Geschichte und Geschichten aus Höringhausen

Wildkatzen in Höringhausen
H. Figge 2018

Von wilden Katzen war schon in meiner Schulzeit die Rede, wie ich noch schildern werde. Hin und wieder später hörte ich, vor allen Dingen von meinen Freunden Heinz Göckel und Karl Scheele, sie gingen zur Jagd, man hätte im Feld oder Wald eine wilde Katze gesehen, verwilderte Hauskatzen nahm ich an. Aber die Wildkatzen haben bis auf das Aussehen wenig mit den Hauskatzen zu tun. Es gibt deutliche Unterschiede. Forscher nehmen an, dass die Hauskatze sich vor 10 – bis 20 tausend Jahren von den Wildkatzen entwickelt hat. In Höringhausen hat es anscheinend schon vor Jahrhunderten Wildkatzen gegeben, der Flurname „Kattenhecke“ – „Katzenhecke“,  1568 zum Erstenmal schriftlich erwähnt, deutet darauf hin.

Kinder lassen auf der „Katzenhecke“ Drachen steigen.

Früher wurden die Wildkatzen verfolgt, heute sind sie geschützt.

Aus meiner Schulzeit:

Die Katzenschlacht bei Wantrups Brücke.
Eines Sonntags verbreitete sich die Nachricht, bei „Wantrups Brücke“ ist eine wilde Katze im Gelände. Sofort machten sich einige von unserem Jahrgang (1936) auf den Weg.
Die Katze wurde entdeckt und von Baum zu Baum gejagt bis sie halbtot herunter fiel. Unten bekam sie den Rest.
Am Montag in der Schule sagte der Lehrer: Wir wollen uns mal über die Katzengeschichte unterhalten, wer war dabei? Es gab dann zwei Durchgänge Prügel.

Bericht in der WLZ am 6. 10. 2017

Wildkatze im Wald bei Höringhausen gesichtet

Wildkatzen sind sehr scheu und fast ausgestorben, doch im Landkreis Waldeck-Franken­berg werden sie hin und wie­der von Naturfreunden und Jä­gern beobachtet. Ein außerge­wöhnliches Foto gelang Marcel Lindenborn aus Nieder-Waroldern, der sich in seiner Freizeit erfolgreich mit Naturfotografie beschäftigt. Er entdeckte die Wildkatze im „Schwarzen Bruch“ bei Höringhausen – und schoss ein Bild, das so präzise ist wie selten. Fachleute vom Naturschutzbund Hessen be­stätigten, dass es sich zweifel­los um eine Wildkatze handele; alle markanten Merkmale seien vorhanden. Eine 100-prozenti­ge Bestimmung sei aber nur über eine gentechnische Un­tersuchung zu erbringen, (md)

Foto: Marcel Lindenborn

 

Nicht nur im „Schwarzen Bruch“, auch in anderen Gemarkungsteilen wurden Wildkatzen von Höringhäuser Jagd – Pächtern und Aufsehern gesehen und fotografiert. Zwei Wildkatzen wurden überfahren, eine auf der Landstaße nach Ober Waroldern und eine auf der Landstraße nach Nieder Waroldern
Sie wurden jeweils zur genetische Wildkatzenuntersuchung in das Senckenberg – Institut geschickt, es waren Wildkatzen.

 

Am 25. 6. 2017 fand ich im Stadtarchiv Korbach diesen Zeitungsbericht im „Waldecker Kurier“, erschienen am 25. 06. 1950. 

Die Geschichte von Frigga, der Wildkatze

VON OTTO SANDER

Die alte Wildkatze war krank. Seit Tagen schon nahm sie keine Nahrung mehr. Traurig saß Ulf, der Sohn, ne­ben ihr. Mutter Frigga wurde immer weniger.
Die Katze wand sich vor Schmerzen. Ihre Schmerzensschreie drangen durch das Dickicht und nahmen einen bösen Weg. Durch den Wald wurden Stim­men laut. Stimmen von Menschen, welche ihre sogenannte Naturliebe in die Berge geführt hatte. Als das Kra­chen von Ästen in unmittelbarer Nä­he zu hören war, sprang Ulf, der Kater in den nächsten Baum. Die Lauscher steil aufgestellt, war in ihm volle Spannung.
Laut sich unterhaltend brach die Ge­sellschaft von jungen Leuten durch den Tann und schwieg plötzlich, um lauschend Umschau zu halten. „Hier war es“, meinte ein langaufgeschosse­ner Jüngling. „Ja“, meinte ein Mäd­chen, „es hörte sich an, als ob eine Katze miaut hätte.“
Hätten die Menschen des Katers Nähe in den Bäumen über sich geahnt, wären sie schnell ihrer Wege gegangen. Plötzlich bog einer von ihnen das Ge­strüpp zur Seite, damit Friggas Lager allen Blicken preisgebend. Zum Flie­hen war die Wildkatze zu schwach, zum Kampfe erst recht. Fauchend wälzte sie sich auf den Rücken und zeigte das Gebiß.
„Ist die aber groß“, rief der Bursche, der sie entdeckt hatte. Und nun tat er unter dem entsetzten Aufschrei des Mädchens den ersten Schlag, welcher dem Tier mit dem schweren Eichstock das Rückgrat brach.
Mit einem letzten Aufflackern Ihrer verlöschenden Kraft biß sich Frigga in die nach ihr greifende Hand des Man­nes fest, der jetzt noch ein zweites Mal zuschlug. Durch den Katzenleib ging ein Krampf, der sich in einen Schrei löste, der menschlich hätte sein können.
Ulf, auf dem Ast der Tanne, sah dem Frevel zu, während in den gelben Se­hern wildes Feuer glomm. Ein zittern­des Beben war in ihm, weißer Schaum trat aus den Rachenwänden, und dann schnellte er seinen Körper, die Hinter­läufe weit nach hinten gestreckt, wäh­rend sich die vorderen Pranken mit den spitzen Waffen den Kopf des Mörders als Ziel nahmen, jählings vor­wärts. Ihm seine Krallen in die Kopf­haut bohrend, stürzte er mit dem sich wehrenden Manne zu Boden. Vergeb­lich suchte der Überfallene, seine Augen vor der fürchterlichen Waffe zu schützen. Schreiend vor äußerster Wut verbiß sich der Wildkater in den Mensch.
Als Ulf von ihm abließ und ver­schwand, wie er gekommen war, raffte der Mann sich unter dem Beistand sei­ner Kameraden, die geflohen waren und nur zögernd zurückkamen, vom Boden auf. Sein linkes Auge quoll ihm als unförmiger Klumpen aus der Höhle. Das Gesicht war für den Rest seines Lebens von Ulfs furchtbaren Waffen gezeichnet.
Ulf stand hinter einem Stamm. Zor­nig sah er den Vieren nach. Noch Im­mer brannte in den weitgeöffneten Sehern Unheil. Mit vor Erregung flie­genden Flanken schlich er zu seiner Mutter. Frigga lebte noch. Als Ulf ihr zärtlich das Gesicht leckte, schlug sie die Augen auf. Der Sohn miaute ihr schmeichelnd ins Ohr.
Von Stunde zu Stunde war die Sonne weiter gerückt. Unmerklich aber wurde auch der Schatten über den Bergen breiter und dunkler. Und als sie sank, die Sonne, ging die Seele eines Ge­schöpfes der Bergwälder mit ihr. Die Sonne war nun ganz fort. Vögel flogen den Nestern zu.
Frigga war tot. An der Leiche seiner Mutter saß Ulf, der Sohn.
Seine Totenklage drängte sich mit wilder Leidenschaft durch den Wald. Der Nachtwind, der leise vorüber­strich, nahm sie auf und trug sie wei­ter und weiter, sodaß die Vögel ln den Bäumen den Kopf aus den Fittichen nahmen und es sich untereinander zu raunten. Alle andern in Höhlen und Verstecken lauschten auf. Frigga ist tot.  Die alte Wildkatze, und ein Mensch hat sie erschlagen.
Ueber den Wäldern stand der Ster­nenhimmel wie immer. Ruhig, ln schimmernder Güte zog der Mond seine Bahn, während in den Tannen die Käuze schrien, so daß sich manches Tagvögelchen angstvoll in sich ver­kroch.
Als Ulf endlich schwieg, dämmerte bereits der Morgen, in einer Fels­spalte verschlief er den Tag. Am Abend wurde er wieder munter und ging auf | Fahrt. Mit ihm aber ging der Haß, der unbändige Haß auf die Menschen