2024 WLZ 17. 08. Größter Kreis, aber dünn besiedelt

50 JAHRE LANDKREIS  Manfred Heß schrieb Diplomarbeit über Gebietsreform

VON THOMAS HOFFMEISTER

50 Jahre Landkreis Waldeck-Frankenberg: Manfred Heß, heute Bereichsleiter der DEVK-Versicherung, hat im Jahr 1986 seine Diplom-Arbeit über Auswirkungen der Gebietsreform am Beispiel der Gemeinde Allendorf/Eder geschrieben. Foto: Thomas Hoffmeister

Waldeck-FrankenbergWie haben sich die Einwohnerzahlen entwickelt? Wie die Schlüsselzuweisungen? Wie viele Mitarbeiter waren vor und nach der Gebietsreform beim Landkreis beschäftigt? – Das sind nur einige Aspekte, die Manfred Heß (62), heute Bereichsleiter einer Versicherungsgesellschaft in Frankenberg, bereits im Jahr 1986 für seine Diplomarbeit untersucht hat. Heß, den viele Menschen im Oberen Edertal als Fußballer und Tischtennisspieler kennen, studierte damals Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehr-Universität in Hamburg.
Seine 190-seitige Diplomarbeit zum Thema „Auswirkungen der Gebietsreform im Kreis Frankenberg auf die Gemeinde Allendorf/Eder“ verfasste Manfred Heß im Jahr 1986. Die Wahl des Themas begründet Heß mit seinem Interesse für heimatkundliche Themen und Ahnenforschung.
„Oberstes Ziel der Gebietsreform war die Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden und Landkreise“, schreibt Manfred Heß in seiner Arbeit. „Ein weiteres Ziel war der Abbau des Strukturgefälles zwischen den städtischen und ländlichen Räumen.“
Die hessische Landesregierung habe im Februar 1972 damit begonnen, Gesetzentwürfe für die Gemeinden und Kreise Hessens einzubringen. Vor der Gebietsreform (im Jahr 1960) gab es in Hessen 2691 Städte und Gemeinden, nach der Gebietsreform nur noch 421. Die Zahl der hessischen Landkreise verminderte sich im gleichen Zeitraum von 39 auf 21.
Bereits vor der Gebietsreform hatten Städte und Gemeinden die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis über einen Zusammenschluss oder eine Eingemeindung zu beraten. Ein Vorschlag des damaligen Frankenberger Landrates sah laut Manfred Heß acht Gemeindegruppen im früheren Kreis Frankenberg vor, nämlich Frankenberg, Vöhler Bezirk, Geismar-Frankenau, Battenberg-Allendorf, Haina, Gemünden, Burgwald und Hatzfeld.
Dagegen schlug das Innenministerium zehn Gemeindegruppen im Altkreis Frankenberg vor, nämlich: Allendorf/Eder, Battenberg, Bromskirchen, Burgwald, Frankenau, Frankenberg, Gemünden (Wohra), Haina/Kloster, Hatzfeld und Vöhl.
„Bis zur Vorlage des Modellplans der hessischen Landesregierung am 20. August 1971 hatten sich von den ursprünglich 71 Gemeinden des Landkreises Frankenberg schon 44 auf freiwilliger Basis zusammengeschlossen“, schreibt Manfred Heß. „Weitere 18 Zusammenschlüsse und Eingliederungen folgten bis zum Ende des Jahres 1971 und weitere sechs bis zum Ende des Jahres 1972.“

„Zu diesem Zeitpunkt bestand der Kreis Frankenberg nur noch aus 21 Gemeinden. Durch gesetzliche Bestimmungen wurden mit Wirkung vom 1. Januar 1974 dann die restlichen Gemeinden, die keine selbstständige Verwaltungseinheit bilden sollten oder konnten, zusammengeschlossen.“
So wurde aus den Gemeinden Hessenstein, Ittertal, Obernburg, Marienhagen und Vöhl die Großgemeinde Vöhl. In die Stadt Frankenau wurde Dainrode eingegliedert, in die Stadt Gemünden die Gemeinden Ellnrode und Schiffelbach sowie Frohnhausen und Oberasphe in die Stadt Battenberg, Eifa und Reddighausen in die Stadt Hatzfeld.
Durch das zum 1. August 1972 in Kraft getretene Neugliederungsgesetz der ersten Stufe sah die Landesregierung vor, die Landkreise Frankenberg und Waldeck zu einem neuen Landkreis zusammenzufassen. Die Landesregierung schlug vor, die beiden Altkreise zu einem neuen Landkreis mit dem Namen „Ederkreis“ mit Verwaltungssitz in Korbach zusammenzufassen.
Nach intensiven Anhörungen und Diskussionen schlossen die beiden Kreistage von Frankenberg und Waldeck schließlich durch Beschlüsse vom 15. und 25. Juni 1973 einen Vertrag über den Zusammenschluss zum neuen Großkreis „Waldeck-Frankenberg“. Der Zusammenschluss trat zum 1. Januar 1974 in Kraft. Mit einer Größe von 1848,57 Quadratkilometern war der neue Landkreis Waldeck-Frankenberg flächenmäßig der größte hessische Landkreis, aber mit 153 749 Einwohnern (83 pro Quadratkilometer) nach dem Vogelsbergkreis der am dünnsten besiedelte Landkreis in Hessen.
Der Haushalt des Landkreises Waldeck-Frankenberg umfasste im Jahr 1974 ein Volumen von 106 Millionen D-Mark, das sich auf 71,2 Millionen im Verwaltungs- und 34,8 Millionen D-Mark im Vermögenshaushalt verteilte. Schwerpunkte des Kreishaushaltes bildeten laut Manfred Heß Aufwendungen für Schulen und soziale Leistungen bei den Ausgaben sowie Umlagen und Zuweisungen von kreisangehörigen Gemeinden und dem Land auf der Einnahmenseite.
Das Kreisparlament des neuen Landkreises Waldeck-Frankenberg umfasste seit der Wahl im Jahr 1974 insgesamt 71 Sitze, von denen 25 auf die SPD, 33 auf die CDU, 8 auf die FDP und 5 auf die FWG entfielen. Ab 1985 waren auch die Grünen im Kreistag vertreten.