2023 WLZ 31. 05. Ingo Schlüter ist neuer König der Freienhagener Schützengilde
Die Freienhagener Schützengilde hat einen neuen König. Den Wettkampf im Rahmen des Freischießens am Pfingstwochenende entschied der 48 Jahre alte Ingo Schlüter für sich, der nun mit Ehefrau Anja an seiner Seite die Gilde regiert. Bei der Proklamation im Festzelt überreichte sein Vorgänger Marc Walter (Bildmitte mit Mikrofon, rechts neben ihm seine Ehefrau Birte) das Zepter und die Kleinodien an den neuen Regenten und wünschte ihm und Ehefrau Anja (links im Bild) alles Gute und viel Freude beim Versehen der vielen repräsentativen Pflichten für die Schützengilde Freienhagen in den Jahren bis zum nächsten Freischießen. ct
Foto: Marc Wiegand/pr ➔ SEITE 8
Feuer und Flamme für Schützenthron
Stellvertretender Wehrführer Ingo Schlüter ist neuer König der Gilde
VON CHRISTIANE TRIERWEILER
Die Verurteilung des Bajazz bildete den heiteren Schlussakkord des Freienhagener Freischießens: Der Pritschenmeister war angeklagt, den Verkehr mit seinem Tretroller behindert zu haben. Fotos: christiane Trierweiler
Freienhagen – Um die Königswürde gab es bei der Freienhagener Schützengilde zehn Bewerber. Jeder durfte im Schießstand drei Schüsse auf die Scheibe abgeben. Danach fand ein Stechen unter drei verbliebenen Thronanwärtern statt. Ingo Schlüter (48) entschied es für sich und regiert bis zum nächsten Freischießen nun die Freienhagener Gilde, seine Ehefrau Anja an seiner Seite.
Sein Erfolg kam für die Freienhagener Schützen überraschend. „Beim Königstippspiel wurden 242 Tipps abgegeben“, berichtet Erster Dechant Marc Wiegand und Erster Vorsitzender Bernd Schröder ergänzt: „Davon tippten zwei auf Ingo Schlüter.“ Der neue König vergleicht das Freischießen „mit meiner Hochzeit. Die Festtage am Freischießen waren für mich gefüllt mit Terminen. Es war überwältigend – als ob die Ereignisse nur so an einem vorbeirauschten. Für mich gab es ganz viele neue positive Eindrücke.“
In der Gemeinschaft der historischen Schützenvereine fühlen der neue König und seine Frau sich sehr gut aufgenommen. Die Rede des neuen Regenten, während alle Schützenvereine nach dem großen Festzug auf dem Freienhagener Sportplatz aufgestellt waren, fiel sehr kurz und knackig aus. Nachdem Schlüter seine Freude und allen seinen Dank ausgesprochen hatte, sagte er: „Ich könnte noch ganz viel sagen, aber ich lasse es dabei.“ Er meinte, es sollten keine langen Reden geschwungen werden und das Feiern solle im Vordergrund stehen, was von den rund 1300 Teilnehmenden des Festzugs und den Gästen mit Lachen und Applaus quittiert wurde. „Ich wollte die Leute nicht so lange in der brennenden Sonne stehen lassen“, erklärt Schlüter. „Sie sollen ja gern zum Freischießen kommen!“
Die Königsproklamation im Festzelt war für den neuen König der Höhepunkt des Fests. „Da fühlt man sich sehr geehrt“, erzählt Schlüter. Er freue sich sehr über seine neue Rolle, spüre aber auch die Verantwortung, die sie mit sich bringe. „Ich kenne noch gar nicht alle Termine, die ich nun wahrnehmen muss“, meint er schmunzelnd.
Bisher war der gebürtige Freienhagener, der von Kindesbeinen in der Gilde aktiv ist, in seinem Heimatort als Schütze noch nicht sehr stark in Erscheinung getreten – aus einem besonderen Grunde: „Meine erste offizielle Funktion war Burschenleutnant. Bei auswärtigen Festen habe ich auf verschiedenen Positionen ausgeholfen, zum Beispiel als Königswache oder Fähnrich. Allerdings bin ich in Freienhagen stellvertretender Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr. Deshalb war ich bei Freischießen in der Heimat nicht in Grün unterwegs, sondern mit der Feuerwehr immer an der Verkehrsleitung beteiligt.“
Nun steht Schlüter im Mittelpunkt. Vom Königsschießen im Schießstand wurde er auf den Schultern seiner Schützenbrüder ins Festzelt zur Königsproklamation getragen. Die Frauen der Dechanten, Doreen Wiegand und Carina Figge, dekorierten bei der Krönung den neuen König auf dem Kirchplatz mit einer Medaille und dem speziell für diesen Anlass zu tragenden Hut.
Auf dem neuen, von „Altkönig“ Marc Walter in Auftrag gegebenen Kleinod, sind nebst Walters Haus, das für Familie und Zusammenhalt stehen soll, für seinen Handwerksberuf typische Werkzeuge abgebildet, wie eine Rohrzange. Außerdem verweisen Inschriften und Symbole auf die Heimat Freienhagen und die historische Schützengemeinschaft.
Bei der Königsvesper im Festzelt waren alle Könige der historischen Schützengemeinschaft anwesend sowie alle Medaillenträger, Vorstände sowie Ehrengäste. In diesem würdigen Rahmen überreichte Marc Walter den Königsstab und „sein“ neues Kleinod nach einer emotionalen Rede dem neuen Schützenkönig Ingo Schlüter, dieser sichtlich ganz Feuer und Flamme für sein neu gewonnenes Amt.
Gaudi bei der „Verurteilung“
Am Montag folgte als Schluss-Akkord und große Gaudi für die Gilde die „Verurteilung“ des Bajazz, des Pritschenmeisters Mario Spratte. Damit übten die Schützen quasi „Vergeltung“ am Bajazz, der während des Festzuges unter anderem zuständig ist für die Einhaltung der (Kleider-)Ordnung inklusive des Verhängens von „Bußgeldern“ bei „Verstößen“ und zugleich den Spaßmacher gibt, gerade für die Kinder. Vorgeworfen von Ankläger Bernd Schröder wurde ihm, den Verkehr mit seinem Tretroller behindert zu haben. In die Rolle seines Richters schlüpfte der neue König Ingo Schlüter. ct