2024 WLZ 04. 10. Tennet stellt sich Fragerunde

Infomarkt in Netze soll Bürger über Umspannwerk aufklären

VON JAKOB BÜCHSENSCHÜTZ

Ausführliche Fragerunde: Über zwei Stunden lang stellten sich Dr. Marco Bräuer von Tennet (links), Katharina Krause von Avacon (hinten) und ihre Kollegen den Fragen der Anwohner. Foto: Jakob Büchsenschütz

Netze „Wir werden sicherlich noch häufiger hier stehen“, erklärte Dr. Marco Bräuer, Sprecher der Firma Tennet, mehrfach an diesem Abend. Nach Beschwerden der Netzer Bevölkerung gegen den Bau eines Umspannwerks wolle man das Projekt transparent aufarbeiten. Zu diesem Zweck richteten die Firmen Avacon und Tennet im Dorfgemeinschaftshaus Netze einen Infomarkt ein.
Dirk Möller, Ortsvorsteher von Netze, rechnet weiterhin mit einem starken Gegenprotest. „Unser Ziel ist, das Ding nicht in unserer Nachbarschaft zu haben“, sagte er selbst. Tatsächlich brachten einige Netzer Banner und Plakate mit. Dabei ließen sie es dieses Mal bewenden. Zu Beginn sammelten sich um 17.30 Uhr rund 150 Interessierte im Dorfgemeinschaftshaus.
„Dass so viele Leute kommen, hatten wir nicht gedacht“, begrüßte Bräuer die Besucher. Im Anschluss legte er zunächst den Kontext des Bauvorhabens vor. „Im Rahmen der Energiewende wird es nötig, unser Netz flexibler zu gestalten“, erklärte er. Der seit 20 Jahren laufende Ausbau der erneuerbaren Energien erfordere auch ein stabileres Stromnetz. Dazu verstärke Tennet die Leitungen nicht nur, sondern müsse gemäß Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur auch an Knotenpunkten neue Infrastruktur errichten. Damit sei auch das geplante Umspannwerk gemeint. Den groben Standort gebe ebenfalls der Bund vor. Die geeigneten Flächen, ausgewiesen durch eine Raumwiderstandsanalyse, stünden aber erst seit einigen Monaten fest.
Das Publikum bekam die Gelegenheit, Bräuer und dem Rest des Teams Fragen zu stellen. Den Vorschlag, die Mauserwerke als Standort auszuwählen, wies Bräuer zurück. Man habe die Werke geprüft, aber das Gelände sei nicht geeignet. Ein Bau auf Terrassen am Berghang sei aufgrund des Gewichts der Transformatoren nicht möglich.
Auch ein Bau zwischen Windkraftanlagen sei nicht erlaubt, da dort im Falle eines Unfalls das Stromnetz gefährdet wäre. Das Misstrauen der Netzer gegenüber seinen Antworten versuchte er zu mindern: „Wenn sie uns Hinweise auf Lösungen geben, mit denen auch Sie zufrieden wären, warum sollten wir die denn nicht prüfen?“
Nach den Beschwerden der letzten Monate habe Tennet einen Kompromiss-Standort erarbeitet. Standort „3.5“ läge hinterm Sportplatz an der Bundesstraße Richtung Sachsenhausen und so nicht im Blickfeld zwischen Waldeck und Netze. Bräuer betonte dazu, dass alle vorgelegten Standorte lediglich Vorschläge seien. Vollendete Pläne gebe es nicht.
Kritische Fragen, warum dennoch bereits erste Kaufangebote gemacht wurden, beantwortete Bräuer mit dem Ablauf der Bauplanung als Grund. Um eine Genehmigung des Baus über das Emissionsschutzgesetz einleiten zu können, müsse Tennet den Grundbesitz vorweisen.
Das Emissionsschutzgesetz garantiere auch die Sicherheit der Bürger. Die Strahlungsbelastung am Rande des Werks liege deutlich unter den gesetzlichen Richtwerten, erklärte ein Elektroingenieur von Tennet. Ein Schallgutachten gebe die Firma vor dem Bau in Auftrag.
Kritisiert wurde zudem, dass das Umspannwerk kaum Vorteile für Netze habe, da es keine Arbeitsplätze erzeuge. Tennet entrichte aber Gewerbesteuer, entgegnete Bräuer, die aufgrund des staatlichen Auftrags kaum schwanke.Ebenso weniger scheitere der Bau an einem etwaigen Regierungswechsel im Bund. „Der Bau ist technisch nötig“, stellte Bräuer klar. Auch wenn eine 2025 gewählte Regierung weniger Wert auf erneuerbare Energien lege, müsse die bestehende Infrastruktur angepasst werden.
Mehr als zwei Stunden dauerte die Fragerunde, an deren Ende die Netzer Bräuer und seinen Kollegen für deren Ausführungen mit Applaus dankten.