XV 2018 WN 4. 5. Grenzbegang in Höringhausen

Grenzbegang in Höringhausen

Mit den Klängen des Spielmannszuges Höringhausen wurde der diesjährige historische Grenzbegang des Ortsbeirates eröffnet.
Ortsvorsteher Uwe Wagner begrüßte 45 interessierte Grenzgänger, Bürgermeister Jörg Feldmann, sowie den Ortsbeirat von Sachsenhausen vor der Festscheune auf dem Dorfplatz.
Hier gab es die ersten Erläuterungen durch den Ortsvorsteher über die 4 Bauernhöfe, die ursprünglich auf dem Dorfplatz standen, den Erwerb der Gesamtfläche durch Fürstin Maria zu Solm-Hohensolms Lieh, über den Bau des fürstlichen Hofgutes im Jahr 1841 und des im Rahmen der Dorferneuerung erfolgten Abrisses des Hofgutes im Jahre 2010.
An der durch die Arbeitsgruppe „Wir für Höringhausen“ errichteten historischen Stelle gab der Vorsitzende Friedhelm Fingerhut Informationen über die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Hier konnten die Teilnehmer den aus alten Unterlagen bekannten Brunnen „Am Kübenborn“, einen Prangerstein mit Schandpfahl, zwei aus dem Jahre 1753 stammende historische Grenzsteine, einen Grundstein der Familie Georg Wilhelm Wolf, die mit Beginn des 19. Jahrhunderts einen der abgerissenen Bauernhöfe besaßen, einen weiteren Stein aus dem Türsturz der ehemaligen Synagoge und den Wappenstein der Wölffe von Gudenberg, die schicksalsbestimmend für die Höringhäuser waren, bestaunen.
Nach diesen ausführlichen Informationen wanderten die Grenzgänger zur Gemarkungsgrenze Sachsenhausen. Am ersten historischen Grenzstein berichtete der Ortsvorsteher darüber, dass die Gemarkungsgrenze in den Jahren 1749-1753, die auch Landesgrenze war, vermessen wurde. Sie ist 28 km lang und mit 170 Grenzsteinen markiert. Diese wurden im Uhrzeigersinn gesetzt. Der Grenzverlauf hat sich außer kleineren Korrekturen bis heute nicht verändert.
Weiterhin berichtete er über die große Handelsstraße, die im Mittelalter die Verbindung zwischen Köln und Berlin herstellte. Wegen Ihres schlechten Zustandes wurde sie auch Höllenstraße genannt. An dieser Straße befanden sich die ehemaligen Zollstationen Hof Heide und Redhof. Da Höringhausen als Enklave dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt angehörte, besaß man einen eigenen Zolltarif und so konnte man die Waren besonders günstig anbieten. In dieser Zeit herrschte unter der Bevölkerung große Armut und auf Hof Heide blühte der Schmuggel. Geschmuggelt wurden überwiegend Tabakwaren. In den Jahren, daran besteht kein Zweifel, erhielten die Höringhauser ihren Spottnamen „de Raukschwalen“.
Stutzmeister Manfred Kern mit seinen Gehilfen Jörg Fingerhut und Roger Kesting, stutzten mehrere Teilnehmer mit den Worten „Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit“.

Auch die Abordnungen der Ortsbeiräte Sachsenhausen, Alraft und Meineringhausen, die sich ebenfalls der Wanderung angeschlossen hatten, wurden von dem Stutzkommando ergriffen und nach alter Sitte gestutzt.
Bei einer Rast am Kalkofen wurden die Teilnehmer mit frischen Getränken und Bierbeissern versorgt.
In der Nähe der Meineringhäuser Gemarkung, erhielten die Grenzgänger nochmals einen Einblick in die Historie mit Hinweisen über die ehemaligen Orte Wameringhau-sen und Rissinghausen, die schon vor mehreren Jahrhunderten Wüstungen waren. Große Flächen der Gemarkung Werbetal hat der NABU Korbach vor einigen Jahren erworben. Er hat dort ein Vogelschutzgebiet angelegt. In 2010 wurde die Werbe in einer Länge von 1,5 Kilometern renaturiert, es wurden Teiche angelegt.
Nach 4 Stunden und einer Wegstrecke von 7 Kilometern erreichten die Grenzgänger an der Dorfscheune das Ziel ihrer Wanderung. Hier ließ man noch einige Stunden den Grenzbegang in gemütlicher Runde Revue passieren.