NABU: Hochzeitsflug – doch nach der Paarung verlieren die Königinnen ihre Flügel & die männlichen Ameisen sterben

Großes Interesse an Ameisenwanderung
Mehr als 30 Naturinteressierte waren der Einladung des NABU Höringhausen gefolgt, um sich von Klaus-Berndt Nickel, Vorsitzender der Deutschen Ameisenschutzwarte Hessen, die Besonderheiten der Kolonie der kleinen roten Waldameise im Waldgebiet Rudolfshagen zwischen Höringhausen und Ober-Waroldern näher bringen zu lassen.
Langjährige Kartierung und Wandel des Waldes
Zunächst erläuterte Nickel die Kartierung der Ameisenhügel im Rudolfshagen seit 1977, wobei sich die Anzahl der Haufen in dem 75 ha großen Gebiet von 330 im Jahr 1977 bis über 900 im Jahre 2010 erhöht hat. Gleichzeitig existieren die bis zu 2 m hohen Ameisenhügel, die viele Wanderer noch aus ihrer Kindheit kannten, heute nicht mehr. Durch Windbruch und Borkenkäferbefall hat sich das Waldgebiet besonders in den letzten 10 Jahren stark gewandelt, so dass aus einem einst dichten Mischwald mit sehr hohem Fichtenbestand ein lichter Wald geworden ist. Spannend wird daher das Ergebnis der für Ende 2025 geplanten Kartierung sein.
Vielfalt der Ameisenarten in Deutschland
Weltweit gibt es 15.000 Ameisenarten, 118 Arten wurden bisher in Deutschland nachgewiesen, davon 13 heimische Waldameisenarten, die auffällige Nesthügel bauen und seit über 200 Jahren unter Naturschutz stehen.
Lebenszyklus und Organisation eines Ameisenstaats
Anhand eines Roll-Ups erklärte Nickel den Jahreslauf des Ameisenstaats, der nach der Winterruhe von November bis Februar mit den ersten Sonnenstrahlen im März beginnt. Die Arbeiterinnen krabbeln durch die Erwärmung an die Oberfläche, die Königinnen beginnen dann befruchtete und unbefruchtete Eier zu legen, aus denen geflügelte Männchen und Königinnen schlüpfen. Diese weiblichen und männlichen Jungameisen erheben sich Anfang Mai am ersten warmen Sommertag zum Hochzeitsflug. Nach der Paarung verlieren die Königinnen ihre Flügel und die männlichen Ameisen sterben. Die befruchteten weiblichen Ameisen suchen sich einen Ort zum Nestbau, z.B. einen alten Baumstumpf, ein neuer Ameisenhaufen entsteht. Eine junge Königin konnten die Naturinteressierten durch eine Lupe betrachten.
Ernährung, Verhalten und Feinde der Ameisen
Ameisen gehören zu den stärksten Tieren auf der Erde, denn sie können über das 20-fache ihres eigenen Körpergewichts tragen. Im Verhältnis zur Körpergröße verfügen sie außerdem über das größte Gehirn in der Tierwelt. Sie ernähren sich zu 60% vom Honigtau der Blattläuse, als Eiweißnahrung dienen ihnen Spinnen, Insekten oder auch Mäuse, die sie in der Umgebung ihres Hügels finden und gemeinsam transportieren, was die Wanderer an verschiedenen Hügeln auf dem Rundweg eindrucksvoll beobachten konnten. Auch zuckerhaltige Samen dienen als Nahrung. Auch eine „Ameisenstraße“ entdeckten die Wanderer an einem Ahorn. Hier wandern die Ameisen auf einer Seite in den Baumwipfel, um die Blattläuse zu melken und direkt daneben wieder baumabwärts zurück zum Ameisenhaufen. Sie folgen dabei Duftspuren. Wo es viele Ameisen gibt, sind auch ihre Feinde, die Spechte nicht weit, so dass an einem Baum sogar drei Spechthöhlen übereinander gesichtet wurden. Ein Specht vertilgt dabei ca. 3000 Ameisen und Eier pro Tag. Der größte Feind der Ameisen ist allerdings der Mensch, der ihren Lebensraum manchmal zerstört.