2024 WLZ 26. 09. Neues Buch über den Goldbergbau im Eisenberg
Korbach-Goldhausen – Jahrzehnte hat der Landesgeologe und Heimatforscher Dr. Jens Kulick das Goldvorkommen im Eisenberg bei Goldhausen untersucht und alte Stollen und Schächte wieder freigelegt. Seinen umfangreichen Nachlass haben die Stadt Korbach und der 2002 gegründete Verein „Historischer Goldbergbau im Eisenberg“ erworben. Walter Hellwig hat sich an die Auswertung gesetzt und weitere historische Quellen herangezogen, Birgit und Volker Emde haben Kulicks große Bildersammlung geordnet und digitalisiert und weitere Fotos aufgetan. Ergebnis der Arbeit ist das 104 Seiten dicke Buch „Durch Stollen und Schächte zum Gold“, das einzigartige Einblicke in die Welt über und unter Tage gewährt. Die drei Autoren stellen alle Stollen vor und stellen viele noch nie veröffentliche Bilder dazu. Der einstige Goldbergbau wird so anschaulich. -sg-
Neue Einblicke in die Welt unter Tage
Walter Hellwig, Birgit und Volker Emde stellen Buch über Goldbergbau vor
VON DR. KARL SCHILLING
Buchvorstellung am Goldhäuser Georg-Stollen: An der Grubenlore stehen die Autoren, links Volker und Birgit Emde, rechts Walter Hellwig. Hinter ihnen die Mitstreiter aus der Buchreihe „Beiträge aus Archiv und Museum“. Foto: Schilling
Korbach-Goldhausen – Völlig neue Einblicke in den Goldbergbau im Eisenberg bei Goldhausen liefert das neue Buch „Durch Stollen und Schächte zum Gold“, das Walter Hellwig mit Birgit und Volker Emde zusammengestellt hat. Am Montag präsentierten sie ihr reich bebildertes Werk im Zechenhaus.
Das 104 Seiten dicke Buch dokumentiert die aufwendige und umfangreiche Arbeit des verdienstvollen Landesgeologen Dr. Jens Kulick in der größten Goldlagerstätte Deutschlands. 1974 sei er mit einem Trupp Männern vor dem von Gestrüpp überwucherten Eingang eines verschlossenen Stollens aufgetaucht, berichtet Hellwig. In den nächsten vier Jahren habe sich Dr. Kulick für das Hessische Landesamt für Bodenschutz auf eine spannende Entdeckungsreise ins Innere des Eisenbergs begeben. Er forschte nach Goldvorkommen und nach der noch vorhandenen Menge. Und es sei ihm gelungen, 80 Stollen und rund 100 Schächte des Goldbergbaus wiederzuentdecken und freizulegen. So habe er dem Berg „viele Geheimnisse entlockt“. 1977 ließ er sogar einen weiteren 208 Meter langen Stollen vorantreiben, um die Fortsetzung einer Lagerstätte im „Unteren Tiefe Talstollen“ nachzuweisen. Für seine Forschungen habe Kulick zwei Alben angelegt und Bilder auf Schreibmaschinen-Seiten kommentiert, berichtet Hellwig. Außerdem seien zahlreiche Dias aufgenommen worden – die Stollen und Schächte seien nie zuvor über und unter Tage fotografiert worden.
Anfang 2020 kauften die Stadt Korbach und der 2002 gegründete Verein „Historischer Goldbergbau im Eisenberg“ Hunderte Kisten und Kartons aus dem Nachlass Dr. Kulicks. Sie kamen ins Bonhage-Museum. Walter Hellwig arbeitete die Berichte Kuliks durch – der pensionierte Pfarrer ist in dem Verein seit Jahren engagiert und führt Gruppen durch die Stollen des Besucherbergwerks. Er zog auch Grubenberichte aus früheren Jahrhunderten heran.
