2022 WLZ 22. 10. Mehr Weitblick in diesen Zeiten

Mehr Weitblick in diesen Zeiten

Eine Leserzuschrift zur Krisensituation in Deutschland:

Krisenszenarien, Untergangsstimmung und Schuldzuweisungen scheinen überwiegend den politischen Diskurs sowie die Medienlandschaft zu bestimmen. Sie nehmen immer mehr Einfluss auf die Diskussionen im gesellschaftlichen Miteinander. Aggression statt Reflexion bilden dabei die Antriebsfedern.

Ja, die Zeiten sind nicht einfach. Ein Teil unserer Gesellschaft fürchtet zurecht um ihre existenzielle Zukunft – sei es im Privatleben oder im wirtschaftlichen Zusammenhang. Politische Institutionen, aber auch wir im Miteinander, müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Ängste durch konkrete Hilfen abzubauen.

Die Ampelkoalition versucht, diese Problematik in den Griff zu bekommen. Dabei werden auch erkennbare Fehler gemacht. Aber wer weiß schon, was das absolut Richtige ist. (…) Es ist leicht, eigene Versäumnisse zu kaschieren, indem ich immer nur auf den anderen zeige. Die begangenen Fehler bleiben dennoch sichtbar – etwa sich seit Jahren dem Klimaschutz zu verweigern und nun aus dem eigenen Unvermögen heraus nach dauerhafter Rückkehr von Atomkraftwerken zu rufen. Oder, sich nicht genötigt zu sehen, in einem gemeinsamen öffentlichen Statement die Verantwortung für die Abhängigkeit vom russischen Gas zu übernehmen. (…)

Jetzt ist keine Zeit für egoistische Winkelzüge. Es gilt, mit Weitblick das Notwendige durch faktenorientiertes und konsensorientiertes Denken bei allen demokratischen Parteien in den Fokus ihres Handelns zu setzen. Es gilt aber auch für uns als Bevölkerung, trotz aller Ängste, niemals den Blick über den Tellerrand zu verlieren. (…) Klagen auf hohem Niveau ist vielleicht ein deutsches Phänomen. Besser wäre es, praktiziertes soziales Miteinander, Mut, Vertrauen und reflektierten Weitblick als neue deutsche Tugenden verstärkt zu leben. Wir alle sind gefordert!

Uwe Liedtke, Höringhausen