Weihnachten ohne Eltern

In der Wohngruppe „Madiba“ leben neun Flüchtlinge aus Eritrea und Afghanistan

Von Maximilian Bülau

HÖRINGHAUSEN. Mahdi Gholami ist 15 Jahre alt. Er wurde in Afghanistan gebo­ren. Mit acht flüchtete er das erste Mal aus seinem Heimat­land in die Türkei. Danach nach Griechenland. Seine Fa­milie ist im Iran. Er wohnt seit dem 1. August im Haus „Madi- ha“ in Höringhausen.

Das Haus „Madiba“ ist eine Einrichtung von „Let’s go“, ei­nem freien, konfessionell un­abhängigen und gemeinnützi­gen Träger der Jugendhilfe. An 36 Projektstandorten bietet „Let’s go“ insgesamt 200 Kin­dern und Jugendlichen Hilfe an. Seit dem 1. August besteht nun auch ein Standort in Hö­ringhausen. Es ist das erste Projekt, das sich um Flüchtlin­ge kümmert.

Stamm von Nelson Mandela

„Der Name „Madiba“ wurde in Anlehnung an Nelson Man­dela gewählt. „Madiba“ ist zu­gleich auch der Name des Stammes, dem Mandela ange­hörte und bedeutet Versöh­nung und Toleranz“, erklärt Gruppenleiter Ro Alognon.

Alognon selbst kam zum Studium aus Togo nach Deutschland: „Ich stand in Bremen und wusste nicht wei­ter. Ich wusste nicht, wohin oder wo die Uni ist. Ich hatte nur 600 Euro in der Tasche“, erzählt Alognon. Auch deswe­gen kenne er die Behördenab­läufe, die man beachten muss, wenn man nach Deutschland kommt. „Wir spielen nicht mit der Zukunft der Jugendli­chen. Wir wollen eine Per­spektive bieten“, erklärt er.

Das Haus in Höringhausen bietet neun Jugendlichen zwi­schen zwölf und 16 Jahren ein

Zuhause, die aus ihrem Hei­matland und ohne ihre Eltern flüchten mussten. Die Flücht­linge kommen aus Eritrea und Afghanistan. „Uns ist wichtig, dass sich die Jugendlichen in­tegrieren, aber trotzdem ihre kulturelle Identität bewah­ren“, sagt Bernhard Fladung von „Let’s go“, der für das Haus „Madiba“ zuständig ist.

In Höringhausen lernen die jungen Menschen Deutsch mit ihren Betreuern und haben zusätzlich einen pensionier­ten Deutschlehrer, der einmal in der Woche mit ihnen übt.

„Sprache ist der Schlüs­sel zur Integration.“

RO ALOGNON

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, ist Ro Alo­gnon überzeugt. Mittlerweile seien schon fünf von neun Ju­gendlichen eingeschult wor­den. „Einer hat sogar schon eine 1 in einem Deutschtest geschrieben und alle fünf mussten ein Referat halten, für das sie alle eine 1 bekom­men haben“, erzählt Alognon stolz. Und das, obwohl man­che erst ein halbes Jahr in Deutschland seien.

Hose, Pullover und Parfüm

Weihnachten wurde in Hö­ringhausen schon gefeiert: „Manche kannten Weihnach­ten vorher gar nicht, da sie ei­ner anderen Religion angehö­ren“, sagt der Gruppenleiter. Alle neun Flüchtlinge haben aber schon etwas geschenkt bekommen.

„Der Träger hat Geld gege­ben, um Weihnachtsgeschen­ke zu kaufen und zwei Mitar­beiter haben auch Geschenke mitgebracht“, erklärt Fladung.

Mahdi Gholami hat einen Pul­lover, eine Hose, Parfüm und Stutzen zum Fußballspielen bekommen. Er spielt im Ver­ein in Waldeck. Zu seinen

Lieblingsmannschaften gehö­ren Bayern und Dortmund. Be­sonders Mario Götze und Mar­co Reus begeistern ihn als Fuß­baller.

madiba

 

Ohne Eltern in Deutschland: Der 15-jährige Mahdi Cholami (Mitte) kommt aus Afghanistan. Zusammen mit Gruppenleiter Ro Alognon (links) und Bernhard Fladung (rechts), der für das Haus „Madiba“ zuständig ist, feiert er zum ersten Mal Weihnachten.

Foto: Bülau