2024 WLZ 04. 03. Ein „Band des Friedens“ für die Welt
Beim Weltgebetstag steht Palästina im Mittelpunkt – Gottesdienst in Strothe
VON BARBARA LIESE
Den Weltgebetstag in Strothe organisiert haben (von links) Kerstin Sauerland, Mareike Sauerland, Martina Schäfer, Beate Emde, Kerstin Stiehl, Katharina Drebes, Ingrid Schöber, Andrea Vollbracht und Irmtraud Hobach.
Korbach-Strothe – Was vor mehr als 130 Jahren als Frauenbewegung in Nordamerika entstand, ist heute die größte ökumenische Bewegung christlicher Frauen. Tausende Frauen bauten mit ihren lokalen Gruppen Strukturen auf, die sich immer weiterentwickelten. Am Freitag wurde wieder Weltgebetstag gefeiert.
Mittlerweile beten am ersten Freitag im März Frauen und längst auch Männer, Jugendliche und Kinder in der ganzen Welt für Frieden, Gerechtigkeit und Frauenrechte. Der Herzschlag des Weltgebetstages aber sind noch immer und immer wieder die lokalen Gruppen, die die Stärken dieses Tages umsetzen. Unter dem Motto „Informiert beten – betend handeln“ bringen sie den Weltgebetstag in die Kirchen ihrer Gemeinden.
In diesem Jahr sind es die in Palästina lebenden Christinnen, welche die Liturgie für den Weltgebetstag erarbeitet haben, die zu ihrem Land, zu ihrer Glaubenskultur und zu ihrem Leben passt. Ein Band des Friedens sollte von und für Palästina in die Welt getragen werden.
Wie zahlreiche andere Gemeinden in der Region hat auch die Strother Kirchengemeinde für diesen Tag einen besonderen Gottesdienst vorbereitet. Das war nicht einfach, denn Palästina wurde schon vor Jahren als Schwerpunktland ausgewählt, wie Beate Emde vom Kirchenvorstand erklärt: „Niemand konnte damals ahnen, wie sich die Lage in Palästina und Israel und damit der Blick auf das Leben seit dem 7. Oktober 2023 verändert.“ Es sei dennoch gelungen: „Mit Respekt vor den Frauen in Palästina, ihrer Lebenswirklichkeit, aber auch mit Unterstützung des nationalen Komitees haben wir einen Gottesdienst gestalten können, der widerspiegelt, worum es uns gemeinsam geht: Der Frieden ist das Band, das alle zusammenhält.“
Rund 70 Besucher sind in die Strother Kirche gekommen, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern, und fast alle haben zu seinem Gelingen beigetragen. Die Gitarrengruppe „Vielsaitig“ aus Meineringhausen eröffnet die Feier mit dem arabischen Friedenslied „Ya Rabba ssalami – Gott des Friedens“ und es gelingt allen, die erste Strophe nach Lautschrift auf Arabisch zu singen. In den Gebeten und vielen weiteren Liedern wird immer wieder an Gerechtigkeit und Frieden erinnert. Die Christen des Nahen Ostens stehen zwischen den einander bekämpfenden Kulturen und Konfessionen.
Im Rollenspiel und mit Fotos im Hintergrund erzählen Mitglieder des Vorstands zwei Geschichten palästinensischer Christinnen. Gerade Frauen treffen Gewalt, Diskriminierung und Demütigung gleich zweifach, denn Christen stehen, gerade im Gazastreifen, seit jeher zwischen den einander bekämpfenden Kulturen und Konfessionen der Länder. In aller Stille denkt die Gemeinde an die Menschen in Israel und Palästina.
Da ist die Geschichte von Eleonor, einer inzwischen alten Frau, die schon viele Kriege und Gewalt erlebt hat. Sie lebt als palästinensische Christin in Jerusalem und engagiert sich seit vielen Jahren unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder Bedürftigkeit für die Frauen in Jerusalem, im Gazastreifen und Westjordanland. Lina, ein junges Mädchen, verlor ihre Tante, eine berühmte Journalistin, die im Westjordanland getötet wurde: „In der Wahrheit sah sie einen Weg des Widerstands, um die, die unterdrücken, zur Menschlichkeit zurückzurufen“.
Ein Diavortrag führt durch das Land, seine Städte und zu den Olivenbäumen, die neben den Mohnblumen ein Wahrzeichen sind. Es ist schließlich Weltgebetstagstradition, dass sich alle gemeinsam an einem großen Buffet treffen – mit Speisen aus dem jeweiligen Land, welche die Strother Frauen gekocht und vorbereitet haben. In diesem Jahr hat es zur Freude der Gemeinde viel Unterstützung auch junger Frauen gegeben.
„Ein Gottesdienst zum Weltgebetstag ist ja immer auch ein Gottesdienst mit allen Sinnen,“ sagt Kerstin Sauerland vom Kirchenvorstand. „Wir sehen und hören nicht nur viel Neues, wir schmecken und probieren auch, was unsere Mitstreiterinnen aus den Ländern vorschlagen und wissen gleichzeitig, dass in mehr als Hundert Ländern an diesem Tag Tausende Frauen das gleiche essen.“
Und Beate Emde bestätigt noch einmal: „Es ist bei jedem Weltgebetstag immer ein ganz besonders Gefühl zu wissen, dass Frauen in der ganzen Welt gemeinsam beten und zusammenstehen – verbunden durch die Liturgie eines Gottesdienstes und die Geschichten der Frauen aus einem Land.“
Der Weltgebetstag, so sind sich alle einig, kann nicht helfen, den Konflikt zu befrieden. Aber er kann über die historischen Hintergründe aufklären und anregen, den Konflikt aus palästinensischer, jüdischer und israelischer Perspektive zu betrachten. Und auch das könne ein Friedensweg sein.