2024 WLZ Weiter Sorge um den Wald

Forstbetriebsleiter zum Zustand der heimischen Wälder 2023 VON MARTINA BIEDENBACH

Der Befall von Eichenprachtkäfern hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Förster Matthias Hupfeld vom Forstamt Burgwald hat an einer befallenen Eiche ein Teil der Rinde freigelegt. Darunter sieht man die Gänge, die die Larven rund um den Baum anlegen und damit die Wasserversorgung unterbrechen. Foto: Martina Biedenbach
Waldeck-Frankenberg – „Im Jahresvergleich erging es dem Wald 2023 besser als 2022. Die Folgeschäden der Dürrejahre 2018 bis 2022 sind aber leider weiter zu spüren.“ So fasst Andreas Schmitt, Leiter des Forstamts Frankenberg-Vöhl, auf Anfrage die Entwicklung des Waldes im vergangenen Jahr zusammen – andere Forstbetriebsleiter beschreiben die Situation ähnlich.
Hendrik Block, Geschäftsführer der Kommunalwald-GmbH Waldeck-Frankenberg, sagt: „Der Wald hatte weiterhin mit den Auswirkungen der Trockenjahre zu kämpfen. Die Bäume sind zu großen Teilen geschwächt und haben es schwer, sich gegen Schaderreger wie Insekten und Pilze zu wehren. Bestandstrukturen sind aufgelöst, so dass der Wind mehr Angriffsfläche hat und Bäume umwerfen oder brechen kann.“
Eberhard Leicht, Leiter des Forstamts Burgwald, stellt fest, „dass es auch 2023 keine Entwarnung für den Wald gibt. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2023 bestätigen einen seit 2019 anhaltend schlechten Vitalitätszustand. Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume – das ist der Verlust an Blatt- oder Nadelmasse – in Hessen hat sich von 28 Prozent (2022) auf nunmehr 29 Prozent leicht erhöht“, erläutert Leicht.
Auch Martha Töppe, stellvertretende Leiterin des Forstbetriebs Stiftungsforsten Kloster Haina, beobachtet diesen Vitalitätsverlust nach Trockenheit, Sturmwurf und Schädlingsbefall: „Das Jahr 2023 war ein erneutes Jahr mit extremen Folgeschäden des Klimawandels. Insbesondere Buchenaltbestände sind von der Trockenheit und nachfolgenden, sehr schnell verlaufenden Absterbe-Erscheinungen stark betroffen. Es kommt zunehmend zu gravierenden und irreparablen Schäden an Altbäumen.“
Besondere Sorgen bereitete den Forstleuten im vergangenen Jahr die Eiche. „Durch Trockenheit geschwächt, leidet sie an einer Komplexkrankheit – dem Zusammenspiel mehrerer Schadfaktoren – bei der letzten Endes der Eichenprachtkäfer das Schicksal der Eichen besiegelt“, sagt Hendrik Block. „Befallen werden zum Teil sogar jüngere Bestände“, ergänzt der Burgwalder Forstamtsleiter Leicht.
Er kann aber auch etwas Positives vermelden: „Der rückläufige Trend beim Schadholzaufkommen durch Borkenkäfer setzt sich fort. Wir reden hier noch von rund einem Viertel der Vorjahresmenge.“ ➔ SEITE 2

Auswirkung der hohen Regenmenge Durch die enormen Regenmengen der vergangenen Wochen hat sich die Feuchtigkeit im Boden bis in 1,80 Meter Tiefe verbessert, sagt Forstamtsleiter Schmitt. Aber die alten Bäume haben bei der vierjährigen Trockenheit einen Teil ihrer Feinwurzeln verloren, können somit das Wasser nicht unmittelbar optimal nutzen und viele haben irreversible Schäden im Kronenbereich. Fazit: Bei einem Teil der Bäume wird es zur Erholung kommen, bei einem Teil kommt der Regen zu spät. mab