2024 WLZ 24. 08. Politischer Aschermittwoch im August

„Biertalk“ des CDU-Kreisverbands zum Auftakt der Netzer Jubiläumskirmes

VON JÖRG SCHÜTTLER

Fassbieranstich im Kirmeszelt: (von links) Julia Gerhard, Ingmar Jung und Armin Schwarz. Foto: Jörg Schüttler

Netze Weit ab von der Karnevalszeit strich eine kräftige Brise vom „Politischen Aschermittwoch“ zum Start der 50. Netzer Kirmes durchs Festzelt. Gemeinsam mit Julia Gerhard und Simon Kappe vom Vorstand des Kirmesvereins begrüßten Stadtverbandsvorsitzender Philipp Hankel und der heimische CDU-Landtagsabgeordnete Jan-Wilhelm Pohlmann zum „politischen Biertalk“ der Union gleich zwei hessische Staatsminister: Ingmar Jung, seit Januar Minister für Landwirtschaft, Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, und Kultusminister Armin Schwarz schalteten ohne langes Federlesen in den Angriffsmodus auf die „Ampel“. Beide schonten weder den Ex-Koalitionspartner auf der Landesebene – die Grünen – noch die SPD, mit der die CDU seit Januar regiert.
„Wir können nur zusammen mit den Landwirten Umweltschutz betreiben“, erklärte Jung. Wichtig sei vor allem der Abbau bürokratischer Hürden. „Die Leute vor Ort wissen schon, wie sie ihre Arbeit machen müssen.“
Eine Ausbreitung der Schweinepest nach Nordhessen sei durch die Maßnahmen der Landesregierung verhindert worden. Die Vermehrung der Wölfe habe „brutale Auswirkungen für Weidetierhalter“, fuhr der Minister fort: „Wir müssen es schaffen, ein Bestandsmanagement einzuführen.“ Es sei die Bundesregierung, welche die Einführung einer europäischen Regelung für ein Bestandsmanagement verhindere, behauptete er.
Jung griff weiter scharf an: „Wir dürfen uns nicht noch mehr vom Leistungsprinzip verabschieden“, meinte er zu einer Nichteinhaltung der Schuldenbremse, die zulasten der kommenden Generationen gehe. Auch die Reform des Wahlrechtes, wodurch die in einigen Wahlkreisen direkt gewählten Kandidaten nicht mehr in ein Parlament einziehen könnten, kritisierte er: „Das ist eine Zentralisierung von Politik, die schaden wird. Was die Ampel gerade mit dem Wahlrecht macht, ist vollkommen irre.“
Deutschland sei „nicht nur Prenzlauer Berg, sondern auch Netzer Zeltkirmes.“ Heimat bedeute auch Brauchtum, unterstrich Jung. Vereine wie die Kirmesmädchen und Kirmesburschen Netze würden dazu beitragen, dass „wir alle gemeinsam Spaß haben und unser Brauchtum erhalten wird.“
Armin Schwarz, Minister für Kultus, Bildung und Chancen, begründete das Genderverbot an hessischen Schulen: „„Wir brauchen keine Sternchen.“ Er habe es als „Ritterschlag“ empfunden, als die Bild-Zeitung das Genderverbot als Schlagzeile gebracht habe. Zuvor hatte bereits Jung die Gendersprache als ein „Nischenthema“ charakterisiert: „Als hätten wir keine anderen Probleme.“
Er wünsche sich mehr Schwung in der Demokratie, meinte der Waldecker Bürgermeister Jürgen Vollbracht. Er ging auf das von der Firma Tennet geplante Umspannwerk ein, für das „derzeit noch kein Standort festgelegt“ sei: „Man muss sich die Frage stellen, ob das Umspannwerk überhaupt benötigt wird“, meinte er und bekräftigte damit seine Ablehnung.
Der Musikverein Ober-Waroldern begleitete mit Titeln wie „Glückauf, der Steiger kommt“, „Auf der Vogelwiese“ und „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen den Biertalk.
Die Musiker stimmten für den Landwirtschaftsminister aus dem Rheingau das „Waldecker Lied“ an, wozu die Besucher im Festzelt aufstanden und mitsangen. Jung, der sich derzeit in Hessen auf Sommertour befindet, bekam zum Abschluss als Reiseproviant von Julia Gerhard und Armin Schwarz einen Teller mit Waldecker Wurst überreicht.
Im Gegenzug stach er schmunzelnd und mit Erfolg das Fass Freibier an – „das kann ich, auch wenn ich in einem Weinbaubetrieb aufgewachsen bin“ – und verteilte gemeinsam mit der übrigen CDU-Prominenz die gefüllten Gläser unter den Gästen im Zelt.