2023 WLZ 13. 02. Stadt Waldeck behält volle Kita-Regie

Stadtverordnete einstimmig gegen Übergabe des Betriebs an freie Träger

VON MATTHIAS SCHULDT

Perfekt die Bälle zugeworfen hat man sich in der Waldecker Kindergarten-Kommission, sind sich die Stadtverordneten einig. Als Ergebnis entschieden sie, die Trägerschaft der Kitas – oben die in Sachsenhausen – in eigener Hand zu behalten. Fotos SChuldt/:Friso Gentsch/Archiv

Waldeck – Die Stadt Waldeck behält die Trägerschaft ihrer Kindertagesstätten vollends in der eigenen Hand und vergibt den Betrieb der Kitas nicht an freie Träger. Das beschlossen die Stadtverordneten einstimmig auf Antrag des Magistrates in ihrer Sitzung in der Sachsenhäuser Stadthalle. Zugleich werteten sie damit die Arbeit der eigens ins Leben gerufenen Kindergartenkommission als vollen Erfolg. Sie hat das nun vom Magistrat vorgelegte Konzept erarbeitet. Mehr noch: Magistrat und Parlament streben einmütig an, dass die Kommission ihre Arbeit begleitend fortsetzt.
„Wir müssen dranbleiben am Thema“, kommentierte SPD-Fraktionsvorsitzender Latif Hamamiyeh Al-Homssi. Die SPD betrachte das Vorgehen als Modell für andere Themen, „wie beispielsweise die Zukunft des Bauhofes.“ Die Kita-Kommission setzt sich zusammen aus Vertretern des Magistrates, der Stadtverordneten, der Elternbeiräte, der Erzieherinnen und aus weiteren sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern. Sie nahm vor einem Jahr ihre Arbeit auf. Der Magistrat hatte damals noch die Vergabe der Trägerschaft an freie Träger empfohlen. Zwei Bewerbungen lagen vor.
Die SPD stellte jedoch mit Erfolg den Änderungsantrag, eine Kommission zu gründen. Deren Aufgabe bestand in einer Stärke-Schwäche-Analyse der bestehenden Kita-Rahmenorganisation. Vor- und Nachteile eines Trägerwechsels sollten ausgelotet und Konsequenzen gezogen werden.
Al-Homssi beschrieb wesentliche Änderungen: „Aufgaben in der Organisationsstruktur wurden klar verteilt.“ In der Stadtverwaltung wurde eine zentrale Ansprechstelle für alle Fragen rund um die Kitas eingerichtet. „Es herrscht eine positive Stimmung, weil wir alle mitgenommen haben, die das Thema betrifft“, zog er eine vorläufige Bilanz.
„Als zwei Externe damals auf die Stadt zukamen mit dem Vorschlag, die Trägerschaft zu übernehmen, waren wir alle nicht ganz abgeneigt“, gab Grünen-Fraktionschef Jürgen Schanner zu. Viele Kommunen im Kreis haben den Weg eingeschlagen.
Die nun gefundene Lösung sei besser: „Wir zahlen keine Mehrwertsteuer auf die Personalkosten, was wir bei einem Trägerwechsel müssten. Und wir bleiben Herr des Geschehens in der Kita.“
Fraktionskollegin Brigitte Trietsch weitete die Perspektive: „Die Stadt kinder- und familienfreundlich zu machen, erfordert ein Gesamtkonzept für die Kinder- und Jugendarbeit.“ Deshalb sei es gut die Kitas in Eigenregie weiterzuführen.
„Wir Liberale waren eher pro Privat. Wir wurden eines Besseren belehrt“, unterstrich Daniel Henkel für die FDP-Fraktion. Aus der Bevölkerung habe es sehr positive Rückmeldungen zum nun gezeigten Zusammenwirken aller gegeben.
Die CDU sieht es ebenso. Fraktionsvorsitzender Wolfgang Keller misst der anhaltenden Tätigkeit der Kita-Kommission eine große Bedeutung zu: „Wir müssen unsere Qualitätsstandards für die Zukunft halten. Und so schaffen wir das.“
Christian Baureis verwies für die FWG noch einmal auf die große Frustration bei vielen über die Lage der Kitas vor einem Jahr und über einen möglichen Trägerwechsel: „Die Freien Wähler sind der Ansicht, dass wir als Stadt nicht mehr und mehr Bereiche der Daseinsvorsorge nach außen vergeben sollten.“
Bürgermeister Jürgen Vollbracht verbreitete Optimismus. Gerade habe die Stadt drei neue Erzieherinnen mit einer Gesamtstundenzahl von 108,5 eingestellt. „Das reicht noch nicht, um die Vorgaben des hessischen Gute-Kita-Gesetzes zu erfüllen, aber uns liegen weitere vier Bewerbungen vor.“ Die Tatsache, dass die Stadt trotz Fachkräftemangels sogar auswählen könne, zeige:
Mit den organisatorischen Änderungen in eigener Trägerschaft befinde man sich auf einem guten, richtigen Weg. Einziges Manko: kein einziger Erzieher ist aktuell mit im Boot.