2023 WLZ 08. 09. Wisente ziehen demnächst um

Wildtierpark: Stall fertig, Zaun für das neue Außengehege fehlt noch

VON MATTHIAS SCHULDT

Warten auf den Umzug: einer der Wisente im Wildtierpark Edersee. Fotos: Schuldt

Edersee – Der neue Stall für die Wisente und die spanischen Sorraia-Pferde des Wildtierparks ist fertig. „Gegen Ende September, Anfang Oktober ziehen sie um“, kündigte Parkleiter Tobias Rönitz gestern an. Bis dahin soll auch der Zaun für das neue Wiesent-Außengehege, zu dem der Stall gehört, aufgestellt sein. Mit Eckhard Wiesenthal, dessen Büro die Anlage entwarf, präsentierte Rönitz gestern das Konzept dem hessischen Umwelt-Staatssekretär Oliver Conz.
Mit 700 000 Euro stellt das Projekt die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Parks dar, sagte Rönitz. Nationalpark-Leiter Manuel Schweiger verwies auf die besondere Rolle des Wisents als einzigem europäischen Wildrind, das in den Karpaten überlebt habe. Wiederansiedlungsprojekte in anderen Teilen Europas laufen. Auch geeignete Exemplare aus der Zucht des Wildtierparks sollen perspektivisch ausgewildert werden.
Der frühere Zoodirektor und Zoologe Eckhard Wiesenthal beschrieb den Dreiklang, der in die Planung der Stallanlage einfloss: „Artenschutz, Tierwohl und medizinische Hygiene.“ Die Anlage ermögliche eine medizinische Untersuchung und Behandlung der Tiere, ohne sie aus dem Herdenverband zu lösen, der ihr ein und alles im Leben darstellt.
Wisente seien sich, anders als ihre amerikanischen Vettern, die Bisons, ihrer gewaltigen Körperkraft bewusst. Sie setzten sie ein, wenn sie sich bedroht fühlten. „Im Gegensatz zum Bison springt ein Wisent aus dem Stand zwei Meter hoch, wenn´s darauf ankommt“, berichtet der Zoologe.
Wisente als Waldtiere entwickelten im Lauf der Evolution andere Verhaltensweisen und Fähigkeiten als der an die Prärie angepasste Bison. So erklärt sich das massive Gatter der Anlage. Die Art war fast ausgerottet, bevor man sie endlich schützte. Der Bestand heute geht auf ein Dutzend überlebender Tiere zurück. In der Nachzucht beging man zunächst Fehler, erzählte Wiesenthal. Folge: Die Tiere waren sehr empfänglich für die gefährliche Blauzungenkrankheit. Langsam bekomme man das Problem in den Griff, weil man die Genetik der Tiere genau erforscht habe. Die vier Nachzuchtanlagen in Deutschland spielten dabei eine wichtige, positive Rolle, sagte Wiesenthal.