XIX 2021 WLZ 08. 05. Störche brüten bei Strothe
Samstag, 08. Mai 2021, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Störche brüten bei Strothe
Erstmals seit 170 Jahren lässt sich Meister Adebar wieder im Raum Korbach nieder
VON MARIANNE DÄMMER
Ein Storchenpaar brütet in Strothe auf einem hohen Pfahl mit Horst, den der Korbacher Naturschutzbund vor sieben Jahren mithilfe der Energie Waldeck-Frankenberg in den Werbeauen aufgestellt hatte. „Die letzten Störche wurden laut Literatur im Raum Korbach um 1850 gesichtet“, erklären Dr. Peter Koswig (links) und Thorsten Kleine vom NABU Korbach. Fotos: Anette behle, Marianne Dämmer
Korbach-Strothe – Die Freude ist groß über die neuen Mitbewohner, die sich jüngst in Strothe niedergelassen haben: Ein Storchenpaar brütet seit rund zwei Wochen auf einem Pfahl, den der Naturschutzbund (NABU) Korbach vor rund sieben Jahren in den Werbeauen am Rande von Strothe aufgestellt hat. Für Strothe, ja den Raum Korbach ist das eine Sensation.
„In Hessen gibt es inzwischen wieder rund 1000 Brutpaare, insofern hat sich die Situation für Störche gut verbessert“, sagt Dr. Peter Koswig, Vorsitzender des NABU Korbach. Doch laut Literatur haben die letzten Störche im Raum Korbach um 1850 gebrütet, und nach 1946 galten sie im Kreisgebiet als ausgestorben, erklärt Thorsten Kleine vom NABU. „Insofern ist es für unser Gebiet schon etwas ganz Besonderes, eine Sensation, dass nach 170 Jahren wieder ein Storchenpaar hier brütet und die Strother freuen sich auch sehr. Sie sind sehr aufmerksam und rücksichtsvoll“, freut sich Peter Koswig.
In einem großen Stahlkorb haben die Störche sich mit Ästchen und Stroh eingerichtet. Auch die Starennester, die am Pfahl angebracht wurden, sind belegt – die Nachbarschaft funktioniert.
„Brütende Störche sind ein Indikator für eine relativ intakte Natur und eine naturschonende Landwirtschaft, also eine Landwirtschaft im Einklang mit Naturschutz“, erklärt Koswig. „Neben den beiden Familien, die solidarische Landwirtschaft betreiben, haben inzwischen drei Grundbesitzer ihre Flächen an ökologisch arbeitende Landwirtschaftsbetriebe verpachtet, ein Landwirt hat im vergangenen Jahr auf Biobetrieb umgestellt. Das ist vielleicht einer der Gründe dafür, dass sich die Störche erstmals hier niedergelassen haben. Denn auf biologisch genutzten Flächen finden sie einfach mehr Nahrung als auf intensiv bewirtschafteten Feldern“, erklärt Koswig.
Störche brauchen Feucht-Grünland, um zu überleben. „Sie lassen sich nur dort wieder, wo sich eine Menge Futter finden lässt. 150 Hektar braucht ein Storch, um erfolgreich zu brüten. Denn heranwachsende Störche haben einen enormen Hunger. Da zählt jede Fläche – daher wäre es schön, wenn die Stadt Korbach die ihr gehörende angrenzende Fläche auch so bewirtschaften lässt, dass sich auch dort für die Tiere Nahrung finden lässt“ sagt Koswig.
„Anfangs werden die jungen Störche vor allem mit Regenwürmern gefüttert, die finden sich viel eher in biologisch genutzten Feldern und Wiesen, in den anderen wächst das Gras oder Getreide zu schnell“, sagt Thorsten Kleine: „Dann gehören vor allem noch Insekten und deren Larven sowie Mäuse zum Speiseplan, gelegentlich auch Frösche, Amphibien und Aas“.
Meist haben die Gelege drei bis fünf Eier. Die Brutzeit beträgt 35 Tage. Das Gelege wird von beiden Partnern etwa einen Monat bebrütet und nach rund zwei Monaten verlassen die Jungvögel das Nest.
Viel Zeit, Geld, Arbeitskraft und auch Geduld haben die Mitglieder des Korbacher Naturschutzbundes in den vergangenen 25 Jahren in die Renaturierung der Werbeauen investiert. „Ein Großteil der Renaturierung lief bislang auf den Flächen der Stadt Waldeck“, erklärt Koswig. „Dass hier nun Störche brüten, ist der sichtbare Erfolg für unser viele Arbeit – und einen sehr langen Atem“, sagen Koswig und Kleine. „Einer der Störche ist beringt. Den Ring konnten wir bislang noch nicht ablesen. Daran lässt sich ableiten, wo das Tier her kommt und wie alt es ist. Die Tiere können mitunter über 20 Jahre alt werden. Dann hätten wir noch lange Freude daran“, sagt Thorsten Kleine und lacht.