2024 WLZ 15. 07. Erinnerungskultur verändern
Gedenkstätten wollen mehr gesellschaftliche Gruppen erreichen
VON STEFANIE RÖSNER
Waldeck-Frankenberg – Die Arbeit von nordhessischen Gedenkstätten soll breiter aufgestellt werden. Das Erinnern an jüdisches Leben und an die Judenverfolgung soll mehr Menschen erreichen, es soll interaktiver und multimedialer werden. Das wurde am Samstag bei einer Podiumsdiskussion während der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Förderkreises Synagoge in Vöhl deutlich.
„Wir sind in Nordhessen gut aufgestellt mit Erinnerungsinitiativen, und wir arbeiten gut zusammen“, sagte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Vöhl zur Begrüßung. Gerade die kleineren Orte leisteten wichtige Arbeit, die viel bewirke, sagte der Moderator Professor Dietfrid Krause-Vilmar. Bei der Diskussion ging es darum, wie die Geschichte künftig auf moderne Weise allen Generationen vermittelt werden kann.
„Wir müssen uns bei der Art der Erinnerungskultur öffnen und partizipativ andere mitnehmen“, sagte Dr. Marion Lilienthal aus Korbach. Warum nicht einmal die Freiwillige Feuerwehr bei einer Gedenkveranstaltung zur Unterstützung mit einbeziehen? „Wir müssen auf die Menschen zugehen und mit ihnen zusammen etwas gestalten“, sagte auch Dr. Martin Arnold, Vertreter der Synagoge in Abterode. Über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen könnten auch mehr Erwachsene erreicht werden, die sonst kaum Interesse an dem Thema hätten, meinte Julia Drinnenberg, Museumspädagogin in Hofgeismar. Dr. Wolfgang Werner vom Verein Rückblende – gegen das Vergessen aus Volkmarsen sagte deutlich: „Unsere Gedenkstätten sind exklusive Orte. Ein Großteil der Bevölkerung hat mit uns nichts zu tun.“ Besonders spannend sei es, wie die Gruppe der 30- bis 50-Jährigen besser zu erreichen sei. Bei der Arbeit mit Schülern haben alle positive Erfahrungen gesammelt.
So hätten sich beispielsweise solche Angebote bewährt, bei denen junge Menschen die Geschichte über interaktive Workshops erfahren und es biografische und lokalgeschichtliche Zugänge gibt. Das ist die Erfahrung von Sebastian Sakautzki, der auf dem Podium das Museum Trutzhain vertrat. Man müsse sich neu ausrichten, da es auch immer weniger Ehrenamtliche gebe, die sich dauerhaft für die Erinnerungskultur stark machen, sagte Dr. Annegret Wenz (Landsynagoge Weimar-Roth).
Zum Förderkreis-Jubiläum gab es viele Veranstaltungen, so auch die Enthüllung von Gedenktafeln, wo früher Juden wohnten.