2024 WLZ 08. 08. „Das war kein gutes Bienenjahr“

Imker Jürgen Voigtländer: Zu kalt, zu nass, zu wenig Blumen am Wegesrand

VON MARIANNE DÄMMER

Zwölf Bienenvölker hat der Hobby-Imker Jürgen Voigtländer auf seinem großen Obstbaum-Grundstück bei Meineringhausen. Fotos: Marianne Dämmer

Korbach-Meineringhausen Frost zur Zeit der Obstbaumblüte, Kälte und viel Regen: „Das war kein gutes Bienenjahr“, zieht Jürgen Voigtländer während der letzten Honigernte Bilanz: „Ich habe im Vergleich zum Vorjahr die Hälfte Verlust“, sagt der Meineringhäuser, der seit 28 Jahren imkert und Mitglied im Höringhäuser Imkerverein ist.
„Dieses Jahr war es zu kalt, sodass die Bienen erst spät herausflogen. Dann gab es zwar reichlich Nahrung mit Löwenzahn und Raps, doch die Obstblüte war zum Teil erfroren. Im Mai und Juni war es so kalt, dass ich beim Schleudern Teelichter aufstellen musste“, erklärt der Imker und sagt weiter: „Jetzt schleudere ich gerade ab, denn es fehlen die Blüten in der Landschaft.“. Die Sommertracht sei dieses Jahr praktisch ausgefallen – die komplette Linden- und Akazienblüte sei weggefallen, das höre er auch von anderen Imkern.
Seine inzwischen zwölf Wirtschaftsvölker mit jeweils rund 60 000 bis 80 000 Tieren stehen seit 1996 auf einer eigenen Obstwiese mit 87 Bäumen bei Meineringhausen. Seit vier Jahren legt er mithilfe eines Landwirtes zwischen den Baumreihen große Blühstreifen an, um vor allem im Sommer noch Trachtpflanzen anzubieten, denn „draußen“ finden die Bienen zu wenig Nahrung. In der Nähe am ehemaligen Bahndamm würden noch Weidenröschen blühen, ansonsten sei mit Ausnahme seiner Blühfläche für die Bienen nicht mehr viel zu holen.
„Ein großes Problem ist das Mulchen der Wegränder. Wenn es überhaupt noch welche gibt, werden sie gemulcht – was da normalerweise wachsen würde, wäre gutes Futter für Honigbienen, aber auch Wildbienen. Ich ärgere mich sehr über die Zerstörung von Lebensraum und Nahrung – da hätten sie noch späte Blüten und spät Futter, zumal die globale Erwärmung dafür sorgt, dass sich der Wintereinbruch nach hinten verschiebt.“ Ein großes Lob spricht er der Gemeinde Edertal für ihre neue Feldwegesatzung aus, sie sei zukunftsweisend angesichts der Zerstörung der Biodiversität. „Ich hoffe, dass sich das andere Kommunen zum Beispiel nehmen“, sagt der Meineringhäuser
Was seine Bienen jetzt noch sammeln, lasse er ihnen, jeweils gehe unter anderem auch der Resthonig vom Entdeckeln und Sieben immer wieder an die Bienen zurück. So werde nichts verschwendet und er müsse weniger Ersatzfutter zukaufen – jedes seiner Völker bekomme über den Winter mindestens zwölf Kilo Ersatznahrung.
Nach der letzten Honigernte wird im Spätsommer Ameisensäure gegen die Varroamilbe, den gefährlichsten Feind der Biene, in die Bienenstöcke eingebracht. Sie dringe auch durch die Wachsdeckel von Waben, in denen zu dieser Zeit schon die neuen Larven liegen. Dadurch könne auch die Bienenbrut behandelt werden und später befreit von den Parasiten schlüpfen. Später im Winter käme unter Umständen nochmal Oxalsäure zum Einsatz. Sie werde verwendet, wenn keine Brut mehr im Stock liegt, da sie ein Kontaktgift gegen Milben auf erwachsenen Bienen sei.
Seit zehn Jahren hat Jürgen Voigtländer einen Imkerpaten, der inzwischen sogar eine professionelle Königinnenzucht betreibt. „Eines der Zuchtziele ist, die Honigbienen abwehrstark gegen die Varroamilbe zu machen. Die Versuche gehen sogar dahin, dass die Bienen selbst gegen die Milben vorgehen. Er hat mir neulich gezeigt, dass Bienen die Brutzellen geöffnet, die Milben herausgefischt und die Zellen dann wieder verdeckelt haben. Wenn ich das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es kaum geglaubt“, sagt Jürgen Voigtländer.
Manche Imker „käfigen“ die Königin auch eine Zeit lang ein – sperren sie für drei Wochen ein, dann legt sie für diese Zeit keine Eier. Da sich die Varroamilbe nur in der Bienenbrut vermehre, stoppe eine Brutpause der Bienen auch die Populationsentwicklung der Milben, erklärt der Experte. Er hofft, dass die Forschung und Züchtung weitere Erfolge gegen die Varroamilbe zeigt – und das nächste Bienenjahr besser wird.