2024 WLZ 16. 04. Originale des alten Sachsenhausen
Friedhelm Artz erinnert sich an Persönlichkeiten seiner Kindheitstage
VON JÖRG SCHÜTTLER
Franz Willms, Ortsdiener der Stadt Sachsenhausen zwischen 1946 und 1955.
Der Ortsdiener, eine Taube und viele Schweine
Sachsenhausen – Der 81-jährige Friedhelm Artz weiß viele Dinge zu erzählen aus seinen Kindertagen, als der heutige Waldecker Stadtteil Sachsenhausen noch eigenständig einschließlich der dazugehörigen Stadtrechte war.
In der heutigen Folge seiner Erinnerungen geht es um Originale aus jener Zeit, um Menschen die mit ihren heute ausgestorbenen Tätigkeiten beispielsweise den Alltag im Ort mitprägten. Dazu zählte der Schweinehirt ebenso wie der Ortsdiener, der mit seiner Schelle durch Sachsenhausen zog. Und dann gibt es noch diese eine Geschichte, die an Lehrer Lämpel aus Max und Moritz erinnert. js
Sachsenhausen – In einer kleinen Artikelreihe erinnert sich Friedhelm Artz (81) an das Sachsenhausen seiner Kindheitstage. Heute stehen die Originale des Ortes aus jener Zeit im Fokus.
Wie in den meisten Kleinstädten und Dörfern, gab es in Sachsenhausen früher Schäfer und Hirten. Hier tat bis 1952 der Schweinehirt Schmidt seinen Dienst, an den sich Friedhelm Artz noch gut erinnern kann:
Sachsenhausen – In einer kleinen Artikelreihe erinnert sich Friedhelm Artz (81) an das Sachsenhausen seiner Kindheitstage. Heute stehen die Originale des Ortes aus jener Zeit im Fokus.
Wie in den meisten Kleinstädten und Dörfern, gab es in Sachsenhausen früher Schäfer und Hirten. Hier tat bis 1952 der Schweinehirt Schmidt seinen Dienst, an den sich Friedhelm Artz noch gut erinnern kann:
„Der Schweinehirt hatte verschiedene Stellen, so er mit dem Horn blies. Das hörten die Bauern und öffneten die Schweineställe. So konnte der Schweinehirt mit den Schweinen zur Sauffrase oder zur Lehmen-Kuhle ziehen. Er trieb zuerst die Schweine durch die Luisenstraße, dann über die Hauptstraße zur Wilhelmstraße. Von unten zur Wilhelmstraße rauf kam seine Frau mit Schweinen gezogen. An der Ecke, wo heute die Fabrik Valentin steht, trafen sie mit den Schweinen zusammen. Von dort aus trieb Schweinehirt Schmidt alle Schweine allein weiter.
Wenn die Schweine zurück nach Hause getrieben wurden, rannten sie viel schneller, um in ihre Stallungen zu kommen. Wir als Kinder sahen dem Treiben zu, entdeckten dabei noch zwei Schweine, die zusammen standen. Da riefen wir dem Schweinehirt zu: „Da hinten stehen noch zwei Schweine.“ Er rief zurück, die fänden den Weg nach dem Stall allein zurück. Auch die Bauern riefen: „Ist es denn schon 12 Uhr, die Schweine laufen ja schon auf dem Hof herum.“
Ebenfalls wurde in den 1950er Jahren der Konsum-Laden von Familie Bernhard aufgelöst. Artz erinnert sich, als die Waren zwischen dem ehemaligen Konsum und dem alten Bürgermeisteramt „entsorgt“ wurde: „Als wir Kinder waren, suchten wir uns brauchbare Gegenstände heraus. Auch Schokolade, Kekse und Pralinen, die schon abgelaufen waren, lagen dort. Dann entdeckten wir noch einen Karton, der einige Tabakpfeifen enthielt. Wir nahmen sie mit zu Herzogs Wilhelm. Er war sehr erfreut darüber. Eine wolle er einrauchen, mit ein wenig Zucker und Tabak füllte er den Pfeifenkopf. Als wir ihn nach einiger Zeit wiedertrafen, sagte er: „Was habt ihr mir denn für Pfeifen gegeben? Es sind beim Rauchen alle Pfeifenköpfe geplatzt.“ Deshalb waren die Pfeifen also alle entsorgt worden.
Bis Mitte der 1950er Jahre war in Sachsenhausen der Ortsdiener für die städtischen Bekanntmachungen zuständig, wozu er eine Schelle benutzte. An ihn kann sich Friedhelm Artz gut erinnern: „Er lief dann durch die Sachsenhäuser Straßen, es geschah aber auch schon mal, dass er mit dem Fahrrad unterwegs war. Einmal begab sich eine besondere Begegnung mit einer Taube. Es war, als er mit dem Fahrrad bei Kleppen am unteren Weg eine Bekanntmachung ausrief. Wie immer benutzte er dazu seine Schelle. Die Familie Jürgensen, die in der Molkerei wohnte, besaß Tauben. Eine von ihnen flog zu Franz Wilms auf den Hut, sobald sie ihn schellen hörte.“