2024 WLZ 211. 10. Rückbau von brüchigen Gräbern
Nicht mehr standsichere Grabstellen im Edersee werden entfernt
Das Atlantis bröckelt: Gräber von Alt-Bringhausen tauchen bei niedrigem Wasserstand aus dem Edersee auf. Sie sind deutlich vom Zerfall gezeichnet; im Bild eine Aufnahme von 2023. © Cornelia Höhne
Edersee – Nach dem Bau der Edertalsperre in 1914 wurden Ruinen der ehemaligen Dörfer und Grabstellen überflutet. An einigen Gräbern in Bringhausen und Berich nagt schon seit Jahren der Zahn der Zeit, Platten sind abgebrochen, Grabstellen sind durch Ausspülungen beschädigt. Der Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser will nun bei fallenden Wasserständen durch den Außenbezirk Edertal die beschädigten Grabstellen zurückbauen.
„Nach 100 Jahren ist die Standsicherheit der Gräber nicht mehr gewährleistet. Um einer Gefährdung der Öffentlichkeit, beispielsweise durch herabfallende Steine, entgegenzuwirken, beginnen wir deshalb jetzt mit Sicherungsmaßnahmen“, erläutert Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt im WSA. „Entfernt werden ausschließlich Steine, von denen eine absehbare Gefährdung für die Öffentlichkeit ausgeht.“
Ende Oktober starten die Arbeiten
Nach 100 Jahren sei die übliche Schutzzeit bereits deutlich überschritten, sodass ein Rückbau der Gräber möglich ist, sagte der WSA-Sprecher.
Die Arbeiten des Außenbezirks Edertal wurden laut Jurke mit der Denkmalschutzbehörde Hessen Archäologie und den Bürgermeistern der Anliegerkommunen abgestimmt. „Gemeinsam haben wir ein passendes und tragfähiges Konzept zur Sicherung der abbruchgefährdenden Bereiche entwickelt.“
Der Beginn der konkreten Arbeiten und der Zeitraum der Maßnahmen hängen von den Wasserständen des Edersees ab. Erste Maßnahmen sollen voraussichtlich Ende Oktober starten.
Im Zuge des Aufstaus des Edersees vor über 100 Jahren wurden die damaligen Ortschaften und Bauwerke zum Teil des Sees. Auch die Friedhöfe der früheren Ortschaften Berich und Bringhausen versanken damals unter den Fluten und tauchen bei niedrigem Wasserstand des Stausees wieder auf.
Durch die wechselnden Wasserstände im See und Strömungen im Unterwasserbereich wurde der Boden um die Grabstellen sukzessive ausgespült. In den vergangenen Jahren haben sich erste Abbruchkanten gebildet, das Edersee-Atlantis bröckelt zusehends. Steine aus den Abbruchkanten drohen nun herauszufallen und gefährden Besucher, verweist das WSA.
HÖH