf Platt wurde von arwedsame Burenläwen (Bauernleben), vom Kärgegonn (Kirchgang) oder ut de Schaul- tied (Schulzeit) erzählt. Vor über 80 Jahren waren dank des damaligen Lehrers viele Schulaufsätze über das Dorfleben in Höringhausen auf Platt entstanden, und so gab es reichlich Stoff zum Vortragen. Einige „Plattschwatzer“ waren aber auch aus Meineringhausen, Sachsenhausen und Ober-Werbe gekommen und machten so die Dialekt-Unterschiede in den einzelnen Dörfern deutlich. Dass Plattschwatzen nicht nur etwas für Ältereist, zeigte die 22-jährige Lisa- Marie Schäfer auf gekonnt amüsante Weise. Über ihren Vortrag über die Vielseitigkeit einer Schüssel lachten die Besucher genauso wie über die einfache Suche nach einem Mädchennamen mit S. „De heißen SBerta, SUrsula, SEmma, un SHelga“ erfuhr der Paschtaure (Pfarrer) in einem Sketch der Höringhäuser Plattschwatzer. Es war ein lustiger Abend im Bürgerhaus, denn selbst De Daudenwache (Totenwache) ist, in Platt vorgetragen, nicht ganz so traurig. Einen Hauch Melancholie verbreitete Brunhilde Pohlmann aus Sachsenhausen in ihrem selbst verfassten Gedicht vom Schlachten. „Ja, so war das früher auch bei uns zu Hause“, erinnerte sich sicher nicht nur eine Zuhörerin. Zwischen Berichten vom alten fürstlichen Hofgut, vom Fleggenhandel (Fliegenhandel) und vom Sunndoch im Dorpe (Sonntag im Dorf) musizierte Bernhard Neubauer auf dem Akkordeon. Nach über zwei Stunden ging mit einem gemeinsamen Lied der Plattschwatzabend zu Ende und das Hochdeutsch hielt, zum Bedauern vieler, wieder Einzug in Hörinehausen.