2024 WLZ 20. 07. „37 Mal so groß wie der Sportplatz“

Bürgerinitiative „Kein Umspannwerk in Waldeck-Netze“ gegründet

„Nein“ zum Umspannwerk: Die Bürgerinitiative sammelte auf ihrer ersten Versammlung viele Ideen zwecks Protestes gegen das Tennet-Projekt. Foto: su

Netze – Rund 80 Gäste nahmen an der Gründungsversammlung einer Bürgerinitiative teil, die sich gegen den geplanten Bau eines Umspannwerkes bei Netze richtet: an Tiergarten, Fombach oder Waldecker Weg. „Die Fläche entspricht der 37-fachen Größe des Sportplatzes“, schreibt die Initiative in einer Pressemitteilung.
Der Ortsbeirat stellte das Ziel der Initiative vor: kein Umspannwerk an den derzeit favorisierten drei Flächen.
Stattdessen soll ein Standort in größtmöglicher Entfernung zu den Siedlungen gewählt und die Auswirkung aufs Landschaftsbild minimiert werden.
Landwirtschaftlich hochwertige Flächen sollen bewahrt werden. Die Initiatoren sehen die Entwicklung des Dorfes nachhaltig beeinträchtigt. Dazu zählt Wertverlust von Grundstücken und Gebäuden. Bis zu 30 Prozent Verlust schätzten Teilnehmer. Das Projekt beeinträchtige die Attraktivität des Edersee-Bahnradweges mit seiner Gastronomie.
Die Netzer fordern, die Fläche des Umspannwerks zu minimieren. Aufgabe der Bürgerinitiative sei das Einreichen der Petition. Sie soll Aktionen gegen das Umspannwerk planen und koordinieren, Pressemitteilungen herausgeben und Kontakt zu Medien, Behörden und Politik halten und sie informieren. Sie soll Kontakt suchen zu Bürgerinitiativen, die sich in der Vergangenheit ähnlich gegen Vorhaben der Tennet gestellt hätten. Der NABU soll einbezogen werden.
In einer teils von starken Gefühlen geprägten Diskussion im Anschluss kamen mehrere Vorschläge aus der Runde.
■  Ein Internet-Link zur Teilnahme an der Onlinepetition sollte auf der Homepage Netze sowie auf der Homepage der Stadt Waldeck zur Verfügung gestellt werden.
■  Die Kriterien der Tennet für die Ausweisung potenzieller Standorte für das Umspannwerk wurden infrage gestellt. Es solle geprüft werden, ob die Standortauswahl korrekt vorgenommen wurde und es nicht weitaus besser geeignete Standorte für dieses Vorhaben gebe.
■  „Wer hat das Gutachten der Tennet erstellt?“, wollten Teilnehmer wissen. Das Erstellen der Raumwiderstandskarte, die andere Standorte in der weiteren Region aus Sicht der Tennet ausschließt, sei zu hinterfragen.
■  Maßgeblich für eine Standortwahl dürfe nicht die für Tennet wirtschaftlich am besten geeignete Lösung sein. Maßgeblich müsse eine für die Anwohner erträgliche Standortwahl sein mit größtmögliche Entfernung von der Wohnbebauung.
■  Die Anlage soll in einem soweit wie möglich nicht einsehbaren Bereich und soweit wie möglich, harmonisch eingebunden in die Natur, installiert werden. Schlussendlich würden die Menschen an Ort und Stelle mit diesem gravierenden Einschnitt ins Landschaftsbild leben müssen.
■  Ferner sollte der Fragestellung nachgegangen werden, warum eine Erweiterung des vorhandenen Umspannwerkes Twiste nicht möglich sei. Dieses Umspannwerk befinde sich weit von den Ortschaften entfernt auf einer so gut wie nicht einsehbaren Fläche. Augenscheinlich seien hier durchaus noch angrenzende Freiflächen vorhanden, meinte ein Teilnehmer.
■  Ideen für weitere Protestaktionen wurden gesammelt: Aufkleber, Infos auf dem anstehenden Dorfflohmarkt, Plakate etwa am Radweg, Kontaktaufnahme zu Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Der Bauernverband solle zeitnah für eine Stellungnahme zu dem Vorhaben angefragt werden.
■  Um die Flächenausdehnung begreifbar zu machen, ist geplant, die Fläche mit Flatterband zu umranden oder auf eine andere Weise kenntlich zu machen. Die Teilnehmer äußerten last not least Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch das von Tennet geplante Projekt, insbesondere von Beeinträchtigungen der Psyche.  red/su