2024 WLZ 21. 08. Vier Oldtimer für vier Söhne

„Schrauber“ aus Leidenschaft lässt eigenen Jugendtraum wahr werden

VON CONNY HÖHNE

Oldtimer als Geschenke: Die Familie Schubert vor den restaurierten „Schätzchen“ der Marken Citroen, Güldner, Unimog, Fendt und Mercedes. Von links Stefan, Sebastian, Jochen, Melanie, Ansgar und Ben Schubert. Fotos: Hartmut Kiewitter

Waldeck Jochen und Melanie Schubert bereiteten ihren vier Söhnen ganz besondere Geschenke zum Start in die Volljährigkeit. Originalgetreu restaurierte Oldtimer aus der eigenen Schrauber-Werkstatt spendierten die Eltern ihren Kindern in den vergangenen Jahren jeweils zum bestandenen Führerschein. Jetzt ist auch der Jüngste des Quartetts mobil.
Jochen Schubert ist „Schrauber“ aus Leidenschaft. Dutzende rostiger Autos und Traktoren hat der 62-Jährige originalgetreu wieder hergerichtet. Der gelernte Kfz-Mechaniker arbeitet als Lehrer an der Hans-Viessmann-Schule in Frankenberg. Nach Schulschluss zieht es ihn in die eigene Werkstatt.
„Ich hab mich schon früh für Autos interessiert“, sagt der Waldecker. Sein Jugendtraum von einem betagten Auto aus alten Zeiten ging für ihn damals nicht in Erfüllung. Das will er jetzt seinen Söhnen ermöglichen. Schubert hat in den vergangenen Jahrzehnten etliche alte Autos mit viel Liebe zum Detail aufbereitet und sie auch selbst genutzt. „Teilweise waren die Fahrzeuge schon vor den Kindern da.“ An einige ältere Vehikel kam er zufällig heran, andere fand er bei der Suche im Internet. Zum Erwerb des Führerscheins durften sich die vier Kinder einen Oldtimer aus eigenem Familienbestand aussuchen.
Stefan (31) war als Erster an der Reihe. Er wählte das älteste „Schätzchen“, einen Citroen 11 CV, Baujahr 1953. Den hatte sein Vater vor über 30 Jahren zur Hochzeit seiner Schwester gekauft. Schubert: „Er war als Gangsterlimousine bekannt und wurde in Frankreich gern genutzt.“ Sein Sohn als heutiger Besitzer studierte Maschinenbau und promoviert derzeit in Stuttgart. Er will das 71 Jahre alte Schmuckstück jetzt verkaufen.
Der zweitälteste Sohn Sebastian (30) ist Forstwirtschaftsmeister. Er entschied sich für einen Allrad-Trecker – einen Güldner G 45AS mit 45 PS – ein Schnellläufer. „Er hat ihn schon mit 16 Jahren bekommen, weil er ihn dann schon fahren durfte.“ Auch Ansgar (21), Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechniker, wählte ein landwirtschaftliches Gefährt: Ein Fendt F 24 L, bekannt als „Dieselross“ mit 24 PS, luftgekühlt. Beide Söhne sind mit ihren alten Traktoren regelmäßig unterwegs, berichtet Mutter Melanie, „Waldecker sind wie Dorfkinder, da ist das nicht ungewöhnlich“.Tischler Ben (19), zurzeit auf der Meisterschule, ist Besitzer eines Mercedes Ponton 180 C, Baujahr 1962. „Den habe ich von Grund auf neu aufgebaut und bis zur letzten Schraube zerlegt“, berichtet Schubert. Ein Wermutstropfen: Der Benz trägt ein H-Kennzeichen, dafür muss der Fahrer laut Versicherung 25 Jahre alt sein. Zur Überbrückung dient dem Sohn ein hellblauer Ford Transit, Baujahr 1961. „Alle vier sind mächtig stolz auf ihre Oldtimer“, sagt die Mutter, die auch selbst gern hinterm Steuer sitzt.
Die vier Oldtimer umrahmten dieser Tage hoch über dem Edersee ein Familienfoto. Mit dabei: Die gesamte Familie Schubert und der aktuelle Oldtimer des Schraubers – ein Unimog U 421, ein Cabrio mit Agrarausstattung, Baujahr 1968.

Besser aussehen als das Original

Schubert ist passionierter Schrauber und Tüftler. Was ihn antreibt: „Wieder zum Laufen bringen, wenn was nicht funktioniert und Altes erhalten.“ Bei Ersatzteilen sei oft Kreativität gefragt. „Teilweise kriegt man noch Originalteile, aber wenn etwas nicht geht, muss es selbst angefertigt werden“.
Der 62 Jahre alte Mercedes seines jüngsten Sohns war eine besondere Herausforderung mit aufwendigen Karosserie- und Blecharbeiten. Rund vier Jahre schraubte Schubert an dem Benz, bis er da stand wie ein blitzblanker Neuwagen. Bei den Oldtimer-Traktoren ging die Arbeit zügiger von der Hand.
Ziel des Waldeckers: „Es muss wieder so aussehen wie es war – oder besser.“ Pfusch gibt’s bei ihm nicht. Die Fahrzeuge aus dieser Zeit seien relativ übersichtlich bei der Technik. Damit man beim Aus- und Einbau dennoch den Überblick behält, werde nicht alles auf einmal zerlegt sondern in Gruppen aufgeteilt. „Dann kriegt man das schon wieder hin.“
In dem weinroten Benz fährt in Kürze ein Hochzeitspaar zur Trauung. „Außerdem haben die Onkel und Tanten Spaß bei einer Ausfahrt“, ergänzt Melanie Schubert.  höh