Freiheit und Ofenkuchen

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Die Biker aus Leidenschaft im coolen Outfit: die Mitglieder des Motorradclubs Höringhausen halten zusammen wie in einer Familie.

Der Motorraddub Höringhausen ist einer der ältesten Clubs Deutschlands. 1971 gegründet, ist er der erste in der Region. Antrieb war das jugendliche Rockergefühl von Freiheit und Abenteuer – wie im Kultfilm Easy Rider. Heute sind die Jungs ergraut und genießen familiäre Geborgenheit.

Acht Mitglieder hatte der MCH da­mals, schnell kamen weitere Mo­torradfahrer hinzu. Es machte mehr Spaß, gemeinsam zu fahren und zu feiern. Heute ist die Mit­gliederzahl laut Satzung auf 40 be­grenzt. Norbert Schmidt, der Club­älteste und das letzte Mitglied aus dem Gründerjahr: „Wer zu uns ge­hören will, muss mindestens ein Jahr mit uns fahren und dabei sein, damit wir sehen, ob er zu uns passt oder nicht.“

Keine Bedrohung

Wie die anderen Mitglieder ist auch Norbert Schmidt ein Biker aus Lei­denschaft und nicht das, was man sich unter einem Rocker vorstellt. Der Begriff Rocker entstand 1947 in Amerika während des Motor­radtreffens „Hollister Bash“. Dort kam es zu Zoff zwischen Clubmit­gliedern und der Polizei, die Pres­se kreierte das Image des „wilden, gefährlichen Rockers“. „Vielleicht sind wir manchmal wild, wenn wir feiern, aber gefährlich sind wir nicht“, so Peter Grabowski, der Prä­sident. „Wenn wir mit vielen Mo­torrädern und schwarzen Jacken mit Emblem vorfahren, sieht es erst mal unheimlich aus. Aber wer uns kennt, der weiß, dass man uns vertrauen kann. Sollte es doch ein­mal zum Streit kommen, dann nur, um Kampfhähne zu trennen.“ Das Clubhaus ist auch offen für al­le, die den Verein kennenlernen wollen. Es bietet Tresen, Küche, Schlafraum und Sitzungszimmer. Im Keller ist eine fahrbare Werk­statt. Das Haus wurde 1978 in Ei­genarbeit gebaut, das alte Heim war abgebrannt. „Mit 200 Mark und viel Arbeit war jeder dabei. 1980 haben wir das Clubhaus mit einer großen Feier eingeweiht“, so Vizepräsident Frank Jäger und be­tont: „Wir haben fast alle Berufe dabei.“ Im Club fühlen sich alle ei­nander verpflichtet. Die Gemein­schaft und das Motorrad zählen. „Ich bin seit 35 Jahren dabei und habe keinen Tag bereut“, sagt Jür­gen Hollweg, Präsident von 2006 bis 2014. „Wir vergessen einander nicht. Unser Abzeichen erinnert mich an unseren ersten Präsiden­ten, meinen Nachbarn Horst Wil­li Brand, der leider viel zu früh ver­storben ist. Ohne ihn hätte es den MCH nie gegeben“. Bei der Frühjahrsparty und dem Sommerfest sind stets viele Bi­ker anderer Clubs dabei. Traditi­on hat auch das Ofenkuchenessen im Januar. Zwischen den Feiern gibt es Touren – auch mit Frauen und Freundinnen, die zwar kei­ne Mitglieder werden dürfen, aber dazugehören. Aus dem jugend­lichen .Rockerverein‘, wie sie da­mals im Dorf hießen, sind Fami­lienväter geworden mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Klar, es gab auch schwere tödliche Unfälle. „Wir denken oft an unsere Freunde“, sagt Herbert Rüssel, der Schriftführer. „Was zählt, ist unse­re starke Verbindung, vielleicht so­gar eine zweite Familie.“ Und wie heißt es im Trinkspruch mit „Rohr­frei“: „Kolben rauf, Kolben runter – der MCH geht niemals unter“.

Barbara Liese

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Das heutige Clubhaus ist durch Eigenleistung der Mitglieder entstan­den und 1980 mit einer großen Feier eingeweiht worden.