2023 WLZ 28. 08. Fließrichtung des Wassers einplanen

MEHR ZUM THEMA Städte und Gemeinden arbeiten an Schutz vor Starkregen

VON STEFANIE RÖSNER

Waldeck-Frankenberg – Was Starkregen bewirken kann, wurde vor zwei Jahren im Aartal auf dramatische Weise sichtbar. Unwetter werden nicht zu verhindern sein, aber die Auswirkungen können beeinflusst werden.

Welche Konsequenzen ziehen die Kommunen aus den Erfahrungen vergangener Starkregen-Ereignisse?

Bei dem Unwetter am 22. Juni war vor allem die Stadt Waldeck mit Ortsteilen stark betroffen. Der Bürgermeister Jürgen Vollbracht weist darauf hin, dass die größten Schäden nicht durch den Regen, sondern durch Sturm entstanden sind. Was den Schutz vor Überschwemmungen betrifft, seien in der Vergangenheit bereits viele Maßnahmen ergriffen worden. „Wir müssen dran bleiben“, sagt Vollbracht in der Erwartung, dass künftig häufiger mit extremen Wetterereignissen zu rechnen ist.

     In Diemelstadt beispielsweise ist das Thema Hochwasser bereits seit Jahrzehnten aktuell. Seit der Heinrichsflut im Jahr 1965 ist Diemelstadt in zwei Wasserverbänden aktiv, dem Hessischen Wasserband Diemel und dem Diemelwasserverband Warburg. Regelmäßig werden gefährdete Orte und Flussstellen besucht, um daraus Maßnahmen zum Hochwasserschutz abzuleiten und umzusetzen, sagt der Bürgermeister Elmar Schröder.
Auch die Feuerwehren in den Städten und Gemeinden des Landkreises werden vorbereitet. So gibt es beispielsweise Vorrichtungen für das Füllen von Sandsäcken und Pumpen zum Abpumpen von Wasser.

Welche Schutzmaßnahmen gibt es bereits?

Waldecks Bürgermeister Jürgen Vollbracht nennt Regenrückhaltebecken und frei zu haltende Vorflutgräben als Bausteine zur Prävention in den Stadtteilen.

„Die kleineren Zuflüsse zur Diemel im Stadtgebiet kontrollieren wir regelmäßig selbst und führen Maßnahmen durch, um Hochwasser abzufangen“, so Elmar Schröder. Auch Baumaßnahmen sollen die Situation an den Diemel-Zuflüssen verbessern. Bei Neuversiegelungen werden Regenmengen berechnet. Versickerungsflächen, Regenrückhaltebecken und Abschlaggräben sollen die Situation entlasten.

Im Frankenberger Stadtteil Willersdorf habe die Stadt die Planungen zum Hochwasserschutz bereits umgesetzt, so Florian Held. In Haubern und Röddenau wurden ebenfalls Hochwasserschutzkonzepte erarbeitet, die in den nächsten Jahren zur Umsetzung gelangen sollen. Die Renaturierung von Gewässern trägt ebenfalls entscheidend zum Schutz vor Hochwasser- und auch Starkregenschäden bei.      „Viele können sich noch an das Hochwasserereignis vom Sommer 2006 erinnern“, sagt Ingo Sahl. Seitdem hat die Stadt Korbach circa 50 Millionen Euro in den Ausbau von Kanälen, Rückhaltebecken und vielfältige Einzelmaßnahmen investiert. In der Kernstadt wurden sieben große Rückstaubecken gebaut sowie viele Retentionsbereichen und Rückstaukanäle.

Der Hochwasserschutz bestehe im Wesentlichen aus drei Säulen, erläutert der Bad Arolser Bürgermeister Marko Lambion: dem technischen Hochwasserschutz, dem natürlichen Wasserrückhalt und der Hochwasservorsorge. In den vergangenen zwei Jahren wurden dort zum Beispiel folgende Maßnahmen ergriffen: die Thiele-Aue wurde renaturiert, die Verrohrung von Durchläufen geräumt, verschiedene Fließgerinne aufgeweitet und geräumt, Durchgangsprofile von Brücken geräumt.
Die Maßnahmen seien in enger Abstimmung mit dem Fachdienst Umwelt vom Landkreis Waldeck-Frankenberg umgesetzt worden.

Welche Maßnahmen sind noch geplant?

In Bad Arolsen seien zum Beispiel Renaturierungen weiterer Abschnitte der Thiele und der Watter geplant. Alle Baumaßnahmen und die Stadtplanung erfolgen im Hinblick auf Starkregenereignisse unter der Prämisse, Niederschlagswasser am Entstehungsort zu belassen, verzögert einzuleiten und Fließgeschwindigkeiten in den Fließgewässern zu verlangsamen.
Im Rahmen des städtischen Smart-City-Projekts sei in Frankenberg ein Frühwarnsystem in Planung. Mit Sensorik solle der Bevölkerungsschutz bei steigenden Pegelständen verbessert werden.
Um Überflutung vorzubeugen, spiele auch eine Kanalnetzhydraulik eine Rolle, sagt Ingo Sahl (Korbach), um die Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes bei versiegelten Flächen einschätzen zu können. Während Fließpfadkarte und Starkregen-Gefahrenkarte vor allem die Gewässer berücksichtigen, werde über den Generalentwässerungsplan das gesamte Abwasserkonzept für ein Einzugsgebiet dargestellt. Dieser müsse ganz neu betrachtet werden.