Birgit und Volker Emde ordneten die Bildbestände und digitalisierten sie für den Verein. Weitere Fotografien kamen hinzu. So hatte der Bad Wildunger Dr. Volker Bredow für Dr. Kulick in den engen Schächten und Stollen fotografiert und alle Arbeitsschritte dokumentiert. Im Buch zeichnet Hellwig die im 13. Jahrhundert einsetzende Geschichte des Goldbergbaus im Eisenberg nach. Bischof Albertus von Regensburg erwähnt das Bergwerk erstmals 1248. Um 1426 entstand die Bergarbeitersiedlung Goldhausen. Im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 kam der Goldbergbau zum Erliegen, Goldhausen wurde zu einer armen Bauernsiedlung.
Hellwig geht besonders auf die Versuche Carl Theodor Rauschenbuschs ein, der ab 1923 wieder Gold im Eisenberg finden und abbauen wollte. Bis 1970 investierte er ein Vermögen, ohne auf eine satte Ausbeute zu stoßen. Dr. Kulik kam 1979 in einem ausführlichen Bericht zu dem Ergebnis, der Abbau lohne sich nicht. Die Bergrechte liegen inzwischen beim Verein. Hellwig und Birgit und Volker Emde tragen die ältesten Darstellungen der Goldlagerstätte zusammen und gehen dann auf die einzelnen Stollen und Schächte ein.
Historische Fotos und die aus den Sammlungen Kulick und Brendow stammenden Bilddokumente geben einzigartige Einblicke in den Bergbau. Die Autoren erinnern auch an die harte Arbeit der Bergleute unter Tage. Volker Emde steuert zudem Angaben und Bilder über die Mineralogie des Berges bei.
Alle Bilder im Buch seien größtenteils noch nie veröffentlicht worden, betont Hellwig. Alle seine Unterlagen über den Bergbau will er dem Stadtarchiv übergeben.
„Viel Wissenswertes“
Das Buch vereine Bilder „mit kurzen, knackigen Texten, die unglaublich viel Wissenswertes vermittelten“, sagte der Leiter des Bonhage-Museums, Dr. Arnulf Scriba. Es sei fachlich korrekt, aber nicht zu akademisch geschrieben. Es komme wunderbar heraus, wie viele Stollen und Schächte es gegeben habe.
Das bei Sprenger gedruckte Buch erscheint wieder als Gemeinschaftsleistung der Stadt, des Bürgervereins Sankt Kilian, der Korbacher Bezirksgruppe im Waldeckischen Geschichtsverein und des Geoparks Grenz-Welten.
Das „tolle Buch“ schließe eine Lücke und gebe einen guten Überblick über den Bergbau im Eisenberg und darüber, was seit den 1970ern geschehen sei, sagte Geopark-Leiter Dr. Georg Bresser.
„Das Buch wird auf großes Interesse stoßen“, betonte Britta Hein vom Geschichtsverein. Es sei nicht nur für Fachleute interessant. Vielen sei Dr. Kulik noch bekannt, und manch Korbacher sei schon als Kind auf dem Eisenberg gewesen.
Den Autoren habe die Arbeit „richtig Spaß gemacht“, sagte der Vorsitzende des Vereins „Historischer Goldbergbau“, Wolfgang Behle. Er würdigte die Arbeit des Trios und ging auf die Vereinsarbeit ein. „Ohne den Verein wären die Spundlöcher zugesprengt worden.“ -sg-
Walter Hellwig mit Birgit und Volker Emde, Durch Stollen und Schächte zum Gold, Korbach 2024, Band 8 der Reihe „Beiträge aus Archiv und Museum der Kreis- und Hansestadt Korbach und Archiv der Alten Landesschule“. Der Band kostet 18 Euro und ist zu haben im Museum, im Stadtarchiv, bei der Tourist-Info und beim Verein Historischer Goldbergbau. ISBN: 987-3-9821557-7-7.