2023 WLZ 31. 08. Emsiges Leben im Natur-Paradies

Nieder-Werber Peter Stumpe schwört rigidem Ordnungssinn im Garten ab

VON MARIANNE DÄMMER

Insektenparadies: Peter Stumpe hat zwei Teiche im Vorgarten angelegt. Nachtkerzen dürfen sich verbreiten. Mit Schling-Knöterich, einer außergewöhnlichen Bienenfutterpflanze, lässt er eine Konifere überwuchern. Mehrere Baumwurzeln dienen als Schmuck und Unterschlupf für viele Arten. Davor kriecht eine Clematis-Art. Foto: Marianne Dämmer

Waldeck - Niederwerbe – „Früher habe ich so gedacht, wie es wohl viele Gartenbesitzer noch tun: Der Garten muss ordentlich aussehen. Das war einfach so. Aber im Laufe der Jahre habe ich mir dieses veraltete Denken mit Blick auf die Umwelt und den erschreckenden Insektenschwund abgewöhnt“, sagt Peter Stumpe aus Nieder-Werbe. Da hält er es mit Albert Einstein, der sagte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, mit der sie entstanden sind“. Also versuche er sein Möglichstes, um Insekten, Fröschen, Igeln und Vögeln in seinem Garten Nahrung und Unterschlupf zu bieten. Und wer die ersten Stufen zu seinem Haus hinaufgeht, die gesäumt sind von Lavendel und offenblütigen Rosen, dem fliegen Libellen entgegen, Hummeln tummeln sich auf den Blüten, und zwei Frösche kreuzen den Weg. „Das zu sehen, macht mir große Freude. Es zeigt eben auch, dass jeder seinen Beitrag leisten kann, auch im Kleinen“.
Zwei verschieden große Teiche, die er vor Jahren im Vorgarten angelegt hat, werden geziert von Seerosen und bieten ideale Bedingungen für die Libellen und Frösche, ganz flache Stellen nutzen an heißen Tagen auch Insekten und Vögel, um zu trinken.
Nirgends liegt Erde frei, niedrig wachsende Sedum-Arten halten mit Efeu und Walderdbeeren den Boden bedeckt, das spart Jätarbeit und hält den Boden feucht. Zwischendrin wachsen Königskerzen und Nachtkerzen, letztere sind Raupenpflanzen für Nachtschwärmer, der Nachtkerzenschwärmer ist auf sie sogar spezialisiert. Den Nektar bevorzugt die Garten-Blattschneiderbiene.
Hinter dem Haus hat er ein Wildblumen-Hochbeet angelegt, dort wachsen derzeit etwa Flockenblumen, Rainfarn, Malven, Beifuß und viele andere Wildpflanzen. Ein emsiges Summen und Brummen herrscht darin. Aus Steinen, Lehm und Hölzern hat er außerdem ein Insektenhotel gebaut. Sein Lieblingsplatz an der Terrasse wird beschattet von einem elegant geformten Trompetenbaum. „Der Catalpa ist schon 30 Jahre alt, er wächst langsam und wenn er im Juni und Juli blüht, wimmelt es hier nur so von Wildbienen“, schwärmt Peter Stumpe.
Auch im Ort hat er öffentlichen Rasen durch mehrere Blumenfelder ersetzt, außerdem wurde durch sein Engagement ein Schwalbenhaus aufgebaut (wir berichteten). Die Stauden und Wildpflanzen, die er darunter gesetzt hat, sind insektenfreundlich, weil fliegende Insekten Nahrungsgrundlage der Schwalben sind. „Dass es ein bisschen wild aussieht, kommt nicht bei allen Leuten im Ort gut an. Aber wir können ja kein Schwalbenhaus bauen und dann ihre ohnehin schon knappe Nahrung zusätzlich verknappen“, sagt der 72-Jährige: „Eine naturnahe Umgebung hilft ihnen, ihre Jungen groß zu ziehen – acht Paare haben dieses Jahr hier genistet“, freut er sich.