2024 WLZ 31. 05. Trauerzug und Nachbars Kirschen

Friedhelm Artz erzählt Geschichten aus dem alten Sachsenhausen

VON JÖRG SCHÜTTLER

Waldeck-Sachsenhausen Geschichten aus dem früheren Sachsenhausen und Erinnerungen an das Leben im Ort hat Friedhelm Artz aufgeschrieben, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Der heutige Beitrag dreht sich um Jugendstreiche.

Am Krähenberg befand sich „Bertholds Hudegraben, in dem die Sachsenhäuser Müll und andere Gegenstände, die nicht mehr benötigt wurden, „entsorgten“. Das gab den Kindern damals auch die Möglichkeit zu allerhand Streichen, erinnert sich Friedhelm Artz.

„Wir Kinder fanden beim Spielen eine Blechdose mit verschiedenen Militärabzeichen aus dem Krieg sowie ein beschädigtes Gewehr. Später fanden wir auch ein verbeultes Posthorn ohne Mundstück. Natürlich versuchten wir auch, damit zu blasen, und bekamen Töne heraus. So geschah es auch einmal, als wir mit dem Posthorn auf den Stadtkellertreppen standen, als ein Trauerzug durch die Stadt kam. Die Träger wechselten die Seiten vom Sarg. In der Zeit blies einer von uns Kindern drei oder viermal in das Horn, und sogleich lief jemand aus dem Trauerzug hinter uns her. Da der Stadtkeller zum Glück mehrere Ausgänge hatte, waren wir verschwunden und niemand konnte uns finden.“

Eine weitere Anekdote erinnert an Jugendstreiche am Kirschbaum in Nachbars Garten. An einem Abend stand der junge Sachsenhäuser mit mehreren Jugendlichen an der Ecke am Haus des Friseurs Bernhard, als einer vorschlug: „Wollen wir an Nachbars Kirschen?“ Als wir ankamen, sahen wir dort niemand, aber plötzlich kam der Nachbar, der zuvor die Hühner gefüttert hatte, schimpfte laut, und drohte mit der Kanne hinter uns her.

Einige Tage später gingen wir wieder zu dem Kirschbaum, wo der weiß-braune Hund des Nachbarn an der langen Leine angebunden war, um den Baum zu bewachen.

Wir hatten eine Idee… liefen schnell, schnell um den Baum herum, der Hund immer hinter uns her, sodass sich die Leine immer mehr um den Baum herum wickelte. Schnell kletterten wir auf den Baum. Der Hund bellte und bellte, aber wir warfen mit Kirschen nach ihm. Das Bellen hörte der Nachbar von Weitem und kam. Er wunderte sich über seinen Wachhund: „Du sitzt hier unten und die Jungen sitzen im Baum.“ Da merkte er erst, dass der Hund mit der Leine am Baum festgewickelt war. Wir kletterten so schnell wir konnten vom Baum herunter und rannten fort.“

Die Kirschen haben den Jugendlichen aber sehr, sehr gut geschmeckt.