2023 WLZ 27. 11. MEHR ZUM THEMA  Rhein-Main-Link verläuft durch Waldeck-Frankenberg

Vier Kabelstränge werden verlegt

VON DR. KARL SCHILLING

Waldeck-Frankenberg Die Planungen für den Bau des Rhein-Main-Links sind angelaufen. Am 16. November hat die Bundesnetzagentur den vorläufigen Planungsraum für die Verlegung der Erdkabel bekannt gegeben, „Präferenzraum“ genannt. Sie hat dafür Geodaten mit einem Programm zur Künstlichen Intelligenz ausgewertet, außerdem haben Fachplaner die Gebiete untersucht.

Mit der Festsetzung weiß der Bauherr Amprion, durch welches Gebiet die Trasse führen soll. Der Übertragungsnetzbetreiber muss als nächstes den genauen Verlauf ermitteln. „Wir starten in die Detailplanung“, erläutert der Gesamtprojektleiter für den Rhein-Main-Link, Dr. Dominik Stunder. Dabei setze Amprion auf Synergien: Die vier Kabelstränge sollten gebündelt werden, Vorteile:

die Genehmigungsverfahren werden gestrafft, für alle vier Leitungen könne ein einziger Genehmigungsantrag gestellt werden,

weniger Flächen werden in Anspruch, genommen, es gibt weniger Eingriffe in die Umwelt,

es spart Zeit und Aufwand in der Bauphase.

Bis Juni 2024 gebe es viele Untersuchungen und Messungen, auch vor Ort, kündigt Dr. Stunder an. „Wir wollen eine raumverträgliche Trasse finden“, betont er. Auch wenn alle Schutzgebiete erfasst würden: „Wir können nicht alle Naturräume berücksichtigen.“ Es werde sich nicht immer vermeiden lassen, auch mal Gebiete oder Wald einzubeziehen.

Die Trassen umgingen Siedlungen weiträumig , sagt Projektsprecher Jonas Knoop, das sei im ländlichen Waldeck-Frankenberg machbar. Auch Bahntrassen oder Bundesstraßen sollten möglichst nicht gequert werden. Falls erforderlich, können Leitungen auch unter Flüssen verlegt werden.

In der Regel würden die Leitungen auf landwirtschaftlichen Flächen verlegt, sagt Knoop. Die seien nach den Bauarbeiten wieder uneingeschränkt nutzbar – vorausgesetzt, es werde „bodenschonend gebaut“. Amprion achte darauf, das die einzelnen Bodenschichten separat gelagert und auch wieder richtig eingefüllt würden. Wissenschaftliche Gutachten belegten, dass es keine Ertragsrückgänge wegen der unterirdischen Kabel gebe.

Bei den Bauarbeiten sollen auch heimische Firmen mit ihren Ortskenntnissen berücksichtigt werden.

Nach jetzigem Stand schätzt Amprion, dass für die Verlegung der vier Kabelstränge und die Lagerung des Erdaushubs bei offener Bauweise ein „Arbeitsstreifen“ von 75 Meter Breite erforderlich ist. Die Schutzrohre werden zwei Meter tief verlegt. Die 1000 bis 1200 Meter langen Kabel werden eingezogen und mit Muffen verbunden. Am Ende bleibt ein 40 Meter breiter Schutzstreifen.

Um keine Zeit zu verlieren, hat das Unternehmen mit Voruntersuchungen für erste Trassenvarianten begonnen.

Flugzeuge nehmen seit dem 3. November im Planungsraum Luftbilder auf. Dies soll bis Anfang Dezember abgeschlossen sein.

Im Januar wird bekannt gegeben, auf welchen Flächen Vermessungs- und Kartierungsarbeiten laufen.

Für den März sind Baugrunduntersuchungen geplant, dazu soll es Bohrungen in acht bis 15 Metern Tiefe geben. Eigentümer werden vorab informiert.

Im Juni 2024 soll der Antrag auf einen Planfeststellungsbeschluss folgen.

Die Öffentlichkeit werde über alle Planungsphasen informiert, verspricht Dr. Stunder. Die Träger öffentlicher Belange wie Fachbehörden oder die Bauern- und Naturschutzverbände würden frühzeitig eingebunden – am Freitag gab es bereits ein erstes Treffen in Korbach. Amprion stehe zudem für Fragen immer zur Verfügung. Knoop: „Kommen Sie auf uns zu.“

Zum Umweltbericht mit dem vorläufigen „Präferenzraum“ können noch bis zum 29. Januar 2024 Stellungnahmen bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden. Am 7. und 19. Dezember sind Online-Infotage geplant.