2024 WLZ 26. 08. Neuer Lebensraum für Feldhühner

Landwirte und NABU engagieren sich gemeinsam für Rebhuhnschutz

Rebhuhnkette: Jungvögel werden von den Elterntieren geführt und zur Nahrungssuche angeleitet. Fotos: LLH/pr
Waldeck-HöringhausenRund um Höringhausen gibt es sie noch: Die Feldvögel, die einst so häufig vorkamen, dass Leute aus dem nahen Korbach ihren Spitznamen wegen ihnen bekamen – Rebhühner. Seit der Zeit der „Korbacher Feldhühnerchen“ hat sich die Landschaft allerdings stark verändert.
In einer Pressemitteilung schreibt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH): Flurbereinigungen haben viele kleine Ackerflächen zu effektiven großen Schlägen zusammengelegt und viele unnütz erscheinende Strukturen wie Hecken, Gräben und Raine wurden beseitigt. Aber auch die Freizeitnutzung der Landschaft hat sich verändert. Hinzu kommt, dass es viele Beutegreifer wie Fuchs und Waschbär gibt. All diese Veränderungen haben dazu geführt, dass die damals so häufigen Feldhühner heute selten geworden und mancherorts sogar ausgestorben sind.
Rebhühner stammen ursprünglich aus Steppen- und Heidelandschaften. Sie sind erst mit der Einführung der Dreifelder-Wirtschaft als Kulturfolger in der hiesigen Ackerlandschaft heimisch geworden und lieben abwechslungsreichen Bewuchs mit vielen Übergangsbereichen zwischen unterschiedlichen Feldfrüchten und extensiven artenreichen Wiesen und Weiden. Hier finden sie ausreichend Insekten, Kräutersamen und Nahrungspflanzen. Zum Brüten werden ausschließlich überjährige Krautstrukturen gewählt, in denen sie in einer flachen Bodenmulde ihr Nest anlegen, Wald und größere Gehölze meiden sie. Rebhühner balzen schon im März, jedoch beginnen sie erst im Mai mit der Eiablage, gebrütet wird erst im Juni. Dann können meist ab Ende Juni die Familienverbände der Feldhühner beobachtet werden, bekannt als „Kette“. Die Jungvögel werden von den Elterntieren geführt und zur Nahrungssuche angeleitet, aber nicht aktiv gefüttert. Es ist besonders entscheidend, dass zur Zeit des Kükenschlupfes genügend Insekten zur Verfügung stehen, denn die Küken ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von tierischer Nahrung. Erst nach und nach wird der pflanzliche Anteil in ihrem Speiseplan größer.
Nach allen Veränderungen in Landschaft, Landwirtschaft und Freizeit und Konsumverhalten ist die Uhr nicht einfach zurückdrehbar. So ist es aber heute dennoch möglich, das Überleben der Feldvögel zu unterstützen und ihr Aussterben zu verhindern, indem Ersatzlebensräume angelegt werden, die den Ansprüchen der jeweiligen Arten gerecht werden. Durch besondere Blühflächen wird den Feldhühnern die verlorene, blütenreiche Struktur in der Feldflur zurückgegeben. Die Blühflächen für Rebhühner bleiben mehrere Jahre auf der gleichen Fläche stehen, sind lückig und mit blütenreichen Mischungen angesät und werden in jedem Jahr nur halbseitig bearbeitet mit neuer Einsaat. Damit eine Blühfläche für Feldvögel attraktiv ist, muss sie weit weg von Bäumen oder Wald liegen. Da Rebhühner gerne Überblick über die Landschaft haben, werden leichte Kuppenlagen besonders bevorzugt. So finden die Vögel dort sowohl Nahrung als auch Schutz und Brutraum auf der Blühfläche.

Projekt im Schwalm-Eder-Kreis als Vorbild

In Höringhausen haben in diesem Frühjahr die jungen Landwirte Heinfried Emmeluth und Sebastian Wendorff die ersten dieser Rebhuhn-Blühflächen angelegt. Damit vorbeikommende Menschen über das Projekt zum Schutz der Feldvögel informiert sind, haben die beiden Landwirte Infotafeln an ihren Blühflächen aufgestellt. Im benachbarten Schwalm-Eder-Kreis wird im Bereich zwischen Borken und Gilserberg seit mehreren Jahren ein größeres Projekt zum Rebhuhnschutz betrieben. Die NABU-Gruppe aus Höringhausen hatte schon vor längerer Zeit Kontakt zur dortigen Projektkoordination aufgenommen und mit ihr gemeinsam überlegt, wie man ein ähnliches Schutzprojekt auch in der Gemarkung des Waldecker Stadtteils umsetzen könnte. Nach vielen Gesprächen haben sich die beiden Landwirte gefunden und engagieren sich gemeinsam mit dem Fachdienst Landwirtschaft des Landkreises Waldeck-Frankenberg in Korbach und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) für die heimischen Rebhühner.