2023 WLZ 18. 09.  „So kannten wir unsere Orgel noch gar nicht“

Benefizkonzert zugunsten der Sanierung zeigt Vielseitigkeit des Freienhagener Instruments

Mitwirkende des Benefizkonzerts: (von links) Marcel Henning, Hugo Blauw, Christiane Trierweiler, Damaris Schäfer und Lina Seibel.

Waldeck-Freienhagen – Zum deutschen Tag der Orgel brachten Freienhagener „ihr“ Instrument zum Klingen. Auch die vierte Veranstaltung des Benefizkonzert-Sommers zugunsten der Orgelsanierung war gut besucht. Musikalisch gestaltet wurde das Konzert von den Freienhagenern Damaris Schäfer, Marcel Henning und Christiane Trierweiler an der Orgel sowie Hugo Blauw mit einer Gesangseinlage. Eine Bereicherung war die Mitwirkung der Violinistin Lina Seibel aus Frankenberg.

Die Akteure zwischen 18 und 78 Jahren demonstrierten mit Beiträgen aus Pop und Klassik die Vielseitigkeit der Orgel. Durch das Programm führte Kirchenvorstandsmitglied Sabine Schluckebier. Der Orgelsachverständige der evangelischen Kirche, Erwin Althaus, war eigens aus Rheinland-Pfalz angereist. Althaus hatte ein Gutachten erstellt, das den dringenden Sanierungsbedarf des Instruments aus dem Jahr 1857 dokumentiert.

Es war von Friedrich Martin, einem Freienhagener Orgelbauer, als dessen Meisterstück erbaut worden und beeindruckt mit optimal abgestimmter Klangkraft. Der Experte warnte vor fortschreitendem Holzwurmbefall und erklärte augenzwinkernd, warum die zuletzt 1978 überholte Orgel ausgereinigt werden müsse: „Sie bringen ihr Auto ja auch nicht alle 45 Jahre zur Inspektion.“ Das Instrument wurde auf unterschiedliche Weisen präsentiert: Als zurückhaltendes Begleitinstrument für die Geige und den klassischen Gesang (C. Franck – „Panis angelicus“) sowie als prominentes Soloinstrument. Sowohl Popularmusik (ein Reigen von Baklanowa) als auch klassische Orgelliteratur (J Bach – „Air“, „Jesu, joy of man’s desiring“, Pachelbel – „Toccata“, Buxtehude – „Nun bitten wir den heiligen Geist“) wurden von den beiden nebenamtlichen Organistinnen und dem Orgelschüler vorgeführt.

Je nach ausgewählten Klangfarben (Registern) erklingen zarte, leise Flötentöne bis hin zu satten, vollen Klängen sowie ohrenbetäubenden Trompetenklängen und Tongemischen (Mixturen). Der Bassartige Posaunenklang erzeugte Vibrationen. Beim „Tutti“ (alle Orgelpfeifen gleichzeitig) füllte sich bei einer Mendelssohn-Sonate der Raum so stark mit Dezibel, dass es einigen zu viel des Guten war.

Bekannte Melodien aus Popmusik (McHugh – „God and god alone“, Coldplay „Fix you“) und Filmen (Shrek, Forrest Gump, Brüder Löwenherz) enthielten ansteckende Rhythmen oder gaben Gelegenheit zum Innehalten. Ausdrucksstark dargebrachte Geigensoli erzeugten Emotionen. Zwei von der Orgel begleitete moderne Kirchenlieder sang das Publikum kräftig mit. Überrascht waren die Besucher von jazzigen Klängen bei Michels „Intrade in Jazz“. Auch die „fetten Beats“, die bei Pop- und Technomusik mit tiefen Tönen des Pedals (mit den Füßen gespielten Orgeltasten) erzeugt wurden, begeisterten: bei Gigi d’Agostinos „L’amour toujours“ und dem krönenden Abschluss mit Orgel und Geige, „Music was my first love“ von J. Miles. Füße wippten, manche swingten mit. „Ein fulminantes Konzert“ und „so kannten wir unsere Orgel noch gar nicht“, lauteten die Reaktionen. Für die Musiker gab es stehendem Applaus bund Dank des Ortskirchenbeirats. Das Konzert klang gesellig aus.  ct