2023 WLZ 05. 10. Landjugend nicht bange um Zukunft

Freienhagener Verein begeht 60-jähriges Bestehen mit Festwochenende

VON CHRISTIANE TRIERWEILER

Der Bändertanz ist eine der lebendigen Traditionen in der Freienhagener Landjugend. Fotos: christiane trierweiler

Freienhagen – Mehr als 200 Gäste kamen zum Kommers, der das Festwochenende zum 60-jährigen Bestehen der Freienhagener Landjugend eröffnete. Die beiden ersten Vorsitzenden, Tabea Mitze und Leonard Hecker, überreichten Gerlinde Nübling, Heinz Fisseler und Gerhard Figge vom Vorstand der Gründungsgeneration sowie einem der Initiatoren vom Kreisbauernverband, Friedrich Knoche aus Nieder-Ense, Präsente als Dank und Anerkennung für die Pionierarbeit.

Bürgermeister Jürgen Vollbracht gratulierte im Namen der Stadt Waldeck. Bernd Schröder, Vorsitzender der Schützengilde, überbrachte als Vertreter der ortsansässigen Vereine ein Geldgeschenk. Schröder beschrieb die Landjugend als festen Bestandteil im Ort, als Anlaufstelle für Jugendliche, als offen, teamfähig und heimatverbunden. Für die Hessische Landjugend sprach Carol Effenberger ein Grußwort. Ortsvorsteher Martin Schwechel meinte, bei so vielen jungen Mitgliedern sei ihm um die Zukunft des Vereins nicht bange.

Die Redebeiträge wurden unterbrochen von traditionellen bis modernen Tänzen, beginnend mit einem Bändertanz der Freienhagener Landjugend unter der Leitung von Rainer Mitze. Auch die Basdorfer und die Wirmighäuser Landjugend brachten sich mit je einem Tanz ein, traditionell in Trachten gekleidet. Der Freienhagener Chor Echt Live unter Leitung von Helen Zaloga lockerte das Programm mit Liedern auf. Besonderheit: An zwei Stücken war ein zwölfköpfiger Chor von Freienhagener Kindern beteiligt, der eigens zu diesem Anlass aufgestellt worden war.

Zum Abschluss führten die Gastgeberinnen und Gastgeber selbst unter Leitung von Julia Lippe schwungvolle moderne Tänze in Kostümen und zu Musik der verschiedenen Jahrzehnte auf. Das Publikum ging stehend, mit Klatschen und tosendem Applaus mit.

Der Abend klang bei Musik von DJ Marc und Tanz aus.

Am Samstagabend stieg bei guter Stimmung in der voll besetzten Freienhagener Stadthalle dann die große „Geburtstagsparty“ mit der Band Müller Meier Schulze. Abgerundet wurde das Festwochenende am Sonntag mit einem gut besuchten Festgottesdienst, einem Auftritt der Stadtkapelle Naumburg, Kinderprogramm und geselligem Beisammensein bei hervorragendem Wetter, sodass alle Anwesenden auf ihre Kosten kamen.

Die Rückmeldungen auf das Jubiläum fielen so durchweg positiv aus. Der Festausschuss war sehr zufrieden und erklärte, das Jubiläum sei gebührend begangen worden und auch die gesamte Landjugend befand das Festwochenende als rundum gelungen.

„Landjugendgefühl basiert auf Verbundenheit“

Vorträge von Angehörigen aller Freienhagener Landjugendgenerationen warfen Schlaglichter auf die Historie des Vereins.

Mitbegründer Friedhelm Reuber über die 60er Jahre: „Meine Freunde und ich waren aus der Nachkriegsgeneration und kamen nach der achten Klasse aus der Schule. Damals fragte man: Is hei dann schon konfermert oder geit hei noch in de Schaule? Danach gingen wir in die Lehre, nur wenige auf die weiterführende Schule. Man durfte in die Gastwirtschaft – an der Musikbox kosteten drei Lieder 50 Pfennig. Fernsehen gab es kaum, nur Radio hatten alle.“

Die Gründung der Landjugend wurde angestoßen vom Ortslandwirt Willi Momberg, von Friedrich Knoche vom Bauernverband und dem Bürgermeister Emil Feindler. Auch die deutsch-französische Freundschaft mit Candé gründete auf dem Interesse an der Landwirtschaft. „Die Gruppe Franzosen meldete sich bei Knoche. Er schickte sie nach Freienhagen“, erinnerte sich Reuber. Kommuniziert wurde mit Händen und Füßen, – „trotzdem hat es gut geklappt.“ Eine Gegeneinladung wurde ausgesprochen und viele junge Leute, die darauf nach Candé fuhren, waren erstmals im Ausland unterwegs. Im Laufe der Jahre wuchsen daraus viele Freundschaften. Manche mündeten in deutsch-französische Hochzeiten.

Über die 70er Jahre sprach Sieglinde Martin. „Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, habe ich immer ein Lächeln im Gesicht. Tänze üben dauerte länger, denn wir mussten erst auf dem Tonbandgerät das richtige Lied finden“, erinnerte sie sich schmunzelnd. „Oder wir nahmen die Mundorgel – nein, das ist nicht so etwas wie Spotify, sondern ein Liederbuch.“ Viele der damaligen Sänger landeten im Freienhagener Chor.

Jörg Feldmann griff die 80er Jahre auf. „Damals war man noch nicht so mobil. Wir waren viel in Freienhagen aktiv.“ An die 90er Jahre erinnerte Maik Althoff. Der Spaßvogel kam als Anspielung an Sketche von damals als „alte Tante“ kostümiert auf die Bühne. Danach berichtete Marc Wiegand über die Jahre Anfang des Jahrtausends. Er erinnerte an die Beteiligung der Landjugend an der Freienhagener 750-Jahrfeier sowie an Fahrten nach Oberhausen, Düsseldorf und Hamburg.

Die aktuellen zweiten Vorsitzenden Johanna Schwechel und Tobias Brand beleuchteten die jüngsten Jahre bis heute. Das „Landjugendgefühl“ ist für Brand „ein freudiges, und es basiert auf Verbundenheit.“

Aktuell gebe es laut Schwechel vor allem „Konkurrenz durch die sozialen Medien.“ Sie ist sich aber sicher, dass die Landjugend für die Zukunft gut aufgestellt ist, „da auch an diesem Festwochenende viele junge und neue Gesichter mitgewirkt haben.“  ct