2023 WLZ 13. 12. Nisthilfe für Wanderfalken am Schloss Waldeck

Die Waldeckische Domanialverwaltung, der Naturschutzbund und die Aktionsgemeinschaft Wanderfalken- und Uhuschutz haben eine Nisthilfe für den Wanderfalken (Falco peregrinus) am Schloss Waldeck installiert. Unterstützt wurde die Aktion von der Unteren Naturschutzbehörde. Der im April verstorbene Edertaler Ornithologe Wolfgang Lübcke hatte sich ebenfalls für diesen Standort ausgesprochen. Die exponierte Lage des Schlosses erscheint als Ersatzbiotop sehr geeignet. red Foto: landkreis/pr ➔ SEITE 2

Bauwerksbrüter an der Schlossmauer

Wanderfalken erhalten ein Ersatzbiotop am Waldecker Wahrzeichen

Kein einfacher Auftrag: Von einem Steiger aus haben Mitarbeiter des Bauhofs der Domanialverwaltung die Nisthilfe am Schloss Waldeck installiert. Sie wurde in die Spalte zwischen den beiden Rundmauern gesetzt. Foto: landkreis

Waldeck-Frankenberg – In diesem Jahr gab es im Landkreis Waldeck-Frankenberg nur zwei erfolgreiche Brutpaare des Wanderfalken. Der Bestand stagniert seit mehreren Jahren auf einem dauerhaft niedrigen Niveau. Deshalb haben Waldeckische Domanialverwaltung, der Naturschutzbund (NABU) und die Aktionsgemeinschaft Wanderfalken- und Uhuschutz (AWU) eine Nisthilfe für den Wanderfalken (Falco peregrinus) am Schloss Waldeck installiert.

Wanderfalken sind primär Felsbrüter. Mittlerweile sind jedoch fast alle Steinbrüche und Felswände vom konkurrenzstärkeren Uhu besetzt. Trotz durch den Uhu verursachte Störungen werden diese traditionellen Brutplätze jedoch nicht so schnell vom Wanderfalken aufgegeben. Dies führt dann jedoch zu dauerhaften Brutverlusten.

Bei den Bauwerksbrütern sind in der Regel gute Bruterfolge zu verzeichnen, weil der Uhu hier als Konkurrent kaum auftritt. Die Ansiedlung an Gebäuden wie Kirchen, Autobahn- und ICE-Brücken spielt eine sehr entscheidende Rolle für diese Art.

Um die Population des Wanderfalken weiterhin zu stützen, entstand die Idee eines Gemeinschaftsprojektes. Hendrik Block von der Waldeckische Domanialverwaltung, Thorsten Kleine vom NABU und Werner Pohlmann von der AWU entschieden sich für einen Standort am Schloss Waldeck. Der im April verstorbene Edertaler Ornithologe Wolfgang Lübcke hatte sich ebenfalls für diesen Standort ausgesprochen. Die exponierte Lage des Schlosses erscheint als Ersatzbiotop sehr geeignet. Die Bauhofmitarbeiter der Domanialverwaltung, Heinz Wagner, Sven Kirchner und Werner Jäger konnten mit Hilfe eines Steigers die Spezialkonstruktion am Schloss anbringen. Kein einfacher und alltäglicher Arbeitsauftrag.

Bis in die 1960er Jahre ging es dem Wanderfalken sehr schlecht. Umweltgifte wie DDT, die längst keine Zulassung in Europa mehr besitzen, und die illegale Verfolgung setzten den Falken stark zu. Der komplette Zusammenbruch dieser Art schein sich anzubahnen. Ab den 70er Jahren haben sich die Bestände wieder langsam dank intensiver Schutzbemühungen erholt.

Wanderfalken brüten lediglich einmal im Jahr und haben meist zwei Junge. Die Brutzeit beginnt sehr zeitig im Jahr. Die Eiablage erfolgt bereits Mitte März.

Das beste Erkennungsmerkmal der Tiere ist die kräftige kompakte Gestalt. Die Rückseite des Tieres ist schiefergrau gefärbt, die Unterseite dagegen ist hell mit dunkler Querbänderung. Der auffällige dunkle Backenstreif, der sich von der hellen Kehle und Wange stark absetzt, ist oftmals schon aus der Ferne gut zu erkennen. Beide Geschlechter sind annähernd gleich gefärbt. Die Männchen sind jedoch im einiges kleiner als die recht stattlichen Weibchen mit einer Spannweite von bis zu 115 Zentimetern.

Häufig ist der Wanderfalke aufgrund seines Jagdverhaltens auch gut zu bestimmen. Sein Flug ist gradlinig und pfeilschnell. Wanderfalken sind hochspezialisierte Vogeljäger. Aus großer Entfernung stürzen sie sich mit angelegten Flügeln kopfüber spektakulär auf ihre Beute. Der Wanderfalke ist der schnellste Vogel der Welt. Im Sturzflug kann er Geschwindigkeiten über 320 km/h erreichen. Man könnte den Wanderfalken auch als ein lebendiges Projektil bezeichnen. Wanderfalken jagen Elstern und Krähen und vermindern den Bestand verwilderter Stadttauben, die vielerorts Gebäude schädigen. Gejagt werden ausschließlich fliegende Vögel, also weder Hasen noch Kaninchen